Trickser benutzen Eifeler Ortsnamen: Warnung vor Schreiben mit teuren Konsequenzen

Bitburg · Alte Masche in neuem Gewand: Ein Unternehmen schreibt Gewerbetreibende an – doch hinter der Bitte, Daten zu überprüfen, steckt der Versuch, ein Abo zu verkaufen. Wer darauf hereinfällt, soll mehr als 1000 Euro zahlen. Besonders dreist: Die Firma benutzt die Namen von Eifeler Gemeinden.

 Mit der Unterschrift schnappt die Falle zu: Gewerbetreibende sollten Briefe derzeit genau unter die Lupe nehmen.

Mit der Unterschrift schnappt die Falle zu: Gewerbetreibende sollten Briefe derzeit genau unter die Lupe nehmen.

Foto: Klaus Kimmling

Eine Unterschrift, die mehr als 1000 Euro kostet: Derzeit verschickt ein Unternehmen namens "Europe Reg Services Ltd" eine Mitteilung an Gewerbetreibende, die den Eindruck erweckt, man könne sich in ein offizielles staatliches Register eintragen lassen. Ein darauf abgebildetes Emblem erinnert an den Bundesadler, im Betreff steht "eilige Mitteilung" und "Zentralisierung gewerblicher Daten", und im Anschreiben heißt es: "Wir bitten Sie, das beigefügte Formular auszufüllen." Gebührenfrei könne man es zurücksenden.

Alles Humbug: Wer das Kleingedruckte nicht liest und gutgläubig unterschreibt, bestellt ein Leistungspaket für drei Jahre - zu einem Preis von 348 Euro netto plus Umsatzsteuer pro Jahr. "Dahinter steckt eine private Firma, die auch ein privates Gewerberegister führt", sagt Fabian Schorn vom Gewerbeamt Bitburger Land. Diese missbraucht, um einen lokalen Bezug herzustellen, die Namen von Gemeinden - auch in der Eifel. "Geschädigte haben wir unseres Wissens bislang noch nicht", sagt Schorn. Aber ein Mann aus Idenheim sei bereits mit genau einem solchen Schreiben auf ihn zugekommen: "Weil er gerade sein Gewerbe abmeldet - und er meinte dann noch, dann müsse er das ja nicht mehr machen."

Auch die Stadt Bitburg weiß von einem konkreten Fall: Eine Fußpflegepraxis sei durch eben diese Firma angeschrieben worden, sagt Pressesprecher Werner Krämer. "Die Betroffenen haben aber richtig reagiert - und nichts unterschrieben." Das Geschäft bestehe noch nicht sehr lange - und genau auf solche jungen Unternehmen hat es die "Europe Reg Services Ltd" abgesehen.

Sitz in Malta, Büro in Leipzig

Dieser Name sagt Herbert Etzig von der Polizei Daun nichts - doch etwas ganz Ähnliches habe er gerade auf dem Tisch, erzählt er: "Da hat ein Unternehmen aus Bonn eine Firma bei uns angeschrieben. Ein Schaden ist hier nicht entstanden. Wir geben das jetzt aber an die Staatsanwaltschaft weiter."

Mit der Region selber hat die Firma gar nichts zu schaffen. Sie hat ihren Sitz in Malta und unterhält ein Büro in Leipzig. Sie will aber in ganz Deutschland Geld machen: Wie das Wirtschaftsministerium in Mainz mitteilt, werden "nach derzeitigem Kenntnisstand die Formulare bundesweit nicht nur an Gewerbetreibende, sondern an Unternehmen aus allen Branchen und damit auch an Angehörige freier Berufe sowie an öffentliche Einrichtungen und Vereine übersandt". Seit Beginn des Jahres, sagt Uwe Konz, Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums in Trier, hätten sich acht Angeschriebene aus der Region an die Polizei gewandt - doch das sei "sicher weniger als die berühmte Spitze des Eisbergs".

Das unseriöse Geschäftsmodell der Firma ist auch für Josef Junk, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburger Land und ehemaliger Leiter der PI Prüm, nichts Neues: "Die Leute sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht, an das Geld anderer zu kommen", sagt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburger Land. Und die "Unsicherheit der Betroffenen" werde einfach ausgenutzt.

Experten-Rat: Nicht zahlen, sondern Anwalt einschalten

In ähnlicher Art und Weise, nur von anderen Portalen, werde es auch bei Ortsgemeinden immer wieder mal versucht. Junk erinnert sich an einen Fall vor ein paar Jahren, der zeigt, dass niemand vor solchen Machenschaften gefeit ist: Da sei es um eine Art Gemeinderegister gegangen, ein damaliger Bürgermeister habe die verhängnisvolle Unterschrift geleistet - "und die waren dann sehr hartnäckig: Der Firmensitz war in den USA, das Inkassobüro in Griechenland", erzählt Junk. Die Gemeinde aber habe nie einen Cent bezahlt. "Und irgendwann war Ruhe."

Wer in die Falle getappt ist, sollte erst einmal kein Geld bezahlen - sondern stattdessen zum Anwalt gehen oder sich an das Gewerbeamt oder die Industrie- und Handelskammer wenden. Die Verbraucherzentrale, etwa mit ihrem Stützpunkt in Prüm, ist in diesem speziellen Fall nicht die richtige Adresse, da "Gewerbetreibende nicht dieselben Rechte haben wie Privatleute - wie zum Beispiel die Möglichkeit eines Widerrufs", sagt Beraterin Monika Hecken. Sie betont: Der normale Verbraucher müsse sich vor solchen Maschen mit Adresskorrekturen eher nicht in Acht nehmen - aber es gebe andere unseriöse Schreiben und immer wieder Angebote im Internet. "Aber das basiert immer darauf, dass etwas nicht ordentlich dargestellt ist und nicht richtig gelesen wird - deshalb sollte man immer genau hinsehen."

Es bestehen aber Chancen, den Vertrag wegen arglistiger Täuschung anzufechten. Denn in einem ähnlichen Fall urteilte der Bundesgerichtshof 2012, dass dem Betreiber eines solchen Online-Gewerberegisters ein Zahlungsanspruch nicht zustehe - eben weil er die Angaben dazu "versteckte". Im besten Fall hat die Unterschrift dann keine 1000 Euro, sondern nur Ärger gekostet.

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