Türöffner für ein Leben in der Fremde - Dolmetscher-Kooperation, um Flüchtlingen zu helfen

Bitburg-Prüm · Die Niederlande, Belgien und Deutschland wollen gemeinsam Dolmetscher ausbilden, um Flüchtlingen zu helfen. 45 Übersetzer sollen im Eifelkreis Bitburg-Prüm für ihren Einsatz geschult werden. Dabei ist nicht nur die Sprache wichtig.

"Guten Tag", "Mein Name ist", "Danke" oder "Bitte" sind Wörter, die sich jeder Tourist noch schnell vor dem Urlaub in einem fremden Land in einer anderen Sprache einprägen kann. Aber Behördengänge, Arztbesuche oder Asylverfahren ohne Sprachkenntnisse zu absolvieren, ist schier unmöglich.
Vor diesem Dilemma aber stehen viele Migranten, wenn sie sich in Deutschland zurechtfinden sollen. Im Idealfall gibt es dann ehren- oder nebenamtliche Dolmetscher, die dann vermitteln. Doch geschult sind diese meist nicht. Anne Spiegel, rheinland-pfälzische Integrationsministerin, will dies nun ändern (der TV berichtete). Sie sagt, dass im Eifelkreis Bitburg-Prüm 45 Dolmetscher ausgebildet werden sollen. Starten soll das Projekt am Freitag, 1. September (siehe Info).
Die Leitung übernimmt die gemeinnützige gGmbH Arbeit und Leben - ein staatlich anerkannter Weiterbildungsträger. "Wir wollen Haupt- und Ehrenamtliche schulen, die mit Flüchtlingen zu tun haben", sagt Marc Beer, Prozessberater bei Arbeit und Leben. Zunächst wird die Universität im belgischen Lüttich in den kooperierenden Ländern Niederlande, Deutschland und Belgien den Bedarf ermitteln.
Arbeit und Leben wird dann vor Ort Dolmetscher suchen und ausbilden. "Die Menschen sollen nicht mehr unvorbereitet in gewisse Szenarien geschickt werden. Zusammen mit der Universität Germersheim wollen wir ein Fortbildungsprogramm entwerfen und vor Ort einüben", sagt Beer.
Arbeit und Leben betreut bereits seit 2015 einen Pool mit 150 Dolmetschern. "Ärzte oder Behörden fragen bei uns an - wir vermitteln den Übersetzer. Unsere Erfahrungen können wir im Eifelkreis gut anwenden." Bei der Ausbildung geht es darum, den Dolmetschern ihre Aufgabe in diesem Zusammenhang detailliert zu definieren und zu klären, was sie dürfen und nicht dürfen. Wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten sollen, oder zu vermitteln, wie die Abläufe im Jobcenter oder bei einem Asylverfahren sind.
"Ein Dolmetscher darf nichts dazuerfinden oder weglassen. Auf keinen Fall darf er beratend tätig werden", sagt Beer. Doch oft werden sie in schwierigen Situationen um Rat gefragt. Die Dolmetscher seien oft der erste Ansprechpartner im fremden Land, wenn es um wichtige Entscheidungen gehe, wie zum Beispiel eine Abtreibung oder ärztliche Behandlung, erzählt der Experte. Das könne unter Umständen auch sehr belastend für den Übersetzer sein. Auch da soll die Fortbildung ansetzen.
Das Projekt soll am 1. September mit der Bedarfsanalyse starten. Danach wird im Eifelkreis ein Mitarbeiter von Arbeit und Leben seine Tätigkeit aufnehmen und erste Dolmetscher suchen und sich mit anderen Organisationen vernetzen. Das Programm soll bis 2019 laufen.Extra: DAS DOLMETSCHER-PROJEKT IM EIFELKREIS BITBURG-PRÜM


... ist ein länderübergreifendes gemeinsames Vorhaben der Niederlande, Deutschlands und Belgiens. Sabrina Jennewein, Sprecherin des Integrationsministeriums, hat dazu die Fragen unseres Redakteurs Florian Schlecht beantwortet. Sind die Dolmetscher ausschließlich für Flüchtlinge gedacht? Sabrina Jennewein: Das Projekt richtet sich an Migranten, wozu insbesondere auch die Geflüchteten zählen. Das primäre Ziel des Projektes ist es aber, einen Pool an ehrenamtlichen beziehungsweise nebenamtlichen Dolmetschern aufzubauen. In welchen Sprachen soll geschult werden? Sabrina Jennewein: In dem Dolmetscher-Projekt geht es nicht darum, die Agierenden in Sprachen zu schulen. Die meisten sind Muttersprachler, die gut Deutsch sprechen. Nur selten haben wir Deutsche, die eine dieser außergewöhnlichen Sprachen sprechen. Vielmehr geht es bei dem Projekt darum, die Dolmetscher fachlich zu schulen, sodass sie wissen, was zu beachten ist. Am Ende sollen sie professionell übersetzen können. Wie hoch ist der Landeszuschuss für die Stelle? Sabrina Jennewein: Das Projekt soll vom Integrationsministerium im laufenden Haushaltsjahr mit rund 23 200 Euro gefördert werden.

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