Vision Eifel

BITBURG/TRIER/WITTLICH. Nach dem Willen des Bitburg-Prümer Landrats Roger Graef sollen die Naturparks der Eifel möglichst bald zu einem großen, einheitlichen Gebilde zusammenwachsen. Das Projekt "Regionen aktiv" könnte wesentlich dazu beitragen, diesen Schulterschluss über die Eifel-Kreise hinweg bis weit nach Nordrhein-Westfalen hinein zu vollziehen.

Gute Gedanken soll man rasch verbreiten; das weiß auch Roger Graef. Wenn der Bitburg-Prümer Landrat über Projekte wie "Regionen aktiv" oder "Dachmarke Eifel" spricht, bereitet es ihm sichtlich Freude, seine Ideen flächendeckend zu streuen, sie fundiert zu erklären und den Blick - unerwartet unpolitisch und ungemein unternehmerisch - in die Zukunft schweifen zu lassen. Das sind die Momente, in denen Roger Graef den in ihm schlummernden preußischen Verwaltungsbeamten abschüttelt, weil er ihm lästig wird und ihn vielleicht sogar daran hindern könnte, sein großes Ziel zu erreichen. Das sind dann auch die Augenblicke, in denen der Kreischef nicht mehr Kreischef ist, weil er sich öffnet und ein viel größeres Gebilde vor Augen sieht. Das sind aber auch die Momente, in denen er Pathos zeigt und den unbedingten Willen, seine Vision von der Entwicklung und Vermarktung eines Landstrichs, der ihm ans Herz gewachsen ist, mit Leben zu füllen. Die Eifel, die ja schließlich auch seine Eifel ist, kommt dann nicht mehr als dröge kommunale Gebietskörperschaft daher, sondern im Verbund mit Mayen-Koblenz, Ahrweiler, Aachen, Düren, Daun, Euskirchen und Schleiden als schlagkräftige Naturparkeinheit mit klar gezogenem wirtschaftlichen Horizont. Der neue Graef, noch knapp viereinhalb Jahre im Amt als Landrat im Kreis Bitburg-Prüm, ist der Visionär Graef. "Mit dem Projekt ,Regionen aktiv‘ sind wir schon sehr weit. Es gibt bereits viele hervorragende Produkte", parliert er in die Runde hinein, während er noch nicht einmal die Stimme hebt, um darauf hinzuweisen, dass die Eifel-Produkte demnächst in den Rewe-Ketten zu haben sind. Eifeler Markenprodukte bundesweit in Regalen

Ziegenkäse, Honig, Premium-Schnaps, Schinken, Milch und Eier: Markenprodukte mit dem Eifel-Logo warten womöglich schon bald als Einheitssortiment bundesweit in den Regalen auf qualitätsbewusste Käufer - für Graef dann keine Vision mehr, sondern zusätzliche Motivation. Kein Wunder, dass ihn dieser Erfolg, diese Zwischenetappe, weiter anstachelt. "Wir müssen noch enger zusammenarbeiten, auch um die Kosten zu drücken und den Personalaustausch zu nutzen." Damit spielt Roger Graef auf die von ihm geforderte "nachhaltige Entwicklung" an, die für ihn nicht nur Wirtschaftsstärke aus einem Guss bedeutet, sondern auch vor dem Hintergrund der Gefahren des demografischen Faktors zu durchleuchten ist. Graef: "Wir können nicht warten wie das Kaninchen auf die Schlange. Wir müssen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen." Deshalb geht es dem Bollendorfer Visionär aktuell darum, ein gemeinsames Konzept zu konstruieren in Abstimmung mit Ländern und Kammern. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Fördermittel für ,Regionen aktiv‘ zum Ende des Jahres auslaufen, fordert er - natürlich über die Kreise hinaus - mit einer Sprache zu sprechen, eine gemeinsame Konferenz einzuberufen und die Erfolgskonzeption zu verkünden. Doch auch der Visionär Graef weiß, dass gut Ding Weile haben muss. "Bis sich die Dachmarke über Lizenzerlöse selbst trägt, brauchen wir noch einige Jahre." Deshalb stehe das Projekt insgesamt jetzt auch vor einer entscheidenden Zäsur. Denn: "Wir brauchen weiterhin Mittel", sinniert Graef und verkündet in einem Atemzug, dass die Länder-Administrationen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz bis zum Jahr 2012 bereit seien, das Unternehmen Eifel zu unterstützen. Und was braucht der Visionär noch? "Die demokratische Legitimierung", sagt Roger Graef, schließlich benötige dieses Konzept eine Basis, die wiederum die Kreise in enger Kooperation bilden könnten. Und das soll eine breite Basis werden: Die von Aachen über Düren und Euskirchen, Ahrweiler, Cochem-Zell und Mayen-Koblenz bis nach Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Daun und Trier-Saarburg reicht. Um all diese Ziele zu erreichen, möchte sich Roger Graef aus parteipolitischen Scharmützeln tunlichst heraushalten. "Wenn man sich darauf einlässt, ist man schon verloren", weiß der CDU-Mann, der ansonsten bekanntermaßen keineswegs davor zurückschreckt, seine politische Gesinnung kundzutun. Doch wenn es um ,Regionen aktiv‘ geht, ticken die Graef'schen Uhren anders. Dann ist Graef der neue Graef; der mit dem großen Ziel, "einen einheitlichen Wirtschafts-, Lebens- und Kulturraum" zu schaffen. Im dritten Teil unserer Serie "Regionen aktiv" beschäftigen wir uns mit dem Thema Tourismus.

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