Typisierungsaktion am Sonntag: Bitburger Handballerinnen kämpfen für kranke Mitspielerin

Bitburg · Die Handballerinnen des Turnvereins Bitburg organisieren für Sonntag, 1. März, eine Typisierungsaktion in der Edith-Stein-Schule (15 bis 18 Uhr, Nansenstraße 44). Sie wollen damit ihrer erkrankten Vereinskameradin helfen.

Bitburg. Sie stehen zusammen auf dem Spielfeld und kämpfen auch außerhalb füreinander: Weil ihre Mitspielerin an MDS (Myelodysplasie) erkrankt und dringend auf eine Stammzellspende angewiesen ist, organisieren die Handballerinnen des Turnvereins Bitburg eine Typisierungsaktion. "Wir wollten nicht einfach nur zuschauen, sondern helfen", sagt Melissa Stockemer, 19, aus Bitburg.
Ihre 22-jährige Mitspielerin Julia, deren Identität in der Öffentlichkeit nicht weiter preisgegeben werden soll, leidet an einer Fehlproduktion des Knochenmarks. Ihr Körper ist nicht mehr in der Lage, genügend funktionstüchtige Zellen zu bilden. Sie braucht dringend einen passenden Spender, dessen Gewebemerkmale mit ihren übereinstimmen.
Deshalb haben sich die Spielerinnen vor ein paar Wochen mit der Stefan-Morsch-Stiftung in Verbindung gesetzt, der ältesten Stammzellspenderdatei Deutschlands, hinter deren Entstehen diese Geschichte steht: Stefan Morsch aus dem Kreis Birkenfeld starb 1985 im Alter von 16 Jahren an Leukämie. Viele Menschen sammelten damals Geld, um ihm eine Knochenmarkspende zu ermöglichen. Sie konnte ihm nicht mehr helfen. Seine Eltern gründeten daraufhin die nach ihrem Sohn benannte Stiftung. Seitdem hilft die gemeinnützige Einrichtung, die ihren Sitz in Birkenfeld hat, Leukämie- und Tumorkranken. Hauptziel ist es, Menschen zu werben, die sich als Stammzellspender registieren lassen.
Die Zusammenarbeit mit der Stiftung sei "super", sagt Melissa Stockemer. Und auch die Familie der 22-Jährigen habe sich sehr über die Unterstützung des Teams gefreut. "Wir machen das gerne", sagt die 19-Jährige. Gemeinsam mit der Stiftung organisieren die Handballerinnen an diesem Sonntag in Bitburg die Aktion: Jeder gesunde Erwachsene kann sich dann als potenzieller Lebensretter in der Spenderdatei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren lassen.
11 000 Mal im Jahr wird in Deutschland die Diagnose Leukämie gestellt. Wenn Chemotherapie und Bestrahlung nicht helfen, ist die Stammzellspende oft die letzte Chance gegen den Krebs. Denn mit den Stammzellen bekommen die Patienten ein neues blutbildendes System, das diesen zurückdrängen kann. Einzige Voraussetzung: der passende Spender. Und das ist oft ein Glücksfall, obwohl in Spenderdateien wie der weltweit vernetzten Stefan-Morsch-Stiftung derzeit 25 Millionen Menschen registiert sind. Melissa Stockemer und ihre Vereinskameradinnen wollen dem Glück mit der Aktion auf die Sprünge helfen - für ihre Freundin, aber auch alle Betroffenen, die sie selbst nicht kennen: "Mit jedem neu gewonnen Spender erhöht sich die Chance, dass einem an Leukämie erkrankten Menschen mit Blutkrebs geholfen werden kann."
Als Anreiz organisieren sie eine Tombola, jeder Spender erhält eine Freikarte für das nächste Heimspiel der ersten Herrenmannschaft des Turnvereins. Zudem gibt es eine Freikarte für ein Spiel der Trierer Miezen, Freilose und Freigetränke.
Auf die elf Spielerinnen in der Mannschaft ist Trainer Daniel Kothe stolz: "Sie kümmern sich wirklich. Die Selbstständigkeit finde ich klasse." Zum Teil seien die Eltern mit im Boot, aber die jungen Frauen "machen vieles drumherum ganz eigenständig". Er sei stolz, "dass das alles so gut klappt". Und die Handballerinnen selbst sind größtenteils bereits typisiert. "Wir haben aber noch nichts gehört und gehen davon aus, dass wir nicht in Frage kommen", sagt Melissa Stockemer. Umso mehr hofft sie, "dass möglichst viele Leute kommen und dass sich ein passender Spender für unsere Nummer 1 findet".
Die Typisierungsaktion ist am Sonntag, 1. März, von 15 bis 18 Uhr in der Turnhalle der Edith-Stein-Schule in Bitburg, Nansenstraße 44.Extra

So funktioniert\\'s: In einem Gesundheitsfragebogen werden die wichtigsten Ausschlusskriterien abgefragt - zum Beispiel schwere Vorerkrankungen oder starkes Übergewicht. Dann wird eine Blutprobe genommen, die später im Labor der Stefan-Morsch-Stiftung analysiert wird. Die für eine Transplantation wichtigen Gewebemerkmale werden in der Spenderdatei gespeichert - alles wird anonym hinterlegt. Mit der Spendernummer werden diese Daten an das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland übermittelt, um für weltweite Suchanfragen zur Verfügung zu stehen. Jeder gesunde Erwachsene ab 18 Jahren darf Stammzellen spenden. Mit dem schriftlichen Einverständnis der Eltern kann man sich auch schon ab 16 Jahren typisieren lassen. eib

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