Vom Wasser auf die Leinwand

BITBURG. Die Otto-Hahn-Realschule kommt ins Kino: Die Bitburger Schule stellt gemeinsam mit fünf anderen Schulen aus ganz Deutschland den Alltag von Ganztagsschulen in dem Dokumentationsfilm "Zeit für mehr" dar. In diesen Tagen wurden die letzten Szenen in Bitburg abgedreht. Der 90-minütige Film kommt im Herbst in die Kinos.

Die Verlockung ist groß. Das noch unberührte Wasser liegt glatt vor den Fünftklässlern. "Ich schmeiß dich gleich rein." "Und ich tunk dich unter." "Ich mach' 'ne Wasserbombe." Nichts da. Noch dürfen sie nicht. Endlich das erlösende Kommando von Regisseur Roman Schikorsky: "Bitte, jetzt loslaufen!" Mit Grölen und Jubeln rennen die Jungen und Mädchen der Klasse 5f auf den Beckenrand zu. Das nächste Kommando: "Und Stopp. Danke!" Filmreifer Sprung ins Wasser

Kein Sprung ins kalte Wasser: Anstatt es spritzen zu lassen, müssen die Kinder zurück an ihren Ausgangspunkt. "Das Ganze bitte noch einmal von vorne. Diesmal noch ein bisschen mehr jubeln, bitte", ruft Schikorsky. Mit derselben Begeisterung, demselben Elan und lauterem Jubel laufen sie wieder und wieder dem Beckenrand entgegen, begleitet von Kamera und Tongerät. Beim letzten Mal ist der Elan eines Jungen sogar so groß, dass er am Rand nicht mehr rechtzeitig zum Stehen kommt. Wasser spritzt. Verlegen schaut er zuerst zu seinem Sportlehrer und Schulleiter, Johannes Roß-Klein, dann zum Regisseur. "Ist nicht schlimm", sagen die Film-Profis. Noch einmal laufen die Schüler dem Wasser entgegen. Diesmal dürfen sie reinspringen. Das Filmteam aus Berlin, das Ende vergangenen Jahres an einer Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erfolgreich teilgenommen hat, ist bereits zum sechsten Mal an der Bitburger Otto-Hahn-Realschule. Heute ist der letzte Drehtag. Der Schwimmunterricht von Roß-Klein, der Sport und Leseförderung miteinander verbindet, wird aufgenommen. Nach dem filmreifen Sprung ins Wasser bekommt jeder eine in Folie verschweißte Seite von Erich Kästners Erzählung "Der 32. Mai" in die nasse Hand gedrückt. Dieses besondere Engagement war es auch, das Filmemacher Mark Poepping dazu veranlasst hat, die Bitburger Otto-Hahn-Realschule als einzige Ganztagsschule in Rheinland-Pfalz für die Langzeit-Dokumentation auszuwählen. Die Schule verkörpert den Namen des Films "Zeit für mehr". Denn dort werden neben dem normalen Schulstoff, der hin und wieder wie beim Lese-Schwimmunterricht ungewöhnlich verpackt ist, beispielsweise auch Wirtschaftsenglisch und Golf angeboten. "Wir stellen Schule so dar, wie sie wirklich ist", erzählt Schikorsky. "Und wir verzichten ganz bewusst in unserer Dokumentation auf Äußerungen von Politikern und Bildungsexperten. Wir wollen den Schulalltag glaubwürdig und vor allem lebensnah darstellen - auf Augenhöhe mit allen Beteiligten", ergänzt Regisseur Poepping. Jede der ausgesuchten Schulen erzählt den Ganztagsschul-Alltag aus einer bestimmten Perspektive. In Bitburg wird diese Schulform aus Sicht des Schulleiters Johannes Roß-Klein präsentiert. In anderen Schulen erzählen Schüler, Eltern und Kooperationspartner, die nachmittags an der Schule etwas anbieten. Alle Schulen befinden sich in verschiedenen Stadien. "Die Otto-Hahn-Realschule hat erst im vergangenen Jahr angefangen, die Schule in Halle/Saale ist bereits seit 15 Jahren Ganztagsschule", erzählt Regisseur Schikorsky. Schulleiter Roß-Klein kann sich noch gut an das erste Telefonat mit den Berliner Filmemachern erinnern: "Meine erste Reaktion war: ,Wir kaufen nichts.' Beim zweiten Satz, den ich dann gehört habe, war ich aber schon begeistert." Anfang Oktober feiert die Langzeit-Doku Premiere in Berlin mit 1000 geladenen Gästen. Danach können sich die Schüler der Otto-Hahn-Realschule im Kino bestaunen. Wo überall der Sprung ins kalte Wasser der Klasse 5f zu sehen sein wird, steht noch nicht fest. "Die Verhandlungen laufen ", erklärt Regisseur Poepping.

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