Vom Ärger mit der Arge

Gerade mal 15 Menschen haben gestern während der Sprechstunde in der Kreisverwaltung die Möglichkeit genutzt, den Bürgerbeauftragten des Landes Rheinland-Pfalz, Ullrich Galle, mit ihren Problemen zu konfrontieren.

 Unterschiedliche Ansichten zwischen Bürgern und Behörden machen einen Großteil der Fälle aus, mit denen der Bürgerbeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz, Ullrich Galle, bei seiner Arbeit konfrontiert wird. TV-Foto: Uwe Hentschel

Unterschiedliche Ansichten zwischen Bürgern und Behörden machen einen Großteil der Fälle aus, mit denen der Bürgerbeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz, Ullrich Galle, bei seiner Arbeit konfrontiert wird. TV-Foto: Uwe Hentschel

Bitburg. "Das ist mit Sicherheit der Tag, an dem am wenigsten los war", sagt Ullrich Galle, trinkt einen Schluck aus seiner grünen Tasse, um dann gestärkt einen falschen Interpretationsansatz direkt im Keim zu ersticken. "Den Umkehrschluss, dass die Verwaltung alles richtig gemacht hat, kann ich so nicht zulassen", sagt Galle, Bürgerbeauftragter des Landes Rheinland-Pfalz. Nur 15 Menschen sind an diesem Dienstag der Einladung des Bürgerbeauftragten in die Kreisverwaltung gefolgt, um mit Galle über ihre Probleme und Auseinandersetzungen mit Behörden zu sprechen.Nur Halbjahres-Verträge statt Pespektiven

Wie zum Beispiel der Vermieter einer Wohnung, der verzweifelt versucht, an die noch ausstehende Miete eines US-Soldaten zu kommen, und deshalb schon mehrfach die Leitung der Air-Base Spangdahlem angeschrieben hat. Bisher ohne Erfolg. Oder aber ein Lehrer, der sich seit Jahren um eine Festanstellung an einer Schule im Eifelkreis bemüht, weil er sich und seiner Familie eine Perspektive bieten will, und stattdessen nur Halbjahres-Verträge vorgesetzt bekommt. Doch in den meisten Fällen gehe es um Probleme mit der Arbeit beziehungsweise Arbeitslosigkeit und hier wiederum um "die Auszahlung von Hartz IV", sagt der Bürgerbeauftragte. Und dass es diesmal weniger Bürger als in den Jahren zuvor sind, sei ein Phänomen, das er bei seinen Sprechstunden in anderen Städten auch schon beobachtet habe und für das es einen ganz einfachen Grund gebe: Die Bürger nutzen immer mehr das Internet. "Jeden Morgen spuckt die Höllenmaschine in meinem Büro ein Papier nach dem anderen raus", sagt Galle, meint damit Fax und Drucker, mit deren Hilfe der Ärger aus ganz Rheinland-Pfalz auf handliches Din-A-4-Format übertragen wird.40 000 Anliegen in zwölf Jahren

Rund 40 000 Anliegen seien in seiner zwölfjährigen Tätigkeit als Bürgerbeauftragter über seinen Schreibtisch gewandert, "und in zwei von drei Fällen wird auch eine Lösung gefunden, die zumindest ansatzweise zufriedenstellend ist und von der Verwaltung mitgetragen wird", sagt der Beauftragte. Je früher er in die Auseinandersetzung eingebunden werde, umso erfolgreicher könne er im Sinne des Bürgers tätig werden.Heute ist Galle im rheinhessischen Rohrbach. In einer Justizvollzugsanstalt. Zum ersten Mal. Möglicherweise ist der Zulauf dort etwas höher. Schließlich haben die Gefangenen keinen Internetzugang. Dafür aber auch weniger Ärger mit dem Arbeitsamt.

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