Von Äpfeln und Birnen

Der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg hat am Donnerstagabend den Tätigkeitsbericht des Bürgermeisters diskutiert. Zudem befasste sich das Gremium mit dem Jahresabschluss der VG-Werke.

Ammeldingen. (mr) Das Gemeindehaus war festlich hergerichtet: vorweihnachtliche Tischdekoration, Kerzen und Gebäck. In der Tat: Die Ammeldinger hatten ein perfektes Umfeld geliefert für die letzte Sitzung des Neuerburger VG-Rats in diesem Jahr. Dass sich die Fraktionen indes nichts schenken würden, war vorauszusehen; besonders mit Blick auf die Kommunalwahl, die vielen bereits arg im Nacken zu sitzen scheint.

So war es der Tätigkeitsbericht von Rathauschef Norbert Schneider (parteilos), der das weihnachtliche Ambiente rasch vergessen ließ. Schneider hatte darin die Arbeit in den verschiedenen Ressorts beleuchtet und eine durchaus positive Bilanz gezogen. Dazu gehörte unter anderem, dass er auf das niedrigste laufende Defizit des Haushalts seit 1997 hinwies und auf die Erfolge der Agenda-Arbeit zu sprechen kam.

Damit stieß Schneider nicht überall auf Gegenliebe. Manfred Mundt, der zu Beginn der Sitzung wegen der Gesundheitspolitik der Genossen in Berlin seinen Austritt aus der SPD bekannt gegeben hatte, der Fraktion im Rat dennoch treu bleiben möchte, hob denn gar zu einem bemerkenswerten Statement an. Nur durch das Verabreichen einer Beruhigungspille sei ihm nach dem Lesen von Schneiders Bericht ein Herzinfarkt erspart geblieben. Er bemängelte insbesondere, dass in den vergangenen Jahren keine einzige Windkraftanlage hinzugekommen sei. Von daher sei Schneiders Bericht der Versuch, den Leuten in Sachen regenerativer Energie Sand in die Augen zu streuen.

Mundts Vorlage nahm CDU-Fraktionschef Matthias Lorig dankbar auf. Viele Ausführungen des Bürgermeisters seien zwar richtig, doch bei den meisten Dingen handele es sich ohnehin um Ratsbeschlüsse, und nicht um eigene Leistungen Schneiders. Beispielsweise sei es CDU und FDP zu verdanken, dass das Neuerburger Gymnasium nicht aufgelöst werde.

Während Norbert Schneider den Kritikern entgegenhielt, Äpfel mit Birnen zu vertauschen, sprang ihm unter anderem Paul Lentes (Liste Lentes) bei: "Die CDU hat den Auftrag nicht verstanden."

Auch den Jahresabschluss der Werke nutzten die Räte zur intensiven Aussprache. Hier schwebte über allem die geplatzte Fusion mit dem luxemburgischen Abwasserverband Siden. Bürgermeister Schneider erstickte derweil jede aufkommende Diskussion dazu im Keim, weil dies nicht Thema der Tagesordnung sei.

Meinung

Der Platzhirsch röhrt

In kaum einer anderen Verbandsgemeinde ist der Wahlkampf bereits jetzt so greifbar wie in Neuerburg. Kein Wunder, sieht sich dort die CDU als der geborene Platzhirsch seit Jahren ins zweite Glied gedrängt; eine für sie schlicht unerträgliche Situation. Kein Wunder, dass die Fraktion jede Gelegenheit nutzt, den parteilosen Bürgermeister zu attackieren. In der Tat gibt es da ein Thema, dass auf eine gründliche Aufarbeitung wartet, nämlich die Abwasser-Politik mit Siden. Wenn die CDU aber weiter so ungeschickt und widersprüchlich argumentiert, wie nach Schneiders Tätigkeitsbericht, muss dem für den 7. Juni nicht bange sein. m.reuter@volksfreund.de

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