Vernetztes Klassenzimmer

Mit der rechten Hand auf dem Herzen stehen sie vor der amerikanischen Flagge und schwören auf ihre Verfassung. Mitten in der Eifel. Mit diesem Ritual beginnen 1500 Kinder der in Spangdahlem stationierten amerikanischen Militärangehörigen und ihre 300 Lehrer jeden Morgen um acht Uhr den Schultag.

 Die computergesteuerte Tafel gehört auf der Air Base schon in der Grundschule zur Ausstattung der Klassenzimmer. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Die computergesteuerte Tafel gehört auf der Air Base schon in der Grundschule zur Ausstattung der Klassenzimmer. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Spangdahlem. Stolz hebt Richard R. Alix, Leiter der amerikanischen Grundschule, hervor, wie "brav" seine Schüler seien: "Die Eltern achten sehr auf gute Manieren und legen großen Wert auf die Ausbildung", sagt er. Das elterliche Engagement geht so weit, dass sie im Unterricht mithelfen. Zur Disziplin auf dem Schulgelände gehört, dass Kaugummis, Handys, MP3-Player und Basecaps verboten sind.

An den beiden Schulstandorten der Streitkräfte in Bitburg und auf der Air Base Spangdahlem gibt es jeweils einen Kindergarten, eine Elementary School, die der deutschen Grundschule entspricht, eine "Middle School" und eine "High School".

Gemäß dem amerikanischen Gesamtschulsystem werden ab der Grundschule alle Kinder, gleich welcher Entwicklung und Begabung, zusammen unterrichtet und zwar ganztags. Nach Schulschluss um 15 Uhr steht dann Sport auf dem Programm: American Football, Volleyball, Golf, Geländelauf, Cheerleading oder Tennis. Anschließend warten noch die Hausaufgaben. Da dauert so ein Schultag für einen High-School-Schüler nicht selten bis 22 Uhr. Anders als in Deutschland ist der Unterricht in 90-Minuten-Blöcke unterteilt. Anders ist auch, dass nicht die Lehrer, sondern die Schüler die Klassenräume wechseln.

Alle acht Wochen ein neues Metier kennen lernen



Unterrichtet werden die Hauptfächer Mathe, Englisch, Wissenschaft, Geschichte und von der neunten bis zur zwölften Klasse sowie Fremdsprachen, bei denen die Schüler zwischen Spanisch und Deutsch wählen können. Dar über hinaus gibt es "Wheel Classes". Sie könnte man als "Schnupperfächer" bezeichnen. Alle acht Wochen lernen die Schüler auf diese Weise ein anderes Metier kennen wie Computer, Video, Musik, Elek trotechnik oder Kunst. Das soll helfen, sich über die eigenen Interessen klar zu werden, erläutert David Carlisle, Leiter der High School.

Die High School, in der die Schüler nach der zwölften Klasse ihren Abschluss machen, möchte die Jugendlichen sowohl auf die Universität als auch auf den Beruf vorbereiten. Ein Schwerpunkt der Schulen liegt im Bereich Computer, sagt David Carlisle. "Damit bereiten wir unsere Schüler auf die Zukunft vor. Wir haben die besten Computerlabore der Welt", so Carlisle. Somit ist auch jedes Klassenzimmer mit einer interaktiven, computergesteuerten Tafel (Smartboard) ausgestattet. Fast jedes Klassenzimmer besitzt darüber hinaus einen Schrank mit 16 schnurlosen Laptops, die mit dem Internet verbunden sind. Damit eröffnet die Schule die Möglichkeit, an Fernkursen von der Meeresbiologie bis zur Computersprache überall auf der Welt teilnehmen zu können.

Ein Unterschied zu anderen amerikanischen Schulen sei besonders augenfällig, meint David Carlisle: "Wir haben mehr Geld". Denn hier unterhält die US-Regierung und nicht irgendeine arme Gemeinde die Schulen. Etwas kleinlauter wird Carlisle beim Thema Integration: "Wir arbeiten relativ wenig mit deutschen Schulen zusammen", sagt er. Sein Kollege Richard Alix hat aber Pläne: "Ich werde versuchen, wieder einen Austausch mit deutschen Schulen in Gang zu bringen".

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