"Warum - wenn so viele Leute dagegen sind?"

IRREL. Irrel kommt ins Fernsehen: Für die Kindernachrichtensendung "Logo" hat ein ZDF-Team dort Aufnahmen gemacht. Thema: die umstrittende Reaktivierung eines Steinbruchs. Kinder interviewten dafür Jürgen Schäfer von der Firma Kohl-Bau und Bürgermeister Hans-Michael Bröhl.

Anja, Isa und Katja machen sich Sorgen. Sorgen um Tiere und Pfanzen. Und um die Lebensqualität der Menschen in Irrel. Grund: Der Steinbruch "Auf Rockelshostert" soll erweitert werden. Umweltschützer und Bürger befürchten negative Auswirkungen auf die Umwelt (der TV berichtete). Deshalb haben die neun bis zehn Jahre alten Grundschülerinnen aus Irrel sich bei der Redaktion der Kindernachrichtensendung "Logo" gemeldet. Logo wird vom ZDF für den Kinderkanal produziert und arbeitet Themen, die Kinder bewegen, aber auch allgemeine Nachrichten in kindgerechter Form auf. Die Redaktion fand die Idee der Mädchen gut. Und prompt kam das gelbe Logomobil mit dem Zebra nach Irrel und bat die Mädchen, VG-Bürgermeister Hans-Michael Bröhl und den Bauleiter der Firma Kohl, Jürgen Schäfer, zu einer Gesprächsrunde auf das Gelände. "Wir haben uns zu Hause Fragen überlegt", erzählt Isa Dahm. Katja Häckmann hatte diese Idee. Ganz ohne Scheu vor Kamera und Mikrofon legten Isa, Katja und ihre Freundin Anja Lichter los. "Warum muss der Steinbruch hierher kommen?" wollten die Mädchen wissen. "Was passiert mit den Uhus, die hier brüten, und den Fledermäusen? Was geschieht mit den Orchideen? Das ist doch Naturschutzgebiet." Freundlich und um einfache Aussagen bemüht, erklärten Schäfer und Bröhl ihre Sicht der Dinge. Die Steine brauche man zum Straßenbau, das Gelände sei eher Vogelschutzgebiet, die Orchideen seien gar nicht so selten, Uhus nisteten auch gerne in bewirtschafteten Steinbrüchen. Untermalt vom Lärm der Transportfahrzeuge des weiter oben gelegenen Steinbruchs, wurden Bedenken der Kinder etwa wegen der Verdrängung von Lebewesen, möglicher Wasserverschmutzung, Schäden durch Sprengung oder Lärm von LKWs größtenteils zerstreut. "Tragbar, nicht vorhanden, ungefährlich", hieß es meist unter Hinweis auf strenge Auflagen. Auch verwies Schäfer auf die Verpflichtung der Firma, Ausgleichs- und Rekultivierungsflächen zu schaffen. "Der neue Steinbruch wird eines Tages wieder zum Lebensraum." Überzeugt waren die Mädchen nicht und hakten immer wieder nach, was die Gesprächspartner teilweise ins Schwitzen und die Redakteurin ins Staunen brachte. "Warum muss man etwas zerstören, was so vielen Tieren und Pflanzen Lebensraum bietet?" Die Teufelsfrage aber lautete: "Warum macht man so was, wenn doch so viele Leute dagegen sind?" Da musste Bröhl erklären, dass es Gesetze gibt, die auch Firmen Rechte einräumen. "Also, so ganz verstanden habe ich das alles nicht", sagte Anja. "Zufrieden sind wir aber trotzdem", meinte Katja, "weil wir die Fragen im Fernsehen stellen konnten." Stolz waren sie auch. "Wir hatten uns gut vorbereitet, aber viele Fragen sind uns im Gespräch eingefallen," sagt Isa. Der Beitrag, dessen Ausstrahlung ursprünglich für Mittwoch geplant war, wird voraussichtlich am heutigen Donnerstag um 16.50 Uhr auf dem Kinderkanal gesendet.

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