Ungeklärte Fragen

Die Übernahme der Verbandsgemeindewerke Neuerburg durch den luxemburgischen Abwasserverband Siden gestaltet sich zunehmend schwierig. Bürgermeister Norbert Schneider (parteilos) wirft den Gesprächspartnern am anderen Our-Ufer Intransparenz vor.

Neuerburg. Obwohl der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg im Juni in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen hat, die Gespräche mit dem Abwasserverband Siden einzustellen, gärt es hinter den Kulissen. Nun meldet sich Rathauschef Norbert Schneider zu Wort und begründet die getrübte Atmosphäre unter anderem damit, dass die Luxemburger Seite seinen Personalvorschlag hartnäckig abgelehnt habe. Auf Einzelheiten möchte Schneider nicht eingehen, betont aber: "Siden macht aus seiner Personalpolitik ein Bankgeheimnis". Und: "Es ging letztlich um eine Person, die mit rübergehen sollte. Das wollte ich aber nicht, weil ich die Fachkompetenz brauche." Insgesamt sollen sechs Personen von Neuerburg nach Luxemburg wechseln.

Schneider sprach am Mittwoch davon, dass es durch die von Siden gewünschte Personalkonstellation zu Mehrkosten von rund 50 000 bis 60 000 Euro pro Jahr kommen würde. "Wie kann dann die Sache günstiger werden?", fragt Schneider nun und legt nach: "Die haben nicht als fairer Partner verhandelt. Siden hat nichts offen gelegt." Die Zahlen, die der Abwasserverband Siden vorgelegt habe, hätten im besten Fall eine Ersparnis von rund 50 000 Euro für die VG ergeben. Im schlechtesten Falle hätte Neuerburg aber "noch Geld draufgelegt", betont Norbert Schneider.

Gleichzeitig bestätigte er am Mittwoch erneut, dass es Kontakt zu den Stadtwerken Trier (SWT) gebe. Die SWT seien für die VG zwar nicht günstiger als Siden, "aber die Zahlen sind nachvollziehbar". Schneider: "Ich bin froh, dass ich den Rat detailliert informiert habe, da ich Sorge habe, dass es nicht zu geringeren Belastungen für die Bürger gekommen wäre." Gleichwohl sei er zu neuen Gesprächen mit den luxemburgischen Kollegen bereit, sagte der VG-Chef. Telefonischen Kontakt habe er aufgenommen, es gebe aber noch keine Rückmeldung.

Luxemburg hat noch Interesse



Dies bestätigte Siden-Präsident Ali Kaes. "Unserseits gibt es noch immer Interesse", sagte er auf TV-Anfrage. Er bestätigte auch, dass "personelle Dinge" den Ausschlag für die ins Stocken geratenen Gespräche gegeben hätten. Kaes betonte, wie wichtig es sei, die Our in den von der EU geforderten Zustand zu versetzen. Zudem sei er davon überzeugt, dass sich die Zusammenarbeit mit Siden für die VG Neuerburg rechnen würde. Gleichzeitig unterstrich er, dass es noch Raum für Gespräche gebe. Kaes: "Von uns aus ist das kein Problem."

Meinung

Nur die Fakten zählen

Die ursprünglich in einen Grundsatzbeschluss gegossene Absicht, mit dem luxemburgischen Abwasserverband Siden eng zu kooperieren, war ebenso logisch wie konsequent. Man muss an dieser Stelle nämlich nicht eigens betonen, wie wichtig grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist und auf wie vielen Feldern diese bereits hervorragend funktioniert. Wenn es nun so ist, dass sich die von Siden vorgelegten Zahlen als unzureichend erweisen und wegen der Übernahme von Personal tief greifende Unstimmigkeiten entstanden sind, muss man sich auf Luxemburger Seite nicht wundern, dass der Rat die Sache - zumindest vorläufig - abbläst. Bei diesen Kooperationsbemühungen ist es schließlich nicht anders als bei allen anderen Fusions- oder Verschmelzungsabsichten: Am Ende zählen nur die Fakten. Und solange das vorliegende Material nicht ausreicht, den Bürgern im Neuerburger Land in Gebührenfragen absolut glaubhafte wie nachvollziehbare Sicherheit zu geben, lässt man die Hände am besten ganz von der Sache. Wie groß die Ungereimtheiten, offensichtlich besonders personalpolitisch, sein mögen, lässt sich momentan nicht überblicken. Beide Seiten müssen daher so schnell wie möglich erneut aufeinander zugehen, um weitere Peinlichkeiten, die in diesem Fall schnell ins Persönliche gehen könnten, zu vermeiden. Ob so viel Kompromissbereitsschaft und vor allem Vertrauen noch vorhanden sind, ist allerdings fraglich. m.reuter@volksfreund.de

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