Vermarktung an der Autobahn stockt

Der große Durchbruch will dem Industrie- und Gewerbezentrum (IGZ) nicht gelingen. Die laufenden Kosten belasten die Kassen, und die Vermarktung läuft nur schleppend. Nun soll gezielt die Logistikbranche angesprochen werden.

 Die Erwartungen waren groß, nun ist es mit der ersten Euphorie vorbei. Die fehlende Beschilderung ist wohl kaum der Grund für das mangelnde Interesse am Industrie- und Gewerbezentrum. Mit einem neuen Konzept soll die Vermarktung nun wieder angekurbelt werden. TV-Foto: Jens Klein

Die Erwartungen waren groß, nun ist es mit der ersten Euphorie vorbei. Die fehlende Beschilderung ist wohl kaum der Grund für das mangelnde Interesse am Industrie- und Gewerbezentrum. Mit einem neuen Konzept soll die Vermarktung nun wieder angekurbelt werden. TV-Foto: Jens Klein

Badem. Wenngleich Badem als Wohnort offenbar weiterhin beliebt ist, lassen die Erfolge des Industrie- und Gewerbezentrums (IGZ) weiterhin auf sich warten. Nachdem es zu Beginn des Jahres mehrere Anfragen von Firmen gegeben hatte, kann bislang nur eine Neuansiedlung auf dem IGZ-Areal verbucht werden.

"Seit geraumer Zeit ist es sehr zurückhaltend geworden", beschreibt Bernd Spindler, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Kyllburg, das geringe Interesse der Betriebe. Die große Konkurrenz durch andere Gewerbegebiete, beispielsweise Fließem oder Landscheid, kommt erschwerend hinzu. Spindler spricht in diesem Zusammenhang von einem "Kannibalisieren in der Region". Immer wieder werden die verschiedenen Standorte bei Verhandlungen gegeneinander ausgespielt.

Ein Hemmnis für die Entwicklung des IGZ sieht der VG-Bürgermeister auch in der Politik der regionalen Banken. Er beruft sich auf ihm zugetragene Informationen, wonach Grundstücke im IGZ nur bis zu einem geringeren Prozentsatz mit einer Hypothek belastet werden können als beispielsweise in Trier. "Die Ansiedlung und Erweiterung wird durch das unterschiedliche Kreditverhalten der Banken massiv erschwert", sagt Spindler.

Zu einem Aufschwung könnte die geplante Zusammenarbeit mit einem professionellen Vermarkter führen. Das Konzept hat dieser kürzlich vorgestellt. "Wir wollen uns auf das Logistikgewerbe konzentrieren", erklärt der VG-Chef und denkt an dieser Stelle an die Nähe zu Belgien und den Niederlanden. Man müsse neue Märkte erschließen. Dabei sollen die gute Lage und die günstigen Kaufpreise dem IGZ zu Erfolg verhelfen.

Gerade in diesen beiden Punkten unterscheidet sich das IGZ allerdings nicht wesentlich von seinen Mitbewerbern an der A 60. In Fließem liegt der Quadratmeter-Preis bei acht Euro, in Badem sind es etwa zehn Euro.

In der Zwischenzeit belastet das IGZ den Haushalt der VG Kyllburg und der Ortsgemeinde Badem. Denn neben den bisherigen Investitionskosten von rund 2,2 Millionen Euro verursacht das IGZ dem Zweckverband jährlich etwa 180 000 Euro Kosten, die von der VG Kyllburg und der Ortsgemeinde Badem getragen werden müssen.

Die angespannte Haushaltslage im Blick, würde sich Badems Ortsbürgermeister Reinhard Meyer heute offensichtlich gegen die Erschließung des Gewerbegebiets aussprechen: "Wir waren damals euphorisch. Heute habe ich eine andere Meinung", sagt er.

Meinung

Späte Einsicht

Die Euphorie beim Bau der A 60 war groß. Sie war zu groß - nicht nur in Badem, sondern auch in Fließem, Landscheid oder Plütscheid und Feuerscheid. Denn Badem ist bei weitem nicht das einzige weitgehend leere Gewerbegebiet entlang der Autobahn. Auch wenn noch mancher sich in Zweckoptimismus übt oder ungünstige Rahmenbedingungen beklagt, alle wissen inzwischen, dass es besser gewesen wäre, wenn nicht jeder auf eigene Faust hunterttausende Euro verbrannt hätte, sondern man von Anfang an eine gemeinsame Strategie und maximal ein Gewerbegebiet an der A 60 entwickelt hätte. Es wäre billiger geworden, und weniger Gewerbesteuer als jetzt wäre nicht in die Ortskassen geflossen. l.ross@volksfreund.de

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