Über Sippschaft und Schnelligkeit

PRÜM. (sn) Über 330 Zuhörer saßen am Mittwoch Abend im großen Sitzungssaal der Verbandsgemeinde Prüm, als der ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm aus seinen Büchern las.

 Er schreibt gerne - auch Autogramme. Norbert Blüm signiert seine Bücher beim Eifel-Literatur-Festival in Prüm.Foto: Manuel Schmitt

Er schreibt gerne - auch Autogramme. Norbert Blüm signiert seine Bücher beim Eifel-Literatur-Festival in Prüm.Foto: Manuel Schmitt

Nach einem Nickerchen im Taxi betrat ein topfiter Norbert Blüm am Mittwochabend die Verbandsgemeindeverwaltung in Prüm. Zur Entspannung zündete er sich während des TV -Interviews erstmal eine Pfeife an, bevor er vor über 330 Zuhörern aus seinen Werken vorlas, darunter auch sein jüngstes Buch "Unverzagt und unverblümt".Nachdem Verwaltungs-Chef Aloysius Söhngen die, wie er sich ausdrückte, "politische Leitfigur" begrüßt hatte, stellte Festival-Initiator Josef Zierden den prominenten Gast vor. Dieser sei, so Zierden, doch selber ein wunderschönes Beispiel für das scheinbare Paradox von äußerer und innerer Kleinheit und Größe. Dafür nämlich, wie man ein großer Politiker werden könne, auch wenn die Messlatte der Äußerlichkeiten nur 163 Zentimeter zähle. "Norbert Blüm ist ein Beispiel dafür, wie sich aus kleinsten sozialen Anfängen heraus eine große Karriere entwickeln kann; und wie man sich, auch als Minister, immer noch dem kleinen Mann auf der Straße verpflichtet fühlen kann."Der so gelobte CDU-Mann las daraufhin vor allem persönliche Geschichten vor. So erfuhren die Zuhörer von der unkonventionellen Oma Babette, die ihren Enkel ohne Zähneputzen und voll angekleidet zu Bett brachte und selbst auch nicht viel vom Kleiderwechsel hielt. Wenn der Fliegeralarm losging, eilte die Oma, praktischerweise schon angezogen, in den Luftschutzbunker.Anekdoten über Onkel Adolf und Blüms Vater sowie das Schwiegerelterntreffen ließen den Autor beim Lesen selbst manchmal schmunzeln. Bis er sagte: "Schluss mit der Sippschaft" und etwas Philosophisches über die Schnelligkeit zum Besten gab.Heiterkeitsstürme löste die Geschichte "Das Wunder von Bern" über die Fußballweltmeisterschaft 1954 aus. Diese erlebte Blüm nicht vor dem Fernseher, "die Familie Blüm hatte damals noch keinen", sondern im Zug auf dem Weg zu einem Seminar. Nicht mit der Bahn, sondern zu Fuß ist er mit seiner Frau schon mal durch die Eifel gewandert; den Kaufmannsweg von Bonn nach Trier, verrät er. "Aber in Etappen - nicht am Stück."

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