"Unsere Gesellschaft ist neurotisch"

PRÜM. Christliche Erziehung war das Thema des 45. Grundschulforums in der Bertrada-Grundschule. Aus der Benediktiner-Abtei in Maria Laach war Abt Benedikt Müntnich in die Abteistadt gekommen, um Impulse zu geben.

1500 Jahre alt - und immer noch aktuell: Mit der Benediktusregel, einer Regel für Mönche, die Benedikt von Nursia vor 1500 Jahren geschrieben hat, stieg Gastredner Abt Benedikt beim Grundschulforum in Prüm ins Thema "christliche Erziehung" ein. "Was kann ein Text, der so alt ist, und zudem für Mönche geschrieben wurde, uns in der modernen Zeit geben?", fragten sich Eltern und Lehrer in der Prümer Bertrada-Grundschule und lauschten gespannt dem Vortrag. Abt Benedikt arbeitete die Weisheit der Mönchsregel in seinem Vortrag heraus und leitete pädagogische Leitlinien für Erziehungsfragen daraus ab.Reiz-Überflutung und familiäre Probleme

"Kinder stehen heute unter einer permanenten Überforderung, erleben zu viele Reize, leiden oft unter familiären Problemen und erleben eine Vielfalt von Lebensmodellen. Unsere Gesellschaft ist ziemlich neurotisch", erklärte der Klostervorsteher von Maria Laach nüchtern und fordert: "Da muss man gegensteuern." In der heutigen, oft orientierungslosen Zeit seien wenige, aber wichtige Regeln des Zusammenlebens hilfreich. Die "68er-Generation", die selbst wenig erzogen worden sei, könne in ihrer heutigen Rolle als Erzieher oft nicht auf Richtlinien zurückgreifen. Unsere Gesellschaft sei geprägt von Gottesferne - mit gravierenden Folgen auch für die Erziehung, wie Abt Benedikt deutlich macht: "Glaube und Erziehung gehören zusammen. Nur vom Wissen vermitteln wird kein Mensch glücklich", sagt der Ordensvorsteher. Auch Eltern pubertierender Kinder macht die Mönchsregel Hoffnung: Reibungen und Streit dienen dem Weiterwachsen. "Ein Mensch braucht den anderen, um weiter zu wachsen und sich zu entwickeln." Wichtiger als die Vermittlung des Lernstoffs, seien Lehrerpersönlichkeiten und Elternvorbilder, die sich ihrer großen Verantwortung gegenüber den Kindern bewusst sind. Erziehung solle ein Angebot sein und nicht als Zwang ausgeübt werden. Dazu sei ein tieferes Hinschauen notwendig. Nach der Benediktusregel wird Erziehung als Kunst angesehen, bei der man große Sorgfalt ansetzen muss. "Einem Kind gebührt der Einsatz mit allen Kräften." Selbstlosigkeit sei darüber hinaus eine wichtige Fähigkeit der Erzieher. "Wir leben zu sehr das "Ich" und haben das "Wir" verlernt, sagte Abt Benedikt. Zudem sei es die Aufgabe der Erzieher, die Begabungen ihrer Zöglinge zu entdecken und zu fördern. Als ergänzende Lektüre zur Mönchsregel und zum Dank für sein Kommen überreichte Elternsprecherin Edelgard Jänen dem Referenten das Buch "Eifelmärchen", das der Geschichtsverein Prümer Land herausgegeben hat. Seinen etwas mehr als einstündigen Vortrag schloss Abt Benedikt mit: "Es gibt letztendlich nicht so viel Neues in der Welt - es gilt Werte, die verloren gegangen sind sind, wieder zu entdecken." scho/rg

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