Tschüss, Schnarri!

Aus dem Dienst entlassen, aber nicht arbeitslos. Polizeihauptkommissar Klaus Schnarrbach geht in den Ruhestand. Vor allem will er sich seiner Familie und Enkel Robin widmen.

 Schaukel-Pause im Garten am Wohnhaus in Fließem: Klaus Schnarrbach mit Enkel Robin. TV-Foto: Lydia Vasiliou

Schaukel-Pause im Garten am Wohnhaus in Fließem: Klaus Schnarrbach mit Enkel Robin. TV-Foto: Lydia Vasiliou

 Aus der Anfangszeit: Polizeiwachtmeister Schnarrbach 1964. Foto: privat

Aus der Anfangszeit: Polizeiwachtmeister Schnarrbach 1964. Foto: privat

Fließem. Groß, stark, kurzes graumeliertes Haar, Oberlippen- und Kinnbart, Brillenträger. So könnte sein Steckbrief aussehen, doch er steht auf der anderen Seite des Gesetzes.

Klaus Schnarrbach aus Fließem verbrachte 9800 Arbeitstage oder 78 400 Stunden, zusammen also 45 Jahre im Dienst der Polizei. Nun wird ihm am 30. September die Entlassungsurkunde überreicht.

"Ein Lebensabschnitt geht zu Ende", sagt "Schnarri", wie er seit seiner Schulzeit von Freunden auch genannt wird, "aber ich hatte eine schöne Zeit". Natürlich gehe man mit Wehmut: "Ich war gerne Polizist".

Aber da ist vor allem seine Familie, die Tochter mit Ehemann und dem sechsjährigen Robin, der Opas größtes "Hobby" ist. Ihnen will er sich widmen (was er allerdings nicht erst seit heute tut). Es sei für ihn eine Zeremonie, abends für alle zu kochen und die Familie zusammen zu haben, die im selben Haus wohnt, erklärt der 63-Jährige. Auch das große Grundstück will gepflegt sein, und außerdem gibt es da noch die Kommunalpolitik, die er auch zu seinen Hobbys zählt. Seit 25 Jahren ist er Ortsbürgermeister von Fließem und hat noch zukünftige Projekte im Auge.

Aber auch für sich selbst möchte der Polizeihauptkommissar etwas tun: zwei bis drei Mal pro Woche ins Fitness-Studio, schwimmen, wandern und mehr lesen oder "sich einfach auch mal gehen lassen".

Langeweile kennt "Schnarri" nicht. Auch sein Beruf war immer abwechslungsreich. Da werden Erinnerungen an alte Zeiten wach, als der Dienststellenleiter noch mit einer BMW Isetta fuhr und ansonsten der VW Käfer zum Einsatz kam. Oder der bisher einzige Wasserwerfer-Einsatz in Rheinland-Pfalz im September 1983 anlässlich der Blockade des Flugplatzes Bitburg, als Protest zum Nato Doppelbeschluss. Und als Ronald Reagan 1985 Bitburg besuchte, war Schnarrbach mit im Organisationsteam. Ohne große Sicherheitsvorkehrungen habe er mit dem Fahrer des Landrats, Toni Müller, Bundeskanzler Helmut Kohl an der damaligen Baustelle B 51 in Höhe Fließem abgeholt, der dort mit dem Hubschrauber landete. "Was würde da heute ein Aufwand betrieben", lächelt Schnarrbach.

Und einer der schönsten Einsätze in jüngster Zeit war für den Polizisten, der in den letzten Jahren seiner Dienstzeit für die Pressearbeit in der Polizeiinspektion Bitburg verantwortlich war, sein Pressesprecher-Job bei der Fußball WM 2006 in Kaiserslautern. "Der Polizist aus der Eifel im Pressegespräch mit den Medien aus Australien, Trinidad, Tobago und anderen", schwärmt Schnarrbach, "ein Sommermärchen nicht nur für Fußallfans". EXTRA Drei Fragen an Klaus Schnarrbach: Was war das lustigste Erlebnis während Ihrer Dienstzeit? Das war vor etwa 40 Jahren. Damals war der Schlachthof noch in der Dauner Straße. Dort ist ein Stier weggelaufen, man fing ihn ein und band ihn an einem Verkehrsschild fest. Zufällig kam ich vorbei, und man bat mich, das Tier zu erschießen. Ich habe zwei- oder dreimal geschossen, aber der Stier schüttelte nur den Kopf. Beim vierten Mal ging er dann in die Knie. Was war das traurigste Erlebnis? Die gab es immer bei schweren Verkehrsunfällen. Einmal ist mir ein Kind auf dem Arm gestorben. Auch der Unfall dreier Jugendliche aus Fließem vor etwa 15 Jahren bleibt mir in Erinnerung. Ich habe damals die Eltern informiert. Würden sie wieder Polizist werden wollen? Ja, ich würde diesen Beruf wieder wählen. Ich hatte nie Langeweile und interessante Aufgaben zu erfüllen. (lyv)EXTRA Dienstlicher Lebenslauf: 1964 - Einstellung bei der dritten Hundertschaft in Schifferstadt, Beginn der Ausbildung. 1967 - Versetzung in den polizeilichen Einzeldienst der Gendarmerie-Station Kyllburg. 1970 - Versetzung zur Schutzpolizeiinspektion Bitburg. 1978 - Leiter der Vollzugspolizei als Sachbearbeiter bei der Kreisverwaltung. 1993 - Umstrukturierung der Polizei, sogenannte Entkommunalisierung. Bis zu dieser Zeit war der Landrat der Chef. Versetzung zur Polizeiinspektion Bitburg, Sachbearbeiter Einsatz, Verkehr, Prävention und Öffentlichkeitsarbeit.

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