Von den Wasserwerken zum Gartenteich

18 Jahre lang war er als Leiter der Bitburger Stadtwerke für Wasser, Abwasser, Parkhäuser & Co. verantwortlich. Heute verabschiedet sich Manfred Boor aus seinem Berufsleben. Ein guter Moment, um die Vergangenheit Revue passieren zu lassen und in die Zukunft zu blicken.

 Manfred Boor in seinem selbst gestalteten „Erlebnisgarten“ mit kleinem Bachlauf und Teich. Dort wird der langjährige Leiter der Bitburger Stadtwerke künftig mehr Zeit verbringen, denn heute geht er in den Ruhestand. TV-Foto: Katharina Hammermann

Manfred Boor in seinem selbst gestalteten „Erlebnisgarten“ mit kleinem Bachlauf und Teich. Dort wird der langjährige Leiter der Bitburger Stadtwerke künftig mehr Zeit verbringen, denn heute geht er in den Ruhestand. TV-Foto: Katharina Hammermann

Bitburg. Manfred Boor sitzt entspannt auf einer weißen Ledercouch und steht gleichzeitig an einer wichtigen Schwelle seines Lebens: Denn der Leiter der Bitburger Stadtwerke verabschiedet sich heute aus seinem Berufsleben. Blickt er zurück, sieht er mit Zufriedenheit auf eine 50 Jahre währende Berufstätigkeit: Fünf Jahre lang war er in der privaten Wirtschaft, 27 in der Finanzverwaltung und 18 Jahre lang Leiter der Bitburger Stadtwerke. Blickt er nach vorne, sieht er seinen Garten. Im wörtlichen Sinne durch die breite Fensterfront seines Hauses und im übertragenen Sinne, denn in ihm wird er bald mehr Zeit verbringen können. Es ist ein "Erlebnisgarten", den er gemeinsam mit seiner Frau Waltraud angelegt hat - ein Pavillon, ein Teich, ein Bach, viele Fische, noch mehr Pflanzen. Gärtnern, wandern, reisen, mal etwas anders sehen… "Das wollen wir jetzt, so lange es geht, genießen", sagt Boor. Generalstabsmäßig durchgeplant werde jedoch nichts. "Ich lasse das auf mich zukommen." Er habe ein bewegtes Leben hinter sich, nun wolle er das Wort "muss" aus seinem Wortschatz streichen und erst einmal relaxen. Darauf freut er sich. Boors Leben war nicht nur beruflich bewegt. "Ich brauchte immer Action, konnte nicht nur zusehen und anderen das Feld überlassen." Dieser Drang äußerte sich im Laufe der Zeit in zahlreichen Mitgliedschaften: Übungsleiter im Turnverein, Vorsitzender der Marinekameradschaft, Gründungsmitglied der Volkstanzgruppe. Darüber hinaus war Boor lange Zeit auch politisch aktiv: Von 1974 bis 1989 war er Stadtratsmitglied, davon zehn Jahre als Fraktionsvorsitzender der CDU.Den Grundstein für sein Berufsleben hatte Boor zunächst an der Fachhochschule in Edenkoben und dann an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Trier gelegt. Nach einigen Zwischenstationen in der privaten Wirtschaft landete er 1962 bei der Finanzverwaltung. Steuerrecht hatte ihn seit jeher fasziniert. Was ihn an seinem Beruf allerdings störte: Zu oft hatte er das Gefühl, den kleinen Leuten das Geld aus der Tasche ziehen zu müssen. Anders als einigen seiner Kollegen, schien es ihm jedoch zu riskant, sich als Steuerberater selbstständig zu machen. Da kam es gerade recht, dass der ehemalige Bitburger Bürgermeister ihm nahe legte, sich auf die frei werdende Stelle als Leiter der Stadtwerke zu bewerben. Er zögerte nur kurz. Obwohl er dort als jemand, der "von außen" kam zunächst einen schweren Start hatte, wurden die kommenden 18 Jahre für ihn zu einer guten Zeit. Dies verdanke er vor allem der guten Teamarbeit und seinen hervorragenden Mitarbeitern, sagt Boor. Von diesem Team verabschiedet er sich heute - "mit einem weinenden und einem lachenden Auge". Extra Die großen Projekte der "Ära Boor": 1996 wurden zur Erschließung des Bitburger Flugplatzes Kanalisation, Wasserleitungen und -anschlüsse erfasst und bewertet, um dann ein Konzept zu erarbeiten - eine riesige Aufgabe. Ein langer Kampf sei 1999 der Vertragsabschluss mit den Amerikanern gewesen, sagt Boor. Es habe eineinhalb Jahre gedauert, sie davon zu überzeugen, dass das städtische Trinkwasser besser ist, als das stark gechlorte Wasser, das auf der Housing bis dahin aus den Hähnen kam. 2000 wurden die Verkehrsbetriebe den Stadtwerken angegliedert. "Die wollten wir gar nicht haben", sagt Boor. Denn von Anfang an war klar, dass sie Verluste bringen würden. 2002 kaufte die Stadt die Bahnstrecke zwischen Bitburg und Bitburg-Erdorf hinzu. (kah)Extra Herausforderungen nach der "Ära Boor": Zwei große und schwierige Herausforderungen sieht Boor in Zukunft auf die Stadtwerke und seinen Nachfolger Rolf Hecke manns zukommen. Die Bitburger Housing: Nach dem Wegzug der Amerikaner brechen den Stadtwerken je rund 200 000 Euro Einnahmen für Wasserver- und Abwasserentsorgung weg. "Da müssen sie sich etwas einfallen lassen, um den Betrieb flott zu halten", sagt Boor. Kommunal-Reform: "Nach den Landtagswahlen wird etwas passieren", prophezeit Boor. Die Klein-Gliedrigkeit der Verwaltungen löse sich jetzt schon auf. Sein Traum war immer, mit der Verbandsgemeinde Bitburg-Land in einer Gesellschaft öffentlichen Rechts zu kooperieren. "Das wäre heute alles mit einer Mannschaft möglich." (kah)

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