Uran im Trinkwasser: Bürger verunsichert

Die Meldungen über erhöhte Uran-Werte im Trinkwasser bei Bitburg haben Bürger verunsichert. Deshalb gab es bei den VG-Werken Bitburg-Land Anfragen, ob man Kranenwasser noch trinken könne. "Bedenkenlos", antwortet Werkleiter Fritz Brüders, der beklagt: "Da wird Angst verbreitet." So sieht es auch sein Amtskollege Rolf Heckemanns von den Stadtwerken.

 Kein Grund zur Panik wegen der Diskussion um Uran-Werte: Wasser aus der Leitung ist unbedenklich. TV-Foto: Dagmar Schommer

Kein Grund zur Panik wegen der Diskussion um Uran-Werte: Wasser aus der Leitung ist unbedenklich. TV-Foto: Dagmar Schommer

Bitburg. "Es gibt ja noch nicht mal einheitliche Leitwerte für Uran im Trinkwasser", sagt Stadtwerke-Leiter Rolf Hecke-manns. So geht etwa die Weltgesundheitsorganisation davon aus, dass 15 bis 20 Mikrogramm Uran pro Liter (ein Mikrogramm ist ein Millionstel Gramm) "gesundheitlich lebenslang duldbar" sind. Die amerikanische Gesundheitsorganisation EPA hält gar 30 Mikrogramm pro Liter für unbedenklich, während das Umweltbundesamt einen Leitwert von 10 Mikrogramm pro Liter empfiehlt. Heckemanns: "Der Deutsche ist da eher übervorsichtig."

Verunsicherung entstand, weil die Uran-Werte des Wassers aus dem Tiefbrunnen Königswäldchen mit 12 Mikrogramm leicht über dem Umweltbundesamt-Leitwert liegen. Im Unterschied zu Grenzwerten sind Leitwerte nicht bindend. Einen Grenzwert für den Uran-Gehalt gibt es nicht. Bund und Länder wollen sich darauf im Herbst einigen. Laut Bundesgesundheitsministerium könnte dann ein Grenzwert von 10 Mikrogramm pro Liter eingeführt werden. Dadurch, dass in Bitburg das Wasser mehrerer Brunnen gemischt wird, werden im Leitungsnetz maximal Werte von 8,5 Mikrogramm gemessen, womit man also ebenfalls unter dem strengen Leitwert des Bundesumweltamts liegt. "Bei uns haben sich etliche verunsicherte Bürger gemeldet", sagt Fritz Brüders, Leiter der VG-Werke Bitburg-Land, der entwarnt: "Man kann Kranenwasser bedenkenlos trinken." Die Uran-Werte in den zehn Gewinnungsanlagen im Bitburger Land liegen zwischen 0,1 und 2,9 Mikrogramm pro Liter. Ähnlich niedrig liegen die Werte an den Bitburger Tiefbrunnen Steinbrück und Mötsch (0,8 bis 1,1 Mikrogramm).

Die CDU-Stadtratsfraktion hinterfragt, warum dann ausgerechnet in Königswäldchen ein neuer Tiefbrunnen gebohrt wird. "Die Entscheidung fiel zu einem Zeitpunkt, wo die Uran-Werte noch nicht bekannt waren", sagt dazu Heckemanns. Denn Uran muss nicht von den Werken überprüft werden. Dass das Wasser von Königswäldchen den zweithöchsten Uran-Gehalt in Rheinland-Pfalz hat, wurde erst bei einer Analyse des Landesuntersuchungsamts deutlich (der TV berichtete). Wesentlich höhere Werte gibt es aber mit bis zu 39 Mikrogramm etwa in Bayern und Badem-Württemberg.

Für einen neuen Brunnen in Königswäldchen spricht laut Heckemanns, dass dort bereits eine Wasserschutzzone ausgewiesen ist und anders als bei Steinbrück keine hohen Pumpkosten anfallen. Zudem ist eine Enteisungs-Anlage bereits vorhanden. "So lange der Gesetzgeber noch nicht weiß, was er will, hat es auch keinen Zweck über eine Aufbereitungsanlage zu diskutieren, die knapp eine Million Euro kostet", sagt Hecke-manns. Sollte überhaupt ein Grenzwert von 10 Mikrogramm eingeführt werden, muss sich zeigen, ob der ab Entnahmestelle gilt oder für das gemischte Wasser im Leitungsnetz. Einen Nachteil sieht Heckemanns in der Brunnen-Neubohrung nicht: "Wenn wir eine Aufbereitungsanlage in Königswäldchen brauchen, können wir die dann gleich für das Wasser beider Brunnen einsetzen."Extra Uran und Säuglinge: Uran ist ein natürlich vorkommendes, radioaktives Schwermetall, das in hoher Konzentration Nierenschäden verursachen kann. Das Umweltbundesamt, das mit 10 Mikrogramm pro Liter den strengsten Leitwert empfiehlt, hält diesen auch bei Säuglingen für "gesundheitlich sicher". Die 2 Mikrogramm, die die Verbraucherschutz-Organisation "foodwatch" ins Gespräch brachte, sind nur für Hersteller von Mineral- und Tafelwasser wichtig, wenn sie mit dem Zusatz "besonders geeignet zur Zubereitung von Säuglingsnahrung" werben wollen. Dieser Wert dient nach Angaben der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfachs ausschließlich dem Ziel, irreführende und wettbewerbsverzerrende Werbung zu vermeiden und so für Chancengleichheit am Markt zu sorgen. (scho)

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