Von der Trichtermethode hält er nichts

ZENDSCHEID/BIRRESBORN. Im zehnten Teil der TV -Führerschein-Serie stellen wir den Chef der Fahrschule Reinemann vor: Hilmar Reinemann macht in Birresborn seit 25 Jahren junge Menschen aus der Eifel fit für den Straßenverkehr und ist auch privat immer "auf Achse".

"Hinter dem Lenkrad ist für viele junge Menschen der erste Platz im Leben, an dem sie, ohne zu diskutieren, alles so machen müssen, wie ein anderer es verlangt", sagt Hilmar Reinemann. Der gelernte Koch und Metzger ließ sich 1972 bei der Bundeswehr zum Fahrlehrer ausbilden. In Birresborn eröffnete er im August 1978 seine eigene Fahrschule. "Wir hatten seitdem Höhen und Tiefen", erinnert sich der Zendscheider, "aber ich habe mich durchgeboxt und bin meinen Weg gegangen." Was sich in den drei Jahrzehnten geändert hat? "Die Fahrausbildung ist schwieriger geworden", sagt Reinemann, "und die Jugendlichen sind heute unselbstständiger und bei Weitem nicht mehr so belastbar wie vor Jahren." Die Nachfrage sei zudem gesunken und die Zahl der Fahrschulen gewachsen, berichtet der 59-Jährige. Rund 40 Schüler habe er zurzeit. Er erzählt: "In Spitzenzeiten hatte ich mal doppelt so viele, und davon waren 70 Leute im praktischen Unterricht. Das ging, weil es noch keine Doppelstunden gab." Und in einer halben Stunde vier Motorradprüfungen zu absolvieren - was er in der Anfangszeit einmal geschafft habe - sei heute ebenfalls undenkbar. Ferienfahrschule bietet Reinemann nach wie vor an, vor allem für Bus und LKW. Den "klassischen" Unterricht über einen längeren Zeitraum hält er jedoch für sinnvoller. "Das andere ist eine Trichtermethode", stellt Reinemann fest, "und ich mache ja auch nicht in zwei Wochen Abitur." Wenn es um die PKW-Ausbildung geht, schwört Hilmar Reinemann seit Beginn seiner Tätigkeit auf Ford: Mit einem "P7" startete er in den 70er Jahren. "Ich habe auch andere Marken ausprobiert", berichtet der Fahrlehrer, "aber hier hat mich vor allem der Service der Werkstätten überzeugt." Inzwischen ist der Zendscheider mit seinem 25. Ford unterwegs - einem silberfarbenen Focus. Neben diesem Kombi mit Schaltgetriebe besitzt er den einzigen Automatik-Fahrschulwagen in der Verbandsgemeinde Gerolstein, den er oft an Kollegen verleiht. "Ich brauche auch privat immer ein Auto", gesteht der Vater von drei Kindern: In den Urlaub geht es bei Reinemanns meist mit dem Wohnmobil. Und wenn er ausnahmsweise einmal fliege, "dann hole ich mir nach der Ankunft als erstes einen Mietwagen." Und auch sein liebstes Hobby führt ihn "auf Achse" - der 59-Jährige steuert am Wochenende Reisebusse quer durch Deutschland. Als Fahrlehrer mit Nachschulungs-Diplom leitet Reinemann seit Anfang der 80er Jahre regelmäßig so genannte Aufbauseminare. Fahranfänger, die während ihrer Probezeit auffällig geworden sind, müssen dabei "nachsitzen". Gerade bei diesen Seminaren nehme er kein Blatt vor den Mund. Er versuche, an die Teilnehmer heran zu kommen und sie wach zu rütteln, erzählt der Eifeler. Mit Erfolg: "Viele sagen mir hinterher, sie hätten mehr gelernt, als in ihrer eigentlichen Fahrschule."Sohn Daniel wird das Geschäft übernehmen

Reinemanns Sohn Daniel - er machte seine Fahrlehrerausbildung ebenfalls bei der Bundeswehr - hilft seit rund drei Jahren im elterlichen Betrieb aus und unterrichtet in den Zweigstellen Wolsfeld und Rittersdorf. Er habe zwar immer versucht, die Familie aus der Firma rauszuhalten, sagt Hilmar Reinemann, "doch heute bin ich schon froh, dass Daniel die Fahrschule in ein paar Jahren übernehmen wird und ich sie dann nicht verkaufen muss". Fahrprüfer sind auch nur Menschen: Rudolf Feuereisen, der Leiter der Bitburger Tüv-Prüfstelle, kommt in Teil elf der Serie zur Aktion "Der TV verschenkt Führerscheine" zu Wort.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort