Viel Hilfe, wenig Überblick: Neue Anlaufstelle im ehemaligen Aldi ist die dritte Kleiderausgabe

Bitburg · Aufgrund der vielen Flüchtlinge, die auf dem Bitburger Flugplatz, aber auch in der Stadt sowie im Umland untergebracht sind, ist der Bedarf an gespendeter Kleidung so groß wie nie. Während freiwillige Helfer damit beschäftigt sind, die Klamotten und Schuhe zu sortieren und zu verteilen, verlieren die Spender so langsam den Überblick. So hat vor wenigen Tagen im ehemaligen Aldi in der Gartenstraße eine weitere Kleiderkammer aufgemacht.

Viel Hilfe, wenig Überblick: Neue Anlaufstelle im ehemaligen Aldi ist die dritte Kleiderausgabe
Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Bitburg. Die meisten Regale sind gut gefüllt. Doch längst nicht alle. Das blaue Regal mit dem Aufkleber "Männer S" ist fast leer. Lediglich eine graue Stoffhose liegt auf dem obersten Regalbrett. Kleine und mittlere Männergrößen sind definitiv Mangelware. Genau wie Schuhe. "Und oben auf dem Flugplatz sieht es nicht besser aus", sagt Sandra Hebig. Die Mitarbeiterin des DRK Bitburg-Prüm leitet die Rot-Kreuz-Kleiderkammer in Mötsch. Von Montag bis Freitag sortiert sie mit den vielen ehrenamtlichen Helfern die Kleider- und Sachspenden, die dann jeden Tag in der Kleiderausgabe der Flüchtlingsunterkunft auf dem Flugplatz verteilt werden.
Wer Kleider für die Menschen auf dem Flugplatz spenden will, gibt diese also am besten in der Kleiderkammer in Mötsch oder aber bei der DRK-Geschäftsstelle in der Rot-Kreuz-Straße ab. Das muss man wissen. Denn es gibt in Bitburg mehrere Anlaufstellen für gebrauchte Kleidung, deren Kundenkreise längst nicht unbedingt deckungsgleich sind. Und eine weitere Anlaufstelle hat nun in den Räumen der ehemaligen Aldi-Filiale in der Gartenstraße aufgemacht.
Betrieben wird diese von der Initiative Bitburg für eine solidarische Welt. Der gemeinnützige Verein, der auch den Eine-Welt-Laden Alasitas betreibt, hatte in den vergangenen Wochen als Übergangslösung zunächst das Pfarrhaus St. Peter als Plattform genutzt, ist nun aber in die Gartenstraße gezogen. "Als Konkurrenz zu bereits bestehenden sozialen und caritativen Einrichtungen sehen wir uns nicht und wollen dies auch nicht sein", heißt es seitens der Initiative.
Für DRK-Geschäftsführer Rainer Hoffmann stellt sich dennoch die Frage, warum es dieses zusätzliche Angebot überhaupt gibt. "Ich sehe da eigentlich gar keine Notwendigkeit und war doch etwas überrascht", meint Hoffmann. Zumal das DRK ja zusätzlich zu der Kleiderkammer für die Flüchtlinge auch noch den Kleiderladen in der Hauptstraße betreibe. Dort wird gut erhaltene Kleidung für wenig Geld verkauft. Das Angebot richtet sich an sozial schwache Menschen aus dem Altkreis Bitburg.Kritik an Überschneidungen


Gleiches gilt auch für die Kleiderkammer in den Geschäftsräumen der Bitburger Tafel. Auch dort werden bereits seit Jahren ergänzend zur Lebensmittelausgabe Kleider- und Sachspenden entgegengenommen und verteilt. Und auch dort wundert man sich nun über das zusätzliche Angebot im alten Aldi. "Die Flüchtlinge, die auf dem Flugplatz leben, werden vom DRK versorgt, und die Flüchtlinge, die danach auf die Kommunen verteilt werden, kommen als Tafelkunden zu uns", sagt Erika Garçon, Vorsitzende des Tafelvereins. Sie verstehe deshalb nicht, warum nun noch eine weitere Kleiderkammer für Flüchtlinge eingerichtet worden sei. "Für uns ist das eine recht unglückliche Sache", sagt Garçon, "weil wir jede Sach- und Kleiderspende brauchen können."
Was die Vorsitzende der Tafel aber vor allem irritiert, ist die Öffnungszeit der neuen Einrichtung. Denn die Waren- und Kleiderkammer der Initiative Bitburg für eine solidarische Welt hat nur mittwochs, von 9.30 bis 13.30 Uhr, geöffnet. Und diese Öffnungszeit überschneidet sich mit der Ausgabe der Tafel, die ebenfalls nur jeden Mittwoch, von 11 bis 14 Uhr, stattfindet.
"Es ist ja nicht so, dass die Leute den ganzen Vormittag bei der Tafel sind", meint dazu Peter Berger, Vorsitzender der Initiative Bitburg für eine solidarische Welt, der sich selbst viele Jahre für die Tafel engagiert hat. Sollte die Uhrzeit aber schlecht gewählt sein, so könne man das natürlich noch ändern, fügt er hinzu. "Dass wir Flüchtlingen helfen, ist ja auch nichts Neues", sagt Berger mit Verweis auf den in Bitburg seit gut 30 Jahren bestehenden Arbeitskreis Asyl.
Zudem sei die Einrichtung im alten Aldi ja auch nicht als reine Kleiderkammer gedacht. "Ganz wichtig war uns die Verteilung von gespendeten Fahrrädern", erklärt Berger, "und dafür haben wir einen Raum gesucht." Dass dort neben Fahrrädern nun auch Kleidung sowie Spielzeug, Elektrogeräte und Sonstiges für den Haushalt angeboten werde, habe sich so ergeben, fügt er hinzu. Angesichts der vielen Flüchtlinge sehe er darin aber auch kein Problem: "Ich denke, die Menschen können jede Unterstützung brauchen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort