Von der Eifel nach Afghanistan

Die Menschen aus den Dörfern rings um Spangdahlem sehen und hören die amerikanischen Kampfjets starten und landen. Doch wo fliegen sie hin, wo kommen sie her, und was ist ihre Aufgabe? Ein kleiner Einblick in die militärischen Aufträge des 52. Kampfgeschwaders.

 Der F-16-Kampfjets aus Spangdahlem waren bei der Operation „Desert Storm“ im Einsatz. TV-Foto: Katharina Hammermann

Der F-16-Kampfjets aus Spangdahlem waren bei der Operation „Desert Storm“ im Einsatz. TV-Foto: Katharina Hammermann

Spangdahlem. Der Pinselstrich würde einen röhrenden Hirsch vermuten lassen. Doch das Ölbild, das im Herzen des Luftwaffenstützpunktes Spangdahlem an der Wand des Konferenzraumes hängt, zeigt einen Mann mit Sauerstoffmaske. In archaischer Siegespose steht er in einer Wüstenlandschaft, beide Hände am Schwert, dessen Spitze auf dem Boden ruht. Über seinem Kopf schweben in perfekter Symmetrie zwei abdrehende Kampfjets.

Suchen, angreifen, zerstören



Was dem zivilen Besucher befremdlich erscheinen mag, ist für die Menschen, die hier arbeiten, Alltag: "Seek, attack, destroy" ist das offizielle Motto des 52. Kampfgeschwaders: Suchen, angreifen, zerstören. Das Geschwader, das die Nato unterstützt, verfügt nach eigenen Angaben über 42 F-16-Kampfjets, 18 Flugzeuge des Typs A-10 Thunderbolt II und zwei mobile Radaranlagen.

Die "Airmen" bezeichnen sich symbolträchtig selbst als "Saber", übersetzt: Säbel. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist die Unterdrückung gegnerischer Luftabwehr mit Hilfe der F-16-Kampfjets. In den sogenannten "Wild Weasel"-Missionen geht es darum, feindliche Radarstationen und Flugabwehrstellungen zu zerstören, damit sie für nachfolgende Bomber keine Gefahr mehr darstellen. Dabei werden sowohl Anti-Radar-Raketen eingesetzt als auch "normale" Bomben. Diese Missionen gelten als extrem gefährlich: Sie werden meist in Zweier- oder Vierer-Formationen geflogen, wobei die vorderen Flugzeuge als Lockvögel dienen, während die nachfolgenden den Angriff übernehmen.

Die Spangdahlemer F-16 sind die einzigen der US-Luftwaffe, die von Europa aus diese Aufgabe übernehmen. 1991 waren sie bei der Operation "Desert Storm" im Einsatz: Sie zerstörten irakische Radaranlagen, Raketenstellungen und Leitzentren der Luftabwehr. Das gleiche taten sie auch 2003 im (zweiten) Irak-Krieg. Ein Einsatz, der dem Öl-Bild im Konferenzraum Modell gestanden haben könnte. Derzeit sind allerdings alle F-16 in Spangdahlem.

Die 18 Flugzeuge der einzigen A-10-Staffel Europas werden hingegen zur Unterstützung der Bodentruppen eingesetzt. Ihre Aufgabe ist es, mit Bomben und einer fest installierten Revolvermaschinen-Kanone Panzer und Militärfahrzeuge zu zerstören oder das Gelände auszuspähen. Dies ist möglich, weil die A-10 sehr langsam fliegen können. Als nach den Anschlägen vom 11. September der amerikanische Kampf gegen den Terrorismus in Fahrt kam, wurden auch Männer und Frauen des "Team Eifel" nach Afghanistan verlegt. Im Rahmen der Mission "Enduring Freedom" hatten sie die Aufgabe, mit den A-10-Flugzeugen verstreute, guerillaähnliche Truppen zu finden und zu bekämpfen. Dort wurden die Flugzeuge nach Informationen des Spangdahlemer Pressebüros auch zum Schutz des deutschen Militärs eingesetzt.

Noch immer sind einzelne "Airmen" aus Spangdahlem in Afghanistan oder dem Irak. Größere Verlegungen in die Krisengebiete gibt es derzeit allerdings nicht.

Neben den Kampfjets ist auf der Air-Base eine Luftüberwachungseinheit stationiert. Sie verfügt über zwei mobile Radaranlagen des Typs TPS-75 und eine taktische Fliegerleitzentrale. Ihre Aufgabe ist es, Aufnahmen des Luftraumes zu liefern, die zur Kriegsführung benötigt werden. 2003 war die Einheit im Irak-Krieg eingesetzt. Über keine eigenen Flugzeuge verfügt die 726. Lufttransporteinheit. Diese Gruppe ist für die riesigen C-5 und C-17-Transport-Flugzeuge zuständig, die seit 2005 auf ihrem Weg über den Globus in Spangdahlem auf einer 42 Fußballfelder großen Rampe Zwischenstation machen. Ganze Truppen werden darin zu ihren Einsatzorten gebracht.

All diesen Einsatzgruppen stehen Unterstützungseinheiten zur Seite, die Wartung, medizinische Versorgung, Einkauf oder Logistik übernehmen. Außer in militärischen ist das 52. Kampfgeschwader auch immer wieder bei humanitären Missionen in verschiedenen Ländern im Einsatz.

Davon zeigen die Bilder im Konferenzraum allerdings nichts. Neben dem Ölbild hängen pastellfarbene Drucke. Darauf zu sehen sind Flugzeug-Zwitterwesen: halb Kampfjet, halb Panther, Adler oder Leopard - mächtige Schwingen, gebleckte Zähne, bereit zum Angriff.

Sie sind mitten unter uns, man trifft sie beim Stadtbummel oder abends in der Diskothek - aber wie die über 10 000 "Eifel-Amerikaner" eigentlich leben und was sie hier genau tun, das wissen nur die wenigsten. In der Serie "American way of Eifel" wirft der TV einen Blick hinter den Zaun der amerikanischen Militärbasis, auf kulturelle Unterschiede, militärische Missionen oder in amerikanische Einkaufswagen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort