Von Bärenhöhlen und Mauselöchern

KYLLBURG. Ab dem Jahr 2010 sind Kindertagesstätten gesetzlich verpflichtet, auch Kinder ab zwei Jahren aufzunehmen. Welche Probleme das bereiten kann, demonstriert der TV am Beispiel der Kindertagesstätte "St. Marien" Kyllburg. Dort könnte der Platz eng werden – und das, obwohl die Kinderzahlen seit Jahren zurückgehen.

 Sich mal zurückziehen, in einem Buch blättern oder eine Kassette hören: Bastian, Kevin, Pauline (hinten) und Julia (von links) nutzen den Ruheraum im Kyllburger Kindergarten regelmäßig. Wenn jedoch demnächst auch unter Dreijährige aufgenommen werden, muss dringend ein zweiter Ruheraum her. TV-Foto: Denise Juchem

Sich mal zurückziehen, in einem Buch blättern oder eine Kassette hören: Bastian, Kevin, Pauline (hinten) und Julia (von links) nutzen den Ruheraum im Kyllburger Kindergarten regelmäßig. Wenn jedoch demnächst auch unter Dreijährige aufgenommen werden, muss dringend ein zweiter Ruheraum her. TV-Foto: Denise Juchem

Bärenhöhle oder Mauseloch? Turnen oder lieber basteln? Die Kinder dürfen in der Kyllburger Kita zum Großteil selbst entscheiden, was sie tun wollen. Vorbei die Zeiten, als die Erzieherinnen noch alles vorgegeben haben. "Wir haben mit diesem teiloffenen Konzept viel Erfolg. Die Kinder müssen früh Verantwortung übernehmen und werden dadurch selbstständiger", sagt Marianne Engler-Schuster, Leiterin der Kyllburger Kindertagesstätte. Das Kind als Akteur seiner eigenen Entwicklung. ADD empfiehlt zweiten Ruheraum

Doch dieses Konzept braucht Platz. Ein Raum für alles Kreative, ein Raum für Gesellschaftsspiele und einer zum Rumtoben und Turnen. Dazu ein Bistro und ein Ruheraum, in den sich die Kinder - wenn sie das wollen - zurückziehen können, um mal in einem Buch zu blättern oder eine Kassette zu hören. Kleinere Kinder, die in naher Zukunft dazukommen werden, brauchen jedoch erfahrungsgemäß noch etwas mehr Ruhe. Und da fangen die Probleme in Kyllburg an. "Es war jemand von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion aus Trier bei uns und hat sich unseren Kindergarten angeschaut. Für unter Dreijährige hat man uns empfohlen, einen zweiten Ruheraum einzurichten", sagt die Kita-Leiterin. Doch wo? Der Platz, den der Kyllburger Kindergarten bietet, ist optimal ausgenutzt. Der Gedanke, den zweiten Ruheraum im Abstellraum unterzubringen, wurde schnell verworfen. Für die Erzieherinnen gibt es nur zwei mögliche Wege: entweder ein Anbau, wo die Kleinen ihren Mittagsschlaf halten können oder das erfolgreiche teiloffene Konzept zurückfahren. Marianne Engler-Schuster hat auch schon eine Idee, wo der Anbau hinsollte: hinter das Bistro. "Dort ist auch der Geräuschpegel niedriger als neben Räumen, in denen gespielt wird. Das wäre ideal für die kleineren Kinder." Doch in Zeiten leerer Kassen bleiben Pläne oft reines Wunschdenken. Träger der Kita ist die Verbandsgemeinde, der Kindergarten selbst gehört der Stadt. In seiner jüngsten Sitzung hat sich daher auch der Kyllburger Stadtrat mit diesem Thema befasst. Dem ebenfalls dringenden Anbau für eine Küche wurde zugestimmt, beim Anbau für den zweiten Ruheraum waren sich die Ratsmitglieder jedoch nicht sofort einig. Nach einer Diskussion beschloss der Rat jedoch, den Ruheraum-Anbau einzuplanen. Erst müsse jedoch die Finanzierung sichergestellt werde. Von "zeitnah" ist die Rede. Wann das ist, weiß zurzeit noch niemand. Diese Hürde ist noch nicht genommen und schon steht die nächste Herausforderung an. "Wir haben nicht nur Anfragen für Kinder unter drei Jahren, sondern auch für Hortkinder", berichtet die Kita-Leiterin. Diese Kinder bräuchten einen Raum, in dem sie in Ruhe ihre Hausaufgaben machen können. Der Träger sei einer solchen Erweiterung der Kita-Aufgaben gegenüber offen. "Das ist der Weg der Zukunft. Davor können wir uns nicht verschließen", weiß Marianne Engler-Schuster.

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