Verwandlung ohne Zauberstab

SPEICHER. Fast ein Jahr harte Arbeit hat sich gelohnt: Große Teile der Alten Töpferei in Speicher können sich inzwischen wieder sehen lassen und dienen örtlichen Vereinen als Domizil. Hohen Stellenwert genießt die Nachwuchsarbeit.

Wer das Innere der Alten Töpferei in Erinnerung hat und sich den aktuellen Zustand des Wohnhaus-Trakts anschaut, wird seinen Augen nicht trauen. Frisch verputzte, tapezierte und gestrichene Wände, mehrfach abgeschliffene und versiegelte Böden, neue Türen, Leitungen und Heizungen. "Wir waren praktisch jeden Samstag und oft zusätzlich in der Woche abends damit beschäftigt, alles auf Vordermann zu bringen", berichtet Markus Berens (31) vom Speicherer Stamm "Quo vadis" der Europäischen Pfadfinderschaft St. Georg. Eltern und örtliche Unternehmer unterstützten die Jugendlichen und ihre Leiter. Die Ortsgemeinde stellte das Material.In 20 Jahren fünf Mal umgezogen

Zum 1981 gegründeten Stamm gehören derzeit rund 60 Mitglieder ab fünf Jahren, die in sechs Gruppen aktiv sind. Ausflugsfahrten, Zeltlager, Wanderungen und Spiele gehören zum Programm des Vereins. "Die Pfadfinder haben einen tollen Zusammenhalt und unternehmen viel", lobt Tina Drockenmüller (38). Ihre Söhne Luca (9) und Leon (7) hatten viel Spaß beim Piraten-Zeltlager in Ernzen. Nach dem Abriss des Jugendhauses im Januar 2003 (der TV berichtete) hielten die Pfadfinder ihre Gruppenstunden übergangsweise im Keller der Speicherer Grundschule ab. Mit den beengten Verhältnissen ist es nun vorbei. Im Erdgeschoss des Jugend- und Vereinshauses gibt es zwei Aufenthaltsräume und eine komplett ausgestattete Küche, außerdem einen Abstellraum für Material und Kleidung. Nebenan lagern Zelte, Töpfe und Kannen. Eine Treppe, die noch renoviert werden muss, führt zum Obergeschoss mit zwei weiteren Aufenthaltsräumen, einem Gruppenleiterraum mit Tafel, Toiletten und gefliestem Duschraum. Der Clou: ein kleines Museum zur Pfadfindergeschichte mit Jahreskalendern, Liederbüchern, Stammeszeitungen und Original-Kluften. Der Dachboden des Hauses könnte in einen Schlafraum verwandelt werden. Die Erneuerung der Außenfassade steht noch aus. "Für September planen wir einen Tag der offenen Tür im Vereinshaus", kündigt Martin Berens (23) an. An der Rückseite des Gebäudekomplexes liegen Werk- und Büroraum des Eifelvereins Speicher. "Tür, Fenster und Decke sind neu", berichtet Vorsitzender Klaus Thiel. Die 1891 gegründete, mehrfach ausgezeichnete Ortsgruppe mit rund 100 Mitgliedern kümmert sich unter anderem um Wanderwege, Ruhebänke und Kapellen. Die Nachwuchsarbeit fällt nicht so leicht wie in anderen Vereinen, aber bei den regelmäßigen Wanderungen sind meist auch Kinder dabei. Thiel: "In 20 Jahren sind wir vier, fünf Mal umgezogen. Ich hoffe, jetzt können wir dauerhaft bleiben."Proberaum und Jugendtreff ins Auge gefasst

Die Versorgungszentrale für Heizung, Wasser und Strom liegt im hinteren Bereich der ehemaligen Töpfer-Werkstatt, die die Ortsgemeinde als zweiten Bauabschnitt angehen will. Im Erdgeschoss wäre zum Beispiel noch Platz für eine Bücherei oder eine Außenstelle des Heimatmuseums. Im Obergeschoss könnte ein Proberaum für den örtlichen Musikverein entstehen. Außerdem ins Auge gefasst: ein offener Jugendtreff mit Toiletten im Keller. Der denkmalgeschützte Brennofen braucht ein neues Dach. "Wir suchen weiterhin Sponsoren und Helfer, brauchen auch Zuschüsse vom Land", wirbt Ortsbürgermeister Erhard Hirschberg um Unterstützung. Weitere Einnahmen soll der Verkauf übrig gebliebener Töpferwaren bringen.

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