Von Blaublütigen und anderen Garten-Entdeckungen

Auf Schloss Hamm finden Kulturfestivals statt. Das ehemalige Gesindehaus beherbergt Feriengäste. In der Kapelle werden Gottesdienste gefeiert und Ehen geschlossen. Im Garten, auf einer Felsrippe gelegen, schlummert indes noch großes Potenzial.

Echtershausen. Nebelschwaden ziehen von der Prüm auf. Im Dunst eines Spätsommermorgens trutzt eine der größten mittelalterlichen Wehranlagen der Eifel auf einem lang gestreckten Bergsporn. Einerseits lag Schloss Hamm, malerisch umflossen von der Prümschleife, geschützt, andererseits "saß man dadurch wie in einer Mausefalle", erzählt Gräfin von Westerholt. Von dem Geheimweg im Verlies des Bergfrieds unter der Prüm hindurch weiß man nur aus den Erzählungen einer alten Frau aus dem Dorf.

Was die Schwiegermutter wusste



Auch die Gartengeschichte von Schloss Hamm wurde mündlich überliefert, nachdem ein von der SS gelegter Brand 1945 sämtliche Dokumente vernichtet hatte. "Alles was wir darüber wissen, kennen wir aus den Erzählungen meiner Schwiegermutter", erklärt die Dame des Hauses.

Historisches Zeugnis legt der Burghof mit seiner Patio-Atmosphäre ab. Üppige Hortensien begrüßen den Besucher am Torbogen. Wer sie blaublühend liebt, gibt Kalium-Alaun ins Gießwasser. Hier schafft der leicht saure Boden von Natur aus die besten Voraussetzungen für die Blaublütigen.

Auch den Rosen, die im Schutz der versetzten Treppenaufgänge wachsen, steht das spätmittelalterliche Ambiente gut zu Gesicht. "Natürlich gibt es hier eine Rose namens ‚Raubritter'", schwärmt die Besitzerin. Alte Futtertröge sind, mit Geranien bepflanzt, zum Augenschmaus geworden.

Für einen Moment reißt der Himmel auf. Mit den Sonnenstrahlen verwandelt sich die zinnenbewehrte Burg in ein freundlich anmutendes Schloss. Von 1885-1896 hatten die Grafen von Renesse den ruinösen Bau zum Wohnschloss umgestaltet und den Garten erneuert. Das einzige bauliche Zeugnis der barocken Anlage ist ein Schalenbrunnen nach römischem Vorbild.

Anlässlich der Landesgartenschau in Trier vor vier Jahren ließen Ferdinand Graf von Westerholt und seine Frau die Wasserfontäne als Mittelpunkt der Wegachsen aufwendig restaurieren. Anhand einer Luftbildaufnahme rekonstruierten die Erben die Struktur durch eingemähte Wege.

Ruinöser Umbau zum Wohnschloss



"Hier an dieser Stelle sollen einmal Treibhäuser gestanden haben", erzählt Gräfin von Westerholt und weist auf einen von Brennnesseln zugewucherten Abgang in der Wiese. Sie wurden unterirdisch befeuert. Gerne spürt die Garten-Enthusiastin Historisches auf. Doch als erweiterter Wohnraum soll der Garten heute andere Ansprüche erfüllen als die repräsentativen Aufgaben barocker Anlagen.

Moderne Rosen betonen die Eck- und Kreuzungspunkte. Das Belassen der restlichen Fläche als Wiesen-Areal wird den beiden Kindern des Hauses gerecht. Die wollen hier schließlich auch mal richtig Ritter spielen können.

In den kommenden Wochen stellen wir Ihnen weitere interessante Gärten der Region vor.

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