Unternehmerin wirft das Handtuch

PRÜM. Die Sauna "Oase" in Prüm ist vor ein paar Tagen auf Zimmertemperatur heruntergefahren worden. Nach der Wiedereröffnung des kommunalen Schwitz-Tempels im Kurcenter liefen Brigitte Althoff viele Kunden davon. Nun hat sie ihre kleine Einrichtung geschlossen und Insolvenz angemeldet.

Aus und vorbei. Brigitte Althoffs Traum von einer gut frequentierten Sauna, die sie wirtschaftlich über Wasser halten sollte, ist ausgeträumt. Vor zwei Wochen hat sie den letzten Gästen adieu gesagt und Insolvenz beantragt. Als Grund dafür, dass der private Schwitz-Betrieb an der Bahnhofstraße den Bach herunter gegangen ist, sieht Althoff die übermächtige Konkurrenz im Kurcenter. Seit dort für rund 500 000 Euro renoviert und modernisiert wurde, kamen immer weniger Gäste in die kleine "Oase" der 54-Jährigen, die dort seit rund dreieinhalb Jahren etlichen Stammgästen Sauna-Vergnügen bot. "Zwei Saunen in Prüm sind eine zu viel"

Um die Generalsanierung der Prümer Kurcenter-Sauna war im vergangenen Sommer eine heiße Diskussion entbrannt (der TV berichtete). Brigitte Althoff hatte der Kommune Wettbewerbsverzerrung und einseitige Unterstützung mit Steuergeldern vorgeworfen. Die Stirn in Falten gelegt hatte man ebenfalls beim Bund der Steuerzahler. Dort war der Prümer Sauna-Betrieb im Kurcenter, dessen Herzstück ein Freizeitbad ist, als Eigenbetrieb bezeichnet worden, der es einer Kommune ermögliche, Schulden auszulagern, ohne dass sie in den Gemeindehaushalten auftauchten. Prüms Kurcenter-Chef, Bürgermeister Aloysius Söhngen, hatte seinerzeit alle Vorwürfe zurückgewiesen: Erstens sei der Zweckverband kein Eigenbetrieb, und zweitens gehöre zu einem Freizeitbad heutzutage nun einmal auch ein Wellnessbereich, wie dies zum Beispiel in Bitburg der Fall sei. Für Brigitte Althoff war alles Schwitzen jedenfalls vergebens, die Unternehmerin hat sich den nackten Tatsachen inzwischen gebeugt: "Es war wohl eine Illusion von mir zu glauben, dass man mit harter Arbeit eine Existenz aufbauen kann - und dass man Hilfe erwartet, aber sich vieles nur gegen einen wendet", resümiert sie und betont, keineswegs im Zorn von Prüm fortzugehen. "Ich will nicht klagen, denn ich habe in dieser Zeit viel gelernt." Sie sei mit vielen Menschen zusammen gekommen, auf die man sich habe verlassen können, und die Arbeit mit all den netten Gästen habe ihr immer Spaß bereitet. Althoff: "Es hat zwar nicht zum Überleben gereicht, und doch habe ich sehen können, zu was ich fähig bin." Ihren Stammkunden ist Brigitte Althoff besonders dankbar, leider seien es aber zu wenige gewesen. Durch die neue Kurcenter-Sauna sei ihr die Möglichkeit genommen worden, ihren eigenen Betrieb entsprechend auszubauen. "Es konnte nicht funktionieren; zwei Saunen in Prüm sind eine zu viel." Ihr Wunsch, ein gemeinsames Konzept zu finden, das beiden ein Überleben geboten hätte, sei nicht erfüllt worden, stellt die gelernte Damenschneiderin nüchtern fest. Nun freut sie sich auf ein neues Leben in einer anderen Stadt. Bereits am Donnerstag wird sie sich ins Auto setzen, um eine Stelle als Haushälterin irgendwo in Nordrhein-Westfalen anzutreten. "Schade. Es hätte auch anders laufen können. Ich bin einfach nur traurig, wenn ich sehe, wie gehässig manche Menschen sein können", sagt Brigitte Althoff mit ein paar Tränen in den Augen. "Ich habe gekämpft, jetzt kann ich nicht mehr." Sie bezeichnet sich selbst als einen starken Menschen und freut sich auf den Neubeginn. Was mit der Einrichtung an der Bahnhofstraße passiert, weiß Brigitte Althoff noch nicht. "Ich warte auf den Insolvenzverwalter und hoffe, dass ich ohne Schulden aus der Sache herauskomme."

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