Was heißt denn Knete auf Französisch?

BITBURG-PRÜM. Der Kreis Bitburg-Prüm möchte flächendeckend Französisch im Kindergarten anbieten. Das Land hat eine Förderung von 60 Prozent in Aussicht gestellt. Jetzt werden Muttersprachlerinnen gesucht, die Kindergartenkindern Kultur und Sprache vermitteln möchten.

"Un, deux, trois, bonjour mes amis" (ein, zwei, drei, guten Tag, meine Freunde), singen die Kinder zusammen mit Marianne Le Bec, ihrer französischen Erzieherin in der Kindertagesstätte Zuckerborn. Seit einem Jahr wird dort Französisch gesprochen. Nicht gelehrt! Und schon gar nicht gegen den Willen der Kinder. Darauf legt Leiterin Erika Dlugoß wert. "Mir war wichtig, dass Französisch im Alltag vorkommt. Es soll nichts Aufgesetztes sein. Die Kinder sollen die Sprache hören." Marianne Le Bec unterrichtet nicht im Kindergarten, sie soll das Interesse der Kinder für ihre Sprache und ihre Kultur wecken. Ganz nebenbei lernen die Kinder Französisch. Wenn "Marie", wie sie von den Kindern liebevoll genannt wird, in der Nähe ist, heißt es mittags "bon appétit" und morgens "bonjour". Marie singt ihnen deutsche Lieder mal auf Französisch vor oder kocht so, wie sie es aus der Bretagne kennt. "Wir sind eine multikulturelle Gesellschaft, da ist Sprache das A und O", sagt Erika Dlugoß. "In unserer Grenzregion ist Französisch ein Muss. Kinder, die bereits im Kindergartenalter mit Französisch vertraut gemacht werden, lernen später viel leichter Italienisch und Spanisch", ist sich die engagierte Leiterin sicher. Seit einem Jahr begleitet die Muttersprachlerin die Kindergartenkinder. Je eine Woche betreut sie ein Gruppe. Bei 224 Kindern, aufgeteilt in zehn Gruppen, ist sie nach zehn Wochen wieder in der ersten Gruppe. Die Kinder haben in dieser Zeit nichts vergessen. "Vite" (schnell) kreischen sie ausgelassen in der Turnhalle und rennen, was die Beinchen hergeben. Kinder, die nicht zehn Wochen auf Marie warten wollen, um eine Frage beantwortet zu bekommen, können sie natürlich fragen, egal wo sie gerade ist. Im Kreis Bitburg-Prüm nehmen zur Zeit erst fünf Kindertagesstätten an dem Programm "Lerne die Sprache des Nachbarn" teil. Aber es sollen mehr werden. Der Kreis Bitburg-Prüm schreibt Mitte September die Stellen aus. Als besonders problematisch erwies sich in der Vergangenheit, dass die französische Erziehungskraft Muttersprachlerin sein und pädagogische Berufserfahrung haben sollte. Nach intensiver Diskussion im Jugendhilfeausschuss wurde jedoch ein Kompromiss gefunden. Nach wie vor werden Muttersprachlerinnen gesucht ( besipielsweise aus Frankreich, Belgien, Luxemburg), aber: die fehlende pädagogische Ausbildung soll durch Fortbildung, die vom Land organisiert wird, und durch intensive Begleitung des Kindergartenpersonals aufgefangen werden. Die Kosten für die neuen Kräfte tragen zu 60 Prozent das Land, zu 20 Prozent der Kreis und zu 20 Prozent die Gemeinde. Josef Winandy, Leiter des Jugendamtes, befürwortet das Programm. "Je früher die Kinder mit Französisch Kontakt habe desto besser." Eine wissenschaftliche Untersuchung habe ergeben, dass bei einem Kleinkind das beste Lernvermögen für eine Fremdsprache vorliege. "Später müssen die Kinder im Prinzip eine Sprache stur pauken", sagt Winandy. Auch Michael Billen, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, plädiert für Französisch in Kindergärten: "In unserem Raum ist Französisch wichtiger als Englisch. Wer später in Belgien oder Luxemburg arbeiten will, muss Französisch können." Je schneller eine Muttersprachlerin für alle Kindergärten gefunden werde, desto besser, sagt er. "Die Begeisterung bei den Verantwortlichen ist da. Es gibt doch nichts Wichtigeres, als das man sich versteht!" In der Bitburger Kindertagesstätte Zuckerborn zeigten sich auch die Eltern vom Projekt begeistert. Die Erzieherinnen hatten ein Video über Marie und ihre Arbeit gedreht und es während eines Elternabends vorgeführt. Erika Dluboß: "Bisher gibt es von den Eltern nur positive Stimmen. Ich denke, das ist eine schöne Sache für uns und hoffe, dass Marie uns noch lange erhalten bleibt."

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