Umweltpädagogik und Regen-Tourismus

WAXWEILER. Mit dem Bau eines geologischen Museums setzt die Gemeinde Waxweiler einen neuen touristischen Schwerpunkt. Das zum großen Teil aus Glas bestehende Gebäude wird demnächst etliche erdgeschichtliche Besonderheiten beherbergen.

Eine weltweit einmalige Geo-Sammlung wird ab etwa Mitte 2005 in Waxweiler zu sehen sein. Aus Beständen einer Familie aus Bergisch-Gladbach sollen dann erdgeschichtliche Exponate gezeigt werden, die rund 390 Millionen Jahre zurückdatieren. Hoch erfreut hat Waxweilers Ortsbürgermeister Klaus Juchmes vor zwei Wochen den letzten Stein ins Planungs- und Finanzierungs-Mosaik eingefügt. Mit der Bewilligung von 175 000 Euro durch das Land Rheinland-Pfalz für die Inneneinrichtung war nämlich endgültig klar, dass das Projekt Geo-Museum auf den Weg gebracht werden kann (der TV berichtete).Baustil ist Geschmacksache

Mit dem Bau selbst haben einige Waxweiler indes noch ihre Probleme. Sogar von einer Unterschriftenaktion war schon die Rede. Als Anbau zum Haus des Gastes erhebt sich direkt neben der Pfarrkirche inzwischen nämlich eine Glas-Fassade. Das Mauerwerk ist schlicht und schnörkellos, das noch zu begrünende Dach flach. "Sowohl die Denkmalpflege des Bistums Trier als auch die der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm haben diese Bauweise empfohlen", betont Klaus Juchmes. "Es sollte ein architektonischer Kontrapunkt gesetzt werden", erklärt der Bürgermeister, dem diese Lösung gefällt. Außerdem: Jede Nachahmung der vor Ort befindlichen Gebäude würde laut Expertenaussagen zu Lasten der bestehenden Substanz gehen. Nicht nur Klaus Juchmes, auch Arzfelds Verbandsgemeinde-Bürgermeister Patrick Schnieder ist zufrieden mit Standort und Stil. Der Verwaltungschef sieht im Waxweiler Geo-Museum zudem nicht nur eine ausgesprochen interessante Ergänzung im touristischen Angebot, sondern er lobt auch die inhaltliche Vernetzung durch das Haus Islek in Daleiden und den Geo-Park in Ernzen. Daraus folgert Klaus Juchmes: "Hier handelt es sich nicht nur um ein einzigartiges Schlechtwetter-Angebot für den Tourismus, sondern auch um eine Einrichtung von hohem umweltpädagogischen Wert." Während der Waxweiler Bürgermeister die günstigen Unterhaltungskosten anspricht, (das rund 140 Quadratmeter große Geo-Museum wird über das Haus des Gastes betreut), ist Patrick Schnieder dem Land für die großzügige Unterstützung dankbar: Die Inneneinrichtung mit Multimedia-Präsentation im Gesamtwert von 270 000 Euro unterstützt das Wirtschaftsministerium mit 65 Prozent, so dass auf die Gemeinde rund 95 000 Euro zukommen. Die Bauhülle wird über das Städtebauförderprogramm finanziert. Hier teilen sich Land und Gemeinde insgesamt rund 256 000 Euro. Schnieder: "Wir sind wirklich gut bedacht worden." "Ablagerungen aus erdgeschichtlicher Zeit, die Reste der ehemaligen Lebenswelt enthalten, stellen in der Regel einmalige und unwiederbringliche Dokumente dar." Dies betonen die Experten der erdgeschichtlichen Denkmalpflege Rheinland-Pfalz in ihrer Konzeption für das künftige Waxweiler Geo-Museum.Internationale Bedeutung

Eine Schlüsselstellung im Gesamtkomplex komme den rund 390 Millionen Jahre alten meerischen Ablagerungen von Waxweiler zu, in denen nicht nur Reste der Tier- und Pflanzenwelt des Meeres überliefert seien, sondern auch pflanzliche Reste, die von den Erstbesiedlern des Landes stammten. Die Geologen kommen zu dem Ergebnis: "Waxweiler stellt so einen der international bedeutendsten Fundpunkte dar, anhand dessen eine Rekonstruktion der konstruktiven Voraussetzungen des pflanzlichen Landgangs überhaupt möglich ist." Entdeckt, analysiert und aufbereitet hat diese Gesteine die Familie Rebske aus Bergisch-Gladbach. Fundort ist der Steinbruch Köppen, der sich bereits längst als geologische Sehenswürdigkeit etabliert hat. So kommt der promovierte Geologe Michael Wuttke zu dem Schluss: "Aus der Sicht der erdgeschichtlichen Denkmalpflege wird eine derartige Konzeption sehr befürwortet, es bleibt auf diese Weise nicht nur einmaliges Material erhalten, sondern es wird gleichzeitig Verständnis für die Bewahrung unseres erdgeschichtlichen Erbes … sinnvoll und pädagogisch ansprechend vermittelt."

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