Viel mehr als nur eine Burg

RITTERSDORF. Bis in die Römerzeit zurück reicht die Geschichte von Rittersdorf, das sich zur größten Wohn-Gemeinde in der Verbandsgemeinde Bitburg-Land entwickelt hat. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg war der Ort ein typisches Bauerndorf.

Die Ursprünge der Gemeinde Rittersdorf reichen bis in die Römerzeit zurück, erstmalig erwähnt wurde der Ort aber erst im Jahr 962. Das ist ungewöhnlich spät für eine Siedlung, in der es eine Burg gibt, die auf römischen Grundmauern stehen soll. Martin Roths kennt sich mit der Historie seines Heimatdorfs aus. Er hat eigens für den TV einen mehrseitigen Abriss der Geschichte Rittersdorfs niedergeschrieben. Dabei hat er großen Wert auf die jüngere Vergangenheit gelegt. Die Ereignisse des Mittelalters sind bekannt und publiziert. Entscheidend beeinflusst wurde das Leben im Ort durch die 1263 erstmals urkundlich erwähnte Wasser-Burg. Im 14. Jahrhundert entstand dann das Wohnhaus, der so genannte Pallas. 1539 wurden die "von Enscheringens" Herren von Rittersdorf. Von ihnen geblieben ist nur noch das Renaissance-Portal mit beeindruckendem Wappen-Schild. Rittersdorf ist aber viel mehr als nur der Sitz einer Burg. "Durch die Nims war der Ortskern immer in Unterdorf und Oberdorf getrennt", schreibt Roths. Deshalb ist bei der Feuersbrunst 1889 auch nur ein Teil der Häuser im Oberdorf verbrannt. Ein "verkehrter Junge" hatte einen mit Ginster gedeckten Abort angesteckt, heißt es in einem überlieferten Bericht. Die Häuser standen dicht beieinander und waren größtenteils mit Stroh gedeckt, berichtet Roths. 1910 kam dann die Elektrizität nach Rittersdorf. Die Familie Kail versorgte mit dem Strom aus einer Wasserturbine 40 Häuser. Außerdem wurde eine Wasserleitung gebaut. Zu dieser Zeit hatte Rittersdorf rund 800 Einwohner. Der Kriegsausbruch 1914 wurde, wie in vielen anderen Orten auch, enthusiastisch gefeiert. "Junge Burschen, mit Strohhüten und Bändchen geschmückt, zogen singend durch den Ort", schreibt Roths. 1918 waren 34 junge Rittersdorfer tot, gefallen in den Schlachten im Osten und Westen. Einwohnerzahl steigt auf mehr als 1200 an

Der Zweite Weltkrieg ging in Rittersdorf eher unblutig zu Ende, nachdem es in der Gemeinde zuvor Jagdbomber-Angriffe gegeben hatte. "Am 25. Februar 1945 rückte der Amerikaner in Rittersdorf ein", schreibt Martin Roths. "Dabei nahm er 1200 Soldaten in Gefangenschaft." In diesem Krieg verloren 105 Einwohner ihr Leben oder galten als vermisst. Noch lange Jahre nach dem Krieg blieb das soziale Gefüge unverändert. Roths: "Das Dorf bestand aus Bauern und Handwerkern, die in der Regel eine kleinere Landwirtschaft hatten, und den armen Leuten ohne Land." Die Landwirte wiederum unterschied man in Pferde-, Ochsen- und Kuh-Bauern, je nachdem, welche Tiere vor Wagen und Geräte gespannt wurden. Viele Männer arbeiteten außerhalb des Orts, in dem es neben den üblichen Handwerksbetrieben auch mehrere Schnapsbrennereien gab. 1950 gab es die ersten Traktoren im Ort. Ein neuer Ortsteil auf der Gemarkung "Auf der Schierbach" entstand. Am 9. Mai 1959 kamen die Zwillinge Peter und Paul Nels auf die Welt. Mit ihnen stieg die Einwohnerzahl erstmals auf mehr als 1000. 1962/1963 wurde Rittersdorf kanalisiert. "Zwischen 1978 und 1986 wurde die Burg wieder aufgebaut", sagt Martin Roths, der an den Arbeiten beteiligt war. Auch der Bau der Umgehungsstraße war ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des Orts. In den 90er Jahren begann dann eine rege Bautätigkeit, die die Einwohnerzahl von gut 900 auf mittlerweile mehr als 1200 ansteigen ließ. Die Landwirtschaft spielt heute keine so große Rolle mehr. Rittersdorf ist nun vor allem Wohngemeinde im Speckgürtel von Bitburg.

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