Eifelkreis feiert seine 200-jährige Geschichte – Ausstellung beginnt im Oktober

Bitburg/Prüm · Vor 200 Jahren begann die Geschichte des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Das Kreismuseum widmet der Entstehung der Verwaltungseinheit eine Ausstellung – von der preußischen Vergangenheit bis heute.

 Das muss alles noch an seinen Platz: Katharina Blümling und Burkhard Kaufmann bereiten die Ausstellung im Kreismuseum vor.

Das muss alles noch an seinen Platz: Katharina Blümling und Burkhard Kaufmann bereiten die Ausstellung im Kreismuseum vor.

Foto: Eileen Blädel

"Su alt gett keen Kooh - sagt der Eifeler." Burkhard Kaufmann ist derzeit dabei, 200 Jahre in eine Ausstellung des Kreismuseums zu packen. Die soll sich von Oktober an der Geschichte des Eifelkreises Bitburg-Prüm widmen, die im Jahr 1816 begann - auch wenn's damals noch zwei waren: Die Kreise Bitburg und Prüm sind erst seit der Verwaltungsreform 1970 eine Einheit.

Übrigens: Die Kreis-Zusammenlegung war damals ein richtiges Zinnober. Die Prümer waren etwa so begeistert, die eigene Kreisverwaltung nach Bitburg abgeben zu müssen, wie die Eifeler Jahrzehnte zuvor davon, nunmehr preußische Untertanen geworden zu sein. Und permanent wurde auf der Frage herumgeritten, welche Seite bei was auch immer zu schlecht wegkomme - und das kommt manchen Lesern aus aktuellem Anlass bestimmt bekannt vor.

Angefangen aber hat alles im Jahr 1816 - auch wenn es dafür keine verlässlichen Unterlagen gebe: "Wir können nur vermuten, dass die Gliederung der Kreise im Frühjahr festgestanden hat", sagt Kaufmann. Das wiederum geht zurück auf den Wiener Kongress, der nicht nur das Ende der Ära Napoleons und eine Neuordnung Europas bedeutete, sondern eben auch der Eifel Neuerungen brachte: Das Bitburger Land wurde von seiner alten Heimat Luxemburg getrennt und gehörte nun zur preußischen Rheinprovinz. In diesem Zusammenhang, erzählt Kaufmann, habe man Prüm zunächst als "recht großen Kreis geplant, der bis an die Mosel gehen und Daun und Wittlich umfassen sollte", - es kam dann aber doch anders.

Landkarten: Sie sind daher ein gutes Stichwort. "Die Ausstellung besteht fast zur Hälfte aus Karten", erzählt Kaufmann. Sie zeigen Größe und Grenzen der beiden Altkreise - und das unter ganz unterschiedlichen Aspekten. "Wir haben sogar eine von Hand gezeichnete Kirchenkarte dabei." Aber auch alles andere, in dem sich die Kreise als solches "sichtbar gemacht haben", hat Kaufmann zusammengetragen - bis zu 70 Objekte werden es sein, darunter Dokumente, Wappen und Siegel, einige etwa gedruckt auf Notgeldscheinen aus den 1920er Jahren.

Sogar ein großer, vergoldeter Spiegel, bereits seit den 1960er Jahren im Besitz des Kreismuseums, hat jetzt in der Ausstellung plötzlich eine Bedeutung: Denn im oberen Teil des Rahmens befindet sich das Porträt einer Frau - keine geringere als die preußische Königin Luise. "Sie war die Lady Di des 19. Jahrhunderts", sagt der Museumsleiter. Als sie 1810 jung starb, entwickelte sich ein richtiger "Luisenkult". Verheiratet war sie "mit dem ersten König von Preußen, Friedrich Wilhelm III., der über unsere Vorfahren regiert hat", erzählt Kaufmann. "Und ihr Sohn war sein Nachfolger und Kronprinz in Prüm." Ihr Kopf passt also bestens zwischen all die vielen Exponate.

Denn die preußische Vergangenheit spielt eine große Rolle in der Ausstellung - immerhin nimmt sie auch die Hälfte der Geschichte des Kreises ein: Die ist geprägt von fast hundert Jahren Monarchie. Nach dem ersten und zweiten Weltkrieg wurden die Karten jeweils neu gemischt. Das schönste Bild dafür ist die Wahlurne von 1945, die auch zu sehen sein wird: gemacht aus einer alten Munitionskiste der Wehrmacht.

"Wir werden ihr dann aber auch eine Wahlurne aus der heutigen Zeit daneben stellen", kündigt Kaufmann an. Denn ein Blick in die Vergangenheit ist immer auch einer in die Zukunft: "Die Ausstellung erinnert uns auch daran, dass das alles mal angefangen hat als eine Veranstaltung der Obrigkeit - heute aber wählen wir den Landrat direkt."

Und wir haben uns auch in anderen Dingen weiterentwickelt: Vor 200 Jahren verlangte der Prümer kommissarische Landrat Cattrein von den Bürgermeistern noch "Reinlichkeit, Korrektheit und eine schöne Schrift". In der heutigen Zeit kommt es dann doch eher auf was anderes an.
Extra Ausstellung

Die Ausstellung wird am Sonntag, 2. Oktober, eröffnet und ist bis Sonntag, 15. Januar, zu sehen. Die Öffnungszeiten im Oktober: dienstags und mittwochs von 11 bis 17 Uhr, donnerstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr. Ab November: samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung. Mehr unter www.kreismuseum-bitburg-pruem.de
Extra Erinnerungen an die Gebietsreform von 1970

Na, die Prümer hätten damals nicht gerade "Hurra geschrieen", erinnert sich Willi Heyen. Aber dass sie mit den Bitburgern einen Kreis bilden sollten, "das wurde nunmal per Gesetz verordnet". Angefangen habe es aber mit den Städten: Auch für Stahl, dessen Ortsvorsteher der 69-Jährige heute ist, wurden Eingemeindungsverträge gemacht. "Irsch und Erdorf wollten damals freiwillig nach Bitburg, der Rest hatte Verfassungsklage erhoben." Ohne Erfolg. Weiter ging es mit der - mittlerweile schon wieder fusionierten - Verbandsgemeinde Bitburg-Land, die aus fünf selbstständigen VGen gebildet wurde. Willi Heyen rückblickend: "Das war kein Reförmchen - das war eine Reform."

Einigen Ärger habe das damals verursacht, als der Kreis Prüm aufgelöst wurde, erzählt auch Georg Kläsges, der ein Vierteljahrhundert lang Ortsbürgermeister von Weins-heim war. Nicht aufgelöst, sogar zerissen: So seien ein paar Gemeinden "zum Kreis Daun, damit der ein bisschen größer wurde". Dennoch sei das früher einfacher gewesen, weil die Menschen "mehr Respekt vor der Obrigkeit" gehabt hätten. Heute, ist der 84-Jährige überzeugt, gäbe es mehr Bürgerproteste. "Aber natürlich wollten die Prümer ihren Kreis behalten, sie waren nur politisch nicht stark genug." Heute spiele das alles keine Rolle mehr: "Wir haben uns an die Bitburger gewöhnt. Wir kommen doch gut miteinander aus."

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