Viele Wege, ein Ziel

SPEICHER. (lyv) Vom Kinderheim zur Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe hat sich das St. Vinzenzhaus in Speicher seit den 90er Jahren gewandelt. Beim Tag der offenen Tür am Samstag können sich die Besucher über das Angebot des Hauses informieren.

"Wir sind kein Waisenhaus", stellt Einrichtungsleiter Michael Köhli klar. Denn das St. Vinzenzhaus, das von den Vinzentinerinnen unterhalten wird, hat längst den Charakter eines "herkömmlichen" Kinderheims abgelegt. Unter einem Dach befindet sich dort die Kindertagesstätte "Haus für Kinder", die 50 Plätze für Kinder aus Speicher, Beilingen, Philippsheim und Preist bereit hält und als Modellprojekt des Landes Rheinland-Pfalz 1990 verwirklicht wurde. Berufstätigen Eltern und insbesondere Alleinerziehenden steht damit eine Ganztagsbetreuung für ihre Kinder im Alter von neun Monaten bis zum Ende der Grundschulzeit zur Verfügung.Vorbereitung auf das Leben "draußen"

Als weitere Einrichtung hat das Kinder- und Jugendheim mit 55 Plätzen vier alters- und geschlechtsgemischte Wohngruppen mit je zehn Kindern sowie eine Mädchengruppe, in der ebenfalls zehn Bewohnerinnen verschiedenen Alters sind. Hinzu kommt eine Wohngruppe, die mit fünf Jugendlichen belegt ist. Letztere werden unter der Obhut des St. Vinzenzhauses auf ein selbstständiges Leben "draußen" vorbereitet. Unter der Woche werden die Kinder in den Wohngruppen betreut, am Wochenende sind sie in ihren Familien. "Möglichst wohnortnah sollen sozialpädagogische Hilfesysteme für Kinder und Familien in Krisensituationen zur Verfügung stehen", erklärt Michael Köhli. Zum Jugendhilfeangebot zählen auch die heilpädagogischen Tagesgruppen, die in Speicher seit 1995 angeboten werden. Prävention steht hier im Vordergrund. Schulpflichtige Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren werden bei der Aufarbeitung schulischer oder sozialer Mängel unterstützt. Durch eine Entlastung des familiären Umfelds und die Stärkung der Eltern in ihren Erziehungsfähigkeiten soll der Verbleib in der Familie gesichert werden. Die Kinder werden nach der Schule abgeholt und abends wieder in die Familien zurückgebracht. Zum Einzugsgebiet gehören die Kreise Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich sowie bei den Gruppen des Kinder- und Jugendheims auch die Stadt Trier. Der Aufenthalt im Kinder- und Jugendheim oder in den heilpädagogischen Gruppen kann viele Gründe haben. Neben Verhaltensauffälligkeiten oder Störungen innerhalb der Familie, in der Schule oder im sozialen Umfeld, Entwicklungs-, Lern- und Leistungsdefiziten sind Probleme in der Familie durch Überforderung, Sucht, Gewalterfahrung oder auch Krankheit mögliche Defizite, die eine Unterbringung in Einrichtungen wie dem St. Vinzenzhaus notwendig machen. "Daneben gibt es auch Familien, die ihren Alltag nicht meistern können oder einen inkonsequenten oder gewalttätigen Erziehungsstil bevorzugen", sagt Köhli. Das soziale Lernen in der Gruppe, das Erlernen von Konfliktlösungsstrategien und die Stärkung der Persönlichkeit sind unter anderem Schwerpunkte des Leistungsangebots der familienergänzenden Hilfen des St. Vinzenhauses. Daneben wird seit dem Jahr 2000 auch ambulante Hilfe zu Hause angeboten. Die Betreuung von zurzeit etwa 130 Kindern sehen vor allem die noch verbliebenen vier Schwe-stern der Vinzentinerinnen als sozialen Auftrag an. Sie wollen das Werk für Kinder und Jugendliche weiter führen, auch wenn immer weniger Schwestern in der Einrichtung aktiv sein können. Am Samstag, 6. November, lädt das St. Vinzenzhaus die Bevölkerung von 13 bis 18 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Zum Programm gehören Workshops und eine Theateraufführung der KiTa mit dem Titel "Vinzenz von Paul und der Engel". Für Essen und Trinken sowie weitere Angebote ist ebenfalls gesorgt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort