Viele Menschen, viele Fahnen, viele Gesänge

KÖLN/BITBURG/DAUN. Von den fast 400 000 Pilgern, die sich derzeit in Köln aufhalten, sind auch rund 500 aus der Region Trier. Die erlebten einen Beginn in die Weltjugendtagswoche, wie sie ihn sich vorgestellt hatte: Mit vielen Menschen, vielen Fahnen und vielen Gesängen.

Auch wenn jemand überhaupt kein Englisch kann, verhungert er in Köln nicht - obwohl auf den kleinen farbigen Coupons, von denen jeder Teilnehmer einen ganzen Bogen erhält und die beim Erhalt der verschiedenen Mahlzeiten abzugeben sind, ausschließlich die Begriffe "breakfast", "lunch" und "dinner" vermerkt sind. Aber erstens haben schon einmal die Farben eine Bedeutung (für jeden Tag eine Farbe) und zweitens sind auf den Coupons direkt neben den Begriffen auch eindeutige Symbole abgebildet. So muss dann dem mit schon recht strengem Blick wachenden Helfer an der Essensausgabe lediglich das orangefarbene Zettelchen mit der aufgehenden Sonne abgegeben werden - und schon ist der Eintritt in die Frühstückszone gestattet. In einer Turnhalle einer Schule in Leverkusen ist ein richtiger "Eifel-Block" entstanden. Gruppen aus dem Dekanat Bitburg sind dort, welche aus Daun, dazu welche aus Gerolstein. Andere, wie zum Beispiel die Gillenfelder, sind in Köln-Porz untergebracht. "Die Leute sind sehr zufrieden", lobt Stefan Burr vom Dekanat Bitburg. Den Streifen mit den vielen Coupons haben die Pilger gleich am ersten Abend in die Hand gedrückt bekommen mit all den vielen Sachen, die sie in den kommenden Tagen brauchen werden. Pilgerbücher und Pilgertücher, Pilgerkarte und Pilgerrucksack. Mit diesen Utensilien sowie vielen Kameras bewaffnet ziehen die Gruppen aus der Eifel gleich am ersten Tag los in die Stadt zum E-Werk nach Köln-Mühlheim - und erleben schon einmal einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage. Wohin das Auge blickt - Fahnen. Wohin das Ohr hört - singende Menschen. "Volksfeststimmung" ist wohl das passende Wort, um ansatzweise das zu beschreiben, was sich am ersten Tag der Weltjugendtagswoche in Köln abspielt. Im E-Werk treffen sich jeden Tag alle Teilnehmer der Euregio-Gruppe (Zusammenschluss mehrerer Bistümer aus der Saar-Lor-Lux-Region). "Es ist einfach schön, hier so viele Menschen aus so vielen verschiedenen Ländern zu treffen", freut sich Sandra (16) aus Preist. So ballt sich auch eine internationale Riesentraube mit jungen Menschen bei der Essensausgabe. Beim Essen hören die Sprachgrenzen auf, da knurren die Mägen eine gemeinsame Sprache. Damit es an den einzelnen Ausgabeständen nicht zu viel Chaos gibt, holt immer ein Pilger für fünf weitere ein großes Verpflegungspaket. Dann teilen sie die große Portion gerecht auf und setzen sich auf die Straßen und die Wiesen. Im Hintergrund klimpert noch einer auf der Gitarre - und das alles zusammen ergibt ein Bild, an dem sicher auch mancher Woodstock-Veteran seine Freude hätte. Mit der Bahn geht's weiter. Für manche zum Rheinenergie-Stadion mit Kardinal Meisner, für andere mit einem Großteil der Euregio-Gruppe in den Bonner Hopfengarten zur Veranstaltung mit dem Osnabrücker Bischof Bode. Doch den jugendlichen Pilgern auf den Rängen ist's gleichgültig, wer da unten steht. Sie feiern nicht den, der dort steht. Sie feiern den, der da oben über sie wacht - und sie feiern auch sich selbst. Wenn sie sich selbst auf den Riesen-Videoleinwänden entdecken, wenn eine italienische Gruppe die andere sieht, dann kennen die Begeisterungsstürme kaum Grenzen.

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