Vom Virus gezeichnet

Weil hier mehr Nutztiere leben als irgendwo sonst im Land, hat die Blauzungenkrankheit den Eifelkreis Bitburg-Prüm besonders hart getroffen. In 634 Betrieben sind mehr als 1500 Tiere an dem gefährlichen Virus erkrankt.

Bitburg. Ein Drittel aller Nutztiere im Land Rheinland-Pfalz lebt nach Aussage des Kreisveterinärs Dr. Dieter Hoff im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Der Rest verteilt sich auf die 23 übrigen Kreise. Kein Wunder also, dass die Blauzungenkrankheit diese Region besonders hart getroffen hat. Die Zahlen, die der Fachmann Delegierten des Kreisbauernverbands im Rahmen eines Vortrags an die Hand gibt, sind erschreckend. Mehr als 1500 Tiere sind erkrankt: rund 1300 Rinder, 280 Schafe, zehn Ziegen und drei Muffel. Insgesamt 634 Betriebe des Eifelkreises waren und sind von der Blauzungenkrankheit betroffen. Kranke Tiere siechen dahin

Die kranken Tiere lahmen, sind schläfrig, leiden unter Entzündungen an Maul, Augen oder Euter, verweigern ihr Futter und geben viel weniger Milch. Typischerweise verfärben sich Zunge und andere Schleimhäute blau. "Das kannst du nicht mit ansehen, wenn deine Tiere so dahinsiechen", sagt Alfred Bormann aus Biesdorf. Er ist Vorsitzender der Züchtervereinigung Eifel und hat selbst 150 Rinder, davon 70 Milchkühe. Drei seiner Tiere waren so krank, dass sie eingeschläfert werden mussten. Der wirtschaftliche Schaden, der ihm daraus erwächst, wird ihm von der Tierseuchenkasse ersetzt.Doch auch 30 weitere Tiere zeigen Krankheitssymptome. Dass diese viel weniger Milch geben und ihre Kälber in einigen Fällen tot zur Welt kommen, wird seiner Aussage nach jedoch nicht entschädigt. "Das trifft uns als Züchter gewaltig", sagt Bormann. Denn die überlebenden Kälber muss er nun selbst behalten, statt sie zu verkaufen. Obwohl der Biesdorfer seinen Entschädigungsantrag bereits im September eingereicht hatte, wartet er noch immer auf Antwort. Das dürfte daran liegen, dass sich die Mitarbeiter des Bitburger Veterinäramts seit Monaten durch eine Flut von Anträgen kämpfen. Diese werden bei der Kreisverwaltung gestellt und über das Landesuntersuchungsamt in Koblenz an die Tierseuchenkasse weiter gereicht. "Es ist ein wahnsinniger Aufwand", sagt der Kreisveterinär. Die Tierseuchenkasse Rheinland-Pfalz rechnet damit, insgesamt rund 1 000 000 Euro an Hilfen für Rinderhalter und 500 000 Euro für Schafhalter zu zahlen.Erst seitdem es kalt geworden ist, hat sich die Lage beruhigt. Das Virus, das die Blauzungenkrankheit verursacht, wird nämlich über kleine Stechmücken übertragen. Diese sind bei winterlichen Temperaturen nicht mehr aktiv. Mag damit für dieses Jahr auch Entspannung angesagt sein - Pharmafirmen und Landwirtschaftsexperten zerbrechen sich derzeit die Köpfe, was in der kommenden Saison unternommen werden kann. "Das Land möchte eine Impfpflicht einführen", sagt Dr. Hoff. Das Problem daran ist jedoch: Noch gibt es gar keinen Impfstoff. Zwei namhafte Firmen seien jedoch mit der Entwicklung beschäftigt. Freuen sich derzeit viele Landwirte über die gestiegenen Milch- und Getreidepreise - "Ich kann den Optimismus nicht teilen", sagt der betroffene Rinderzüchter.

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