Waldbesitzer müssen umdenken

BITBURG. (ako) Kooperationen und mehr Bewusstsein für den Markt forderte Hermann Ilaender, Präsident des Waldbauvereins, von den privaten Waldbesitzern, um in der Zukunft bestehen zu können.

Der Wald steht für Ruhe und heile Welt. Doch dass die Realität der rheinland-pfälzischen Privatwälder nicht allein aus entspannenden Bildern besteht, machte die gut besuchte Versammlung des Waldbauvereins Bitburg deutlich, dem insgesamt rund 1800 Mitglieder angehören. Zum einen sorgt die Schließung von 43 der 85 Forstämter im Land für Turbulenzen, wobei der Vorsitzende Johann Kohnen betonte, dass dem Verein an einem guten Verhältnis zum Forstministerium gelegen ist und dass er auf die Zusage vertraut, die Qualität der Dienstleistungen würden durch die Forstreform nicht leiden. Zum anderen machte ein Vortrag von Herman Ilaender deutlich, dass die Rahmenbedingungen, unter denen sich private Waldbesitzer am Holzmarkt behaupten müssen, ebenfalls neue Herausforderungen stellen. Die internen Rahmenbedingungen im relativ waldreichsten Bundesland seien auf Grund einer extremen Besitzzersplitterung bei den Privatwäldern besonders heterogen, was an sich schon ein Problem bei der Bewirtschaftung sei. Ein weiteres Zeichen des Wandels: Immer weniger Waldbesitzer sind heute zugleich Landwirt, die traditionelle Verbindung funktioniert heute nur noch bei jedem siebten bis zehnten Forstbetrieb. Nachteile erwachsen den privaten Forsten im Vergleich zu kommunalen oder staatlichen Wäldern aus einem nennenswerten Pflegerückstand und aus einer um die Hälfte geringeren Wegebaudichte. Diese internen Faktoren treffen am Markt auf eine Konzentration der Sägeindustrie, die 90 Prozent des Holzes abnimmt. Etliche Holzverarbeiter litten unter einer "objektiv schwierigen und ernsten" Situation, und "Waldbesitzer und Sägeindustrie sitzen in einem Boot". Die Konsequenz: Auch die privaten Besitzer kleiner Waldparzellen müssen sich auf die Bedürfnisse der Industrie einstellen und ihre Angebote stärker bündeln. "Just in time"-Lieferungen von Holz an die Sägewerke müssen von den Waldbauvereinen koordiniert werden. Schwierig für die Waldbesitzer sei auch das so genannte Schlachthausparadoxon: Alle Menschen finden den Wald gut und schätzen Holz als natürliches Produkt. Doch gleichzeitig lehnten viele die Forstwirtschaft als Nutzung des Waldes und Holzproduktion ab. "Es ist der Keim für einen falsch verstandenen Naturschutz, der nicht anerkennen will, dass der Mensch als Nutzer ein Teil im System ist", so Ilaender. Immer weitergehende Naturschutzauflagen schränkten die Forstbetriebe ein, dagegen müsse man sich wehren und im Gegenzug für die nachhaltige Forstwirtschaft werben, zum Beispiel mit Waldpädagogik. Waldbörsen zur Vermittlung von verkaufs- und kaufwilligen Waldbesitzern sollen dazu beitragen, die Besitz-Zersplitterung zu beheben, die Bündelung des Verkaufs soll unter anderem durch den Einsatz von Vollerntern auch in Kleinparzellen verbessert werden. Insgesamt, so Ilaenders Fazit, habe die Forstwirtschaft nur dann eine Überlebenschance, wenn Gewinn bringend gearbeitet werde. Johann Kohnen jedenfalls konnte trotz kritischer Rahmenbedingungen erfreut feststellen, dass der Waldbauverein Bitburg bei den Vorstandswahlen eine Verjüngung erfuhr und dass es immer noch "sehr eigentumsverbundene" Waldbesitzer gibt, die ihren Forst auch zukünftig bewirtschaften wollen: "Nachhaltigkeit, Nutz-, Schutz-, Erholungs- und Freizeitfunktion sind in den letzten Jahren zu modernen Schlagworten in unserer Bevölkerung geworden. Für die Waldbesitzer ist es die Realität seit über 200 Jahren", betonte Kohnen.

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