Von Kindern, die erwachsen sind

NUSBAUM/ KIGALI. (nam) Die meisten Menschen sehen wirkliche Armut nur im Fernsehen. Andreas Meyer aus Nusbaum hat während eines Praxissemesters in Ruanda die Armut der dort lebenden Waisen und behinderter Kinder aus nächster Nähe miterlebt. Mit Spendenaufrufen und einem Patenschaftsprogramm will er über seinen Auslandsaufenthalt hinaus etwas für die Kinder in Ruanda tun.

Der 13-jährige Francois lebt alleine in einer kleinen Hütte. Ein Haufen trockenes Gras dient ihm als Bett. Es regnet durch das Dach. Francois bewirtschaftet alleine sein kleines Grundstück, wo er Bananen und Bohnen anbaut. Seit er acht ist, hat er keine Familie mehr. Francois ganzer Stolz sind ein Schaf und eine Ente, die er von dem jungen Priester John Bosco geschenkt bekommen hat. Bosco hat ein Netzwerk aufgebaut und sorgt dafür, dass Decken, Kleidung und Nahrung an die Kinder verteilt werden. Auch das Schulgeld wird zum Teil übernommen. Francois ist nur eines von vielen Waisen-Kindern, die Andreas Meyer aus Nusbaum während seines Aufenthalts in Ruanda kennen gelernt hat. Meyer studiert seit 2001 "Soziale Arbeit" in Mönchengladbach. Sein fünftes Studiensemester, ein Praxissemester, führte den 23-Jährigen nach Ruanda. Der Verein "Partnerschaft Rheinland-Pfalz/Ruanda" in Mainz vermittelte ihm eine Praktikantenstelle im Partnerschaftsbüro in Kigali. Das Büro betreut über 420 Projekte im ganzen Land, so auch die Waisenkinder in der Pfarrei Muramba. 3659 Waisenkinder leben in Muramba. Die meisten wohnen wie Francois allein in einer Hütte, die meist von den Eltern stammt. Meyers befragte mit Hilfe einer Übersetzerin die Waisenkinder zu ihren gravierendsten Problemen. Die Ergebnisse veröffentlichte der Partnerschaftsverein in der "Ruanda-Revue". Verfallene Hütten, mangelhafte oder gar fehlende Schulbildung, schlechte Gesundheitsversorgung sowie einseitige und fehlerhafte Ernährung zählen zu den größten Problemen. "Oft war nur wenig aus den Kindern herauszubekommen", berichtet Meyer. Viele sind noch vom Verlust ihrer Eltern traumatisiert - sei es durch den Bürgerkrieg oder durch Aids. Auch in einem Wohnheim für geistig und körperlich behinderte Kinder in Gahanga arbeitete der Student. In dem Heim fehlen vor allem sauberes Wasser, vitamin- und mineralstoffreiche Nahrung sowie Medikamente. Infektionskrankheiten und Mangelerscheinungen sind die Folge. Mit Hilfe des Partnerschaftsbüros Rheinland-Pfalz/Ruanda konnten Spender für Therapiespielzeuge für die Kinder gefunden werden. Darüber hinaus hat Meyer mit Unterstützung der Hilfsorganisation Human Help Network ein Patenschaftsprogramm ins Leben gerufen. Spenden für Human Help Network können auf Spendenkonto Nummer 67 bei der Sparkasse Mainz (BLZ 550 501 20) überwiesen werden. Weitere Informationen finden sich im Internet: www.hhn.org oder www.aktion-tagwerk.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort