Wald weg, Rasen hin

SCHÖNECKEN. (ka) "Natura 2000" lautet die Bezeichnung für ein Schutzgebietssystem, das die Europäische Union (EU) zur Bewahrung der biologischen Vielfalt entwickelt hat. Zentrale Bedeutung hat dabei das Naturschutzprojekt "Erhalt und Wiederherstellung von Trockenrasengebieten", an dem auch in Rheinland-Pfalz vielerorts intensiv gearbeitet wird.

Zu einem Informationsbesuch über den Stand der Dinge in der Region hatte die SPD-Landtagsabgeordnete Monika Fink die Mainzer Staatssekretärin für Umwelt und Forsten, Jacqueline Kraege, in die Schönecker Schweiz eingeladen. An der Exkursion nahmen auch zahlreiche Interessierte teil. Trockenrasen prägen laut Kraege in vielfältiger Gestalt unsere Heimat: "In Rheinland-Pfalz zählen dazu die Binnendünen bei Mainz, die Kalkmagerrasen der Eifel oder die Felsrasen entlang der Nahe. Sie gehören zu den Lebensräumen von Pflanzen und Tieren, die in Europa besonders bedroht sind." Biotop-Betreuer Torsten Weber und Revierförster Dieter Pilzecker vom Forstamt Prüm informierten bei der Wanderung entlang des kürzlich mit Schautafeln versehenen Lehrpfades durch die Schönecker Schweiz die Veranstaltungsteilnehmer über das Projekt "Trockenrasen" und seine regionalen Besonderheiten. Im Trockenrasen sei der Artenreichtum besonders groß. Vom Frühjahr bis zum Wintereinbruch gebe es dort vor allem die gelben Sonnenröschen, die violetten Küchenschellen, den blauen Enzian, bis zu 25 farbenprächtige Orchideensorten sowie Federgras. Viele Vogelarten und Reptilien, Schmetterlinge, Käfer, Zikaden, Heuschrecken und andere Insekten hätten in Trockenrasen ihren Lebensraum. "Life-Natur" heißt das von der EU geschaffene Finanzierungsinstrument von "Natura 2000". In Rheinland-Pfalz begann das Projekt "Erhaltung und Wiederherstellung von Trockenrasen" im Jahre 2003 und endet 2006. Es wird zu 70 Prozent von der EU gefördert. In Sachen Finanzierung gibt es aber auch kritische Töne. "EU-Mittel sind Steuergelder wie alle anderen auch", konstatiert Schöneckens Ortsbürgermeister Paul Ludwig. Der Bevölkerung sei es nicht einfach zu vermitteln, warum ein intakter Waldbestand abgeholzt wird, um einem Trockenrasen Platz zu machen. Als Beispiel nennt Ludwig ein rund zwei Hektar großes Waldstück in Schönecken-Oberlauch am so genannten "Rattenberg". Für die Abholzaktionen gebe es zwar EU-Gelder, doch die erheblichen Folgekosten blieben oftmals außerhalb der Planungen und Diskussion. "Trockenrasen bedürfen der Pflege", mahnt der Bürgermeister, "ohne kontinuierliche Beweidung durch Schafe und Ziegen, regelmäßige Pflege und andere kostenintensive Maßnahmen holt sich die Natur ihre Flächen zurück. Das Geld wäre vertan." Die dann entstehende Verbuschung erweise sich als ein Ärgernis, das es vorher nicht gegeben habe. Daher wünscht sich Ludwig mehr Bürgerinformation für das "grundsätzlich positive Projekt" Trockenrasen. Bei der Abholzung auf dem Rattenberg sei man vor vollendete Tatsachen gestellt worden.

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