Vom Streitobjekt zum Vorzeigeprojekt

GÖNNERSDORF. (sei) Mit Unterstützung und finanzieller Förderung durch die EU ist in Gönnersdorf ein FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) Bestandteil von Natura 2000 geworden - einem europäischen Netz von Naturschutzgebieten.

Noch klingen die damals markigen Äußerungen bei der Vorstellung der FFH-Gebiete an der Oberen Kyll in den Ohren. Da war die Rede von "kalter Enteignung durch die Hintertür", von willkürlicher Festlegung und Wertminderung der Flächen und von DDR-Methoden. Anscheinend wurde dieser Konflikt zwischen Landwirten, den Naturschützern und den Gemeinden gelöst. Aus dem umstrittenen FFH-Gebiet "Auf der Leyen" ist ein Naturschutzgebiet geworden, das auch touristisch genutzt werden soll. Ein kleines Flurbereinigungsverfahren für die 20 Hektar große Fläche war die Lösung. Über das Land Rheinland-Pfalz stellte die Stiftung Natur und Umwelt in Brüssel einen Förderantrag zum Schutz von ökologisch wertvollem Mager- und Trockenrasen. Mit den von der EU zur Verfügung gestellten Mitteln wurde eine Fläche von 3,6 Hektar von den "Handtuch großen Parzellen" erworben, wie Noch-Bürgermeister Hans-Josef Heinzen erläutert. "Früher wurden die Furchen gezählt und durch die Anzahl der Kinder geteilt, in der nächsten Generation dann noch mal quer geteilt", erklärt er die Miniparzellen. Projektleiter Benedikt Scholtissek veranlasste die Entbuschung und Herrichtung der Fläche, die anschließend durch Schafbeweidung dauerhaft gepflegt wird. "Wenn es, wie bei diesem Projekt, möglich wird, für den Naturschutz interessante Flächen herauszukaufen, ist das ein Glücksfall", kommentiert er die finanzielle Unterstützung durch die EU. Für Gerd Ostermann, Biotopbetreuer im Landkreis Daun, ist das Projekt keine Eintagsfliege: "Hier wird Naturschutz dauerhaft gesichert. Im Vergleich zu vorher hat sich die Vegetation verbessert, eine artenreiche Vielfalt an Pflanzen etabliert sich in diesem Gebiet." Fliegen-Ragwurz, Fransen-Enzian, der Goldene Scheckenfalter und der Neuntöter als gefährdete Arten stehen im Gebiet, ergänzt Projektleiter Scholtissek. Für Hans-Josef Heinzen ist das Ganze eine runde Sache, wenn der Wanderweg fertig ist. Für ihn ist auch Klaus Cölln, der seit Jahren in Gönnersdorf an Naturschutz- und Umweltprojekten arbeitet, derjenige, der den Grundstein gelegt und das Bewusstsein in der Bevölkerung beeinflusst hat. Zur touristischen Erschließung kommen noch zwei Infotafeln hinzu, die die Tafeln zum Dorfökologischen Lehrpfad ergänzen. "Auf diese Weise wird auch der naturbetonte Tourismus in der Eifel gefördert", sagt Benedikt Scholtissek von der Stiftung Natur und Umwelt. Aber nicht nur der Naturschutz habe durch die Ausweisung des Naturschutzgebietes profitiert, sondern durch die Zusammenlegung und das Flurbereinigungsverfahren sei auch ein Interessenausgleich für die Landnutzer erreicht worden, ist Gerd Ostermann überzeugt.

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