"War Zeit, dass sie kommen"

PRÜM. Das Ehepaar Elke Heidenreich und Bernd Schroeder lebt zwar in Köln getrennt, kein Grund aber, nicht gemeinsam ein Buch zu schreiben und daraus vorzulesen. So geschehen bei der Eröffnungsveranstaltung des fünften Eifel-Literatur-Festivals am Freitag in Prüm.

 Getrennt und doch zusammen: Elke Heidenreich und Bernd Schroeder lasen zum Start des Eifel-Literatur-Festivals.Foto: Rudolf Höser

Getrennt und doch zusammen: Elke Heidenreich und Bernd Schroeder lasen zum Start des Eifel-Literatur-Festivals.Foto: Rudolf Höser

"Wenn heute der Begriff Kultur in der Eifel fällt, fällt im gleichen Satz Prüm und der Name des Geschichtsvereins", sagte Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm. Elke Heidenreich und Bernd Schroeder eröffneten das fünfte Eifel-Literatur-Festival mit einer Lesung aus ihrem gemeinsamen Erzählband "Rudernde Hunde".Dimensionen werden immer größer

Die Dimensionen des Literaturfestivals seien von Mal zu Mal größer geworden. "Es war höchste Zeit, dass sie gekommen sind", sagte Söhngen in Richtung Heidenreich.

Werner Blindert, Erster Vorsitzender des Geschichtsvereins, freute sich, über das "Sahnehäubchen", das man dem Publikum gleich zu Beginn des Festivals präsentieren könne. Er vergaß nicht den Initiator, Josef Zieren, für dessen Mammutarbeit zu loben.

"Wie könnten wir ein Lese-Festival besser eröffnen als mit Elke Heidenreich - in einer Zeit auch, in der allgegenwärtiges Pisa-Lamento die Leseunwilligkeit der jungen Generation beklagt - damit zugleich die Überschwemmung mit Fernsehen, Videos und geistigem Fast-Food", sagte Josef Zierden. Elke Heidenreich habe immer wieder so sehr erfolgreich betretene Wege verlassen, um nicht als einseitig abgestempelt zu werden, und sie sei immer wieder erfolgreich zu neuen Ufern aufgebrochen", lobte er die Autorin.

Natürlich sparte er auch bei Bernd Schroeder nicht mit Lob. Dieser antwortete ganz gerührt: "Da gab es mal eine Sendung im Fernsehen: Das war ihr Leben." Er habe das Gefühl, sie würden hier für ihr Lebenswerk geehrt. Und Elke Heidenreich fügte noch hinzu: "Es gibt auch Niederschläge, Tränen und Fehlpässe."

Heiterkeitsstürme löste im Publikum besonders die Geschichte "Norwegian Wood oder: Harald, wo der Pfeffer wächst" aus. Sie handelt von dem entflogenen Beo Leo, der bei Hilde auf der Dachrinne sitzt und sich nur mit dem Beatles-Song "Norwegian Wood" wieder in seinen Käfig locken lässt. Eine fast wahre Begebenheit, sagt Elke Heidenreich, die trotz ihrer hohen Popularität völlig natürlich auf der Bühne agiert. Sie wirkt nicht aufgesetzt oder glamourös, spielt nicht die Grande Dame der hohen Kultur, die einen Abstecher in die kleine Waldstadt macht.

Wer im Publikum saß, erlebte eine humorvolle und bescheidene Autorin, die das Herz auf der Zunge trägt.

Die Eifel ist beiden Autoren nicht unbekannt. Bernd Schroeder drehte ein Fernsehspiel in Monschau und kennt auch die Bücher von Clara Viebig. Elke Heidenreich machte in Bonn Abitur und hat noch eine Schulfreundin in Prüm. Sie konnte sich nicht verkneifen ins Publikum zu rufen: "Mathilde - bist du hier?" Und Mathilde war da. Ebenso wie Freundin Christel aus Köln und Ruth aus Koblenz. Die hatte aber noch lange nicht die längste Anfahrt auf sich genommen. Ines Frommholz war aus Bremen zur Lesung angereist.

Mehr als 700 Zuhörer waren gekommen, um einer gut aufgelegten Elke Heidenreich und ihrem Ehemann zu lauschen. Der machte sich gar nicht erst die Mühe, seine bayrische Kinderstube zu verbergen. Und das Publikum wurde nicht enttäuscht. Elke Heidenreich bewies, dass sie nicht nur eine gute Autorin, sondern auch eine gute Vorleserin ist. Mit ihrer natürlichen, respektlosen Art spielte sie die Figuren ihres Buches zur Freude des Publikums.

Am Mittwoch, 21. Mai, 20 Uhr, liest Norbert Blüm im Sitzungssaal der Verbandsgemeinde Prüm aus seinem Buch "Unverzagt & Unverblümt". Dies ist eine Veranstaltung in Zusammenareit mit der Volkshochschule (VHS) Prüm.

KULTUR, SEITE 25

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