Von der Steinzeit bis ins Mittelalter

ERNZEN. (red) Die Besucher der Naturerkundungsstation Teufelsschlucht in Ernzen haben kürzlich die Möglichkeit gehabt, einem ungewöhnlichen Handwerk zuzusehen: Mit Raspeln und Feilen, Ziehklingen und Schleifpapier galt es, aus Hickory-Holz-Rohlingen Pfeil und Bogen zu machen.

 Ein Teilnehmer des Bogenbau-Seminars bei der Holzbearbeitung. Foto: red

Ein Teilnehmer des Bogenbau-Seminars bei der Holzbearbeitung. Foto: red

Beim Bogenbau-Seminar der Naturerkundungsstation Teufelsschlucht bei Ernzen haben 13 Teilnehmer mitgemacht. Nach mehreren Stunden Arbeit hielten schließlich alle mannslange, sorgfältig geschliffene Holzbögen in der Hand. Die Bandbreite der angefertigten Bögen reichte vom jungsteinzeitlichen Bogen nach einem etwa 5000 Jahre alten Vorbild bis zum berühmten mittelalterlichen englischen Langbogen mit Nocken aus poliertem Rinderhorn. Die gebauten Bögen verdeutlichten die historische Entwicklung von der Jagdwaffe der Steinzeit zur Kriegswaffe des Mittelalters. Wann und wo genau Pfeil und Bogen erfunden wurden, ist unbekannt. Die bisher ältesten Bogenfunde aus der Mittleren Steinzeit, etwa 6000 bis 8000 vor Christus, zeigen eine bereits technisch ausgereifte Waffe, wie der Seminar-Leiter, der Kölner Prähistoriker Jürgen Junkmanns, erklärte. Junkmanns ist Spezialist für Pfeil und Bogen in der Archäologie und besitzt eine langjährige Erfahrung im Bau von Bögen nach historischen Vorbildern. Dass die Naturerkundungsstation ausgerechnet einen Prähistoriker für den Kurs gewann, kommt nicht von ungefähr: Bereits seit Jahren bietet die Einrichtung Programme für Schüler zum Thema Steinzeit an. Zudem ist die Vorgeschichte ein Schwerpunkt der archäologischen Ausstellung im Besucherzentrum der Naturerkundungsstation. Das Konzept ging auch beim Bogenbau-Seminar auf: Zehn Männer, zwei Frauen und ein zwölfjähriger Junge hatten sich zum Workshop angemeldet. Während die meisten aus der Region kamen, reiste eine Teilnehmerin sogar aus Potsdam an. Neuer Kurs im nächsten Jahr wahrscheinlich

Dem Bau der Bögen folgte am zweiten Tag des Seminars die Herstellung von Pfeilen mit Spitzen aus Geweih oder Metall. Auch für die erfahrenen Bogensportler unter den Teilnehmern war die Anfertigung der Bögen und Pfeile ausschließlich aus Naturmaterialien eine neue Erfahrung, und alle zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis. Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die neuen Bögen gemeinsam in sicherer Entfernung von den zahlreichen Wanderern am Besucherzentrum beim Zielschießen erprobt. Der Erfolg des ausgebuchten Seminars macht ein Wiedersehen mit Jürgen Junkmanns im nächsten Jahr sehr wahrscheinlich. In einem neuen Kurs können die Teilnehmer dann einen Bogen mit Pfeilen oder auch eine noch ältere Fernwaffe, eine eiszeitliche Speerschleuder mit Speer, nach archäologischen Vorbildern herstellen.

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