Viel mehr als nur ein Laden

Kyllburg · Der Shop-in-Shop in Kyllburg ist mehr als nur ein Geschäft. Er ist Anlauf- und Ruhepunkt, Gesprächsforum und Kummerkasten. Die Idee dazu wurde vor vier Jahren beim Stammtisch "Offensive Kyllburg dajeh!" geboren. Doch das Projekt braucht dringend Unterstützung.

Viel mehr als nur ein Laden
Foto: (e_eifel )

Kyllburg Wer nur mal auf einen Sprung in den Shop-in-Shop in Kyllburg gerät, kommt garantiert nicht vor einer halben Stunde Stöbern wieder raus. Das Angebot an kunsthandwerklichen Waren, Seifen, Karten, Schmuck, Weinen, Mode und vielem mehr ist zunächst mal schlicht überwältigend.Die Idee zu diesem Projekt hatte die in Kyllburg lebende Niederländerin Roos Linders, die bei einem Stammtisch der Bürgerinitiative "Offensive Kyllburg dajeh!" mit dabei war. Damals ging es darum, die leeren Schaufenster des Städtchens wieder mit Leben zu erfüllen. Das Konzept ist schnell erklärt: Wer möchte, kann sich im Laden einen Platz, einen Schrank, ein Regal oder einen Tisch anmieten. Pro Meter auf dem Tisch müssen zehn Euro im Monat bezahlt werden und zehn Prozent vom Umsatz. Der Laden wird von sieben ehrenamtlich arbeitenden Mitarbeiterinnen geführt. Personalkosten fallen also nicht an. Von den Einnahmen werden Miete, Strom und Wasser bezahlt. Die ersten vier Jahre lief das Geschäft gut. Doch in den vergangenen drei Monaten sind die Umsätze eingebrochen. "Wir wissen aber nicht, warum. Doch wenn keine Leute mehr kommen, können wir den Laden nicht mehr halten", sagt Roos Linders. Insgesamt 26 Aussteller aus der Umgebung, aber auch aus Arzfeld, Birresborn und Euskirchen präsentieren zurzeit in Kyllburg ihre Produkte. "Wir verstehen uns nicht nur als Geschäft, sondern auch als Treffpunkt. Wir machen das auch, damit die Menschen hinter den Geranien hervorkommen - so sagen wir in Holland", sagt die 60-Jährige und lacht. Alle 14 Tage, immer freitags von 14 bis 17 Uhr, veranstalten die Frauen ein Strickcafé, zu dem jeder kommen kann. "Das ist so toll. Viele bringen schon Thermoskannen mit Kaffee und selbst gebackenen Kuchen mit", sagt Wilma Groenhout, die auch im Laden mithilft. Im vergangenen Jahr haben die Frauen einen Kunsthandwerkermarkt in Kyllburg organisiert. "Das war ein voller Erfolg", sagt Roos Linders. Der Markt sei so gut angekommen, dass sie ihn am Sonntag, 11. Juni, wieder auf die Beine stellen wollen. "Die Leute sollen sehen, dass in Kyllburg etwas passiert", sagt sie. Wenn Touristen ihren Laden betreten und sie ihnen das Geschäftsmodell erkläre, seien diese begeistert.Es würde sie schon sehr traurig stimmen, wenn sie den Laden aufgeben müsste. "Wir machen das für die Kyllburger, aber die kommen kaum." Doch so schnell wollen sie nicht aufgeben. An Karneval haben die Frauen geplant, im Umzug mitzugehen. Dort wollen sie Werbezettel verteilen, an denen ein Glückspüppchen angebracht ist. "Wir verschenken ein kleines bisschen Glück - wer zu uns in den Laden kommt, kann jede Menge Glück finden", sagt Roos Linders. Sie wolle weiter an das Projekt glauben. "Wir schaffen das. Doch dafür brauchen wir Menschen, die uns unterstützen - jeder darf mitmachen!" Sie könne nicht zu den Leuten gehen, aber jeder, der eine Idee habe, könne zu ihr kommen. Für Bürgermeister Wolfgang Krämer ist der Shop-in-Shop ein gutes Beispiel für alternative Formen des Einzelhandels. "Die Kooperative der Frauen ist ein ‚Kind‘ unserer Offensive. Sie hat neben der kunsthandwerklichen Seite auch wichtige soziale, integrative und kommunikative Funktion, weil sie Anlauf- und Ruhepunkt, Gesprächsforum und Kummerkasten zugleich ist." Ein Ort für Jung und Alt, sagt er. Trödel wird übrigens nicht verkauft. Vor der Tür steht aber immer ein Regal. Dort kann man gebrauchte Sachen, die man verschenken möchte, reinlegen. Und andere können sich die Sachen, die sie brauchen können, herausnehmen. "Das funktioniert sehr gut. Vor allem die Flüchtlinge gucken dort gerne, ob sie was gebrauchen können", sagt Roos Linders. Demnächst werde es auch eine Männerecke geben, verrät sie. Ob es aber überhaupt noch eine Zukunft für den Shop-in-Shop geben wird, entscheiden die Menschen in Kyllburg und Umgebung. Denn ein Verlustgeschäft soll es nicht werden. "Wenn es sich nicht mehr trägt, werden wir schließen müssen", sagt Roos Linders.KommentarMeinung

Jetzt gilt es Was Roos Linders und ihre Helferinnen in Kyllburg anbieten, ist viel mehr als nur ein Laden für Kunsthandwerk und Kleidung. Vier Jahre lang ging das gut. Doch nun wackelt das ganze Projekt. Wenn den Kyllburgern die Initiative dieser Frauen wichtig ist, sollten sie es jetzt unterstützen. Morgen kann es schon zu spät sein. s.glandien@volksfreund.de ÖFFNUNGSZEITEN DES SHOP-IN-SHOPS

Extra

 Es gibt so viel zu entdecken im Shop-in-Shop in Kyllburg (Foto oben). Roos Linders (links) und Wilma Groenhout zeigen eine kleine Auswahl. Aber: Der Shop-in-Shop in Kyllburg steht auf der Kippe (Foto unten). Sollten nicht mehr Kunden kommen, müsste der Laden wieder schließen, und Kyllburg hätte wieder ein leeres Schaufenster mehr. TV-Fotos (2): Stefanie Glandien

Es gibt so viel zu entdecken im Shop-in-Shop in Kyllburg (Foto oben). Roos Linders (links) und Wilma Groenhout zeigen eine kleine Auswahl. Aber: Der Shop-in-Shop in Kyllburg steht auf der Kippe (Foto unten). Sollten nicht mehr Kunden kommen, müsste der Laden wieder schließen, und Kyllburg hätte wieder ein leeres Schaufenster mehr. TV-Fotos (2): Stefanie Glandien

Foto: (e_eifel )

Der Shop-in-Shop in der Hochstraße 9 in Kyllburg ist mittwochs bis freitags von 10 bis 17 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. An jedem zweiten Freitag im Monat gibt es von 14 bis 17 Uhr das Strickcafé, zu dem jeder kommen kann.

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