Von der Diaspora ins Jubiläum

BITBURG/GEROLSTEIN/DAUN. Die evangelische Kirche in Bitburg wird 130 Jahre alt. Seit 1862 gibt es die evangelische Kirche in Daun und seit 1913 in Gerolstein. Grund genug zurückzublicken auf ihre Anfänge in der katholischen Eifel.

Der Grundstein zum Bau der Gustav-Adolf-Kapelle in Bitburg wurde 1875 gelegt. Nach einem Fliegerangriff an Heiligabend 1944 blieben vom spirituellen Zentrum der evangelischen Christen fast nur noch Staub und Asche übrig. Die im gotischen Stil gebaute Kapelle wurde vollkommen zerstört - nicht aber die Hoffnung der Gläubigen. Bereits 1952 konnte die neue evangelische Kirche eingeweiht werden. Nicht nur die Fassade des Kirchengebäudes hat sich im Laufe von 130 Jahren gewandelt. Zählte die evangelische Gemeinde in Bitburg anfangs nur etwa 110 Mitglieder, wuchs sie bis heute auf etwa 4400 Gläubige an. Zahlen, die in der Eifel nicht selbstverständlich sind.Erfolg für evangelische Gemeinden

Dass sich evangelische Christen in der katholischen Eifel niederließen, ist Napoleon und dessen Niederlage 1815 in Waterloo zu verdanken. Der anschließende Wiener Kongress ordnete Europa vollkommen neu. Das Bitburger Land wurde zu einem Teil der preußischen Rheinprovinz. Von Preußen aus wurden evangelische Beamte, Gendarme und Landräte in die völlig katholisch geprägte Eifel entsandt. Zuerst wurde das evangelische Gemeindeleben noch von Trier aus mitversorgt, bis in Prüm 1828 die erste Gemeinde gegründet wurde. 1876 wurde die evangelische Kirchengemeinde Bitburg zur eigenständigen Pfarrgemeinde erhoben. Heute zählen eine zweite Pfarrstelle in Speicher, einer Kapelle in Kyllburg sowie weitere Predigtstellen in Neuerburg, Kyllburg und Bollendorf zu dem Gemeindegebiet, das etwa so groß ist wie der Altkreis Bitburg. Seit 1862 gibt es die evangelische Kirche in Daun. 1896 wurden die pfarramtlich verbundenen evangelischen Kirchengemeinden Gerolstein-Jünkerath und Daun gegründet. 1913 stand die Kirche in Gerolstein - ein Erfolg für die in Diaspora lebenden Gemeindemitglieder. Die hatten es in den 130 Jahren nicht immer leicht in der katholischen Eifel. Aufgrund des Mangels an evangelischen Geistlichen übernahmen gelegentlich auch katholische Priester Beerdigungen. Sogar in den 1970ern war noch die eine oder andere Schultoilette in Bitburg streng nach Konfessionen getrennt. In Daun zählen 50, in Gerolstein 76 Orte zur evangelischen Kirchengemeinde. Um die Kirche in Daun besuchen zu können, sind die Landbewohner aufs Auto angewiesen. "Aber das gehört in der Eifel sowieso zum alltäglichen Leben dazu", sagt die Dauner Pastorin Sabine Meckelburg. Heute gehören in der Stadt Daun und der Verbandsgemeinde 3000 Menschen dem evangelischen Glauben an. In der Kirchengemeinde Gerolstein sind es fast 4000. Der bei Köln geborene evangelische Pfarrer Hans Ulrich Ehinger ist seit 1996 für die evangelischen Schäfchen in Bitburg verantwortlich. Er fühlt die Diaspora nicht mehr. "Wir werden von allen Seiten respektiert", sagt er. Alleine in Bitburg leben fast 2000 evangelische Gläubige. Um sich mit dem christlichen Glauben näher beschäftigen zu können, wird die evangelische Kirchengemeinde in Bitburg so genannte Alpha-Kurse anbieten. Eingeladen sind Menschen, die gerne grundsätzliche Themen des Glaubens besprechen möchten. Ein klassisches Treffen umfasst ein Essen, einen Vortrag und schließt mit einem Nachgespräch in Kleingruppen ab. Der Alpha-Glaubenskurs umfasst 15 Einheiten. Am Sonntag, 5. Februar 2006, wird er im Gottesdienst eröffnet. Informationen zu den Alpha-Kursen, sind unter Telefon 06561/8687 zu erhalten.

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