Weg zur Hilfe führt oft über die Arge

BITBURG. Noch mehr zu tun als in den Vorjahren haben Berater der Caritas. Die Zahl ihrer Klienten ist stark angestiegen. Nicht zuletzt, weil Berater der Arbeitsgemeinschaft von Kreis und Agentur für Arbeit den Kunden nahe legten, sich helfen zu lassen.

Sucht und Arbeitslosigkeit haben nicht unbedingt etwas miteinander zu tun. Darauf legten Vertreter von Caritas, Kreisverwaltung Bitburg-Prüm und Arbeitsgemeinschaft von Agentur für Arbeit und Kreis Bitburg-Prüm (Arge) großen Wert. Diese Feststellung war auch einer der zentralen Punkte der gemeinsamen Pressekonferenz zum Thema Zusammenarbeit zwischen Caritas und Arge. Eine oberflächliche Betrachtung der Fallzahlen lässt den irrigen Schluss zu, dass nahezu alle, die Arbeitslosengeld II beantragen, auch Probleme mit Schulden und/oder Süchten haben. So ist nach Einführung von Hartz IV die Zahl der Klienten innerhalb eines Jahres im Bereich Suchtberatung kreisweit von 268 im Jahr 2004 auf 363 gestiegen. 139 Klienten (38 Prozent) waren gleichzeitig Bezieher von Arbeitslosengeld II. Von den Hilfe Suchenden haben 65 Prozent Probleme mit Alkohol, 30 mit illegalen Drogen und fünf Prozent mit anderen Süchten. Laut Petra Hockelmann-Hettinger entfällt auf den Bereich illegale Drogen im Raum Prüm/Daun ein größerer Anteil als im Südkreis. Im Bereich Schuldner- und Insolvenzberatung stieg die Zahl neuer Fälle von 179 auf 259. Das entspricht einer Steigerung von rund 45 Prozent. 89 Menschen suchten Hilfe, weil Arge-Mitarbeiter ihnen den Gang zur Beratung nahe gelegt haben. "In einem Beratungsgespräch fällt es eben eher auf, wenn finanzielle Probleme vorliegen oder eine Suchtproblematik da ist", begründete Markus Regnery, stellvertretender Geschäftsführer der Arge, die große Zahl von Arbeitslosengeld II-Empfängern unter den Caritas-Kunden. Insgesamt 1400 Bedarfsgemeinschaften, das entspricht rund 2800 Menschen aus dem Kreis, waren im vergangenen Jahr bei der Arge registriert, sagte Arge-Geschäftsführer Carl Diederich.Landkreis stärker engagiert als Nachbarn

Markus Fasen für den Bereich Schuldner- und Petra Hockelmann-Hettinger für den Bereich Sucht wiesen zudem darauf hin, dass deutschlandweit fünf Prozent der Menschen suchtkrank sind. Ihre Schulden nicht mehr zahlen können rund elf Prozent. Mit ein Grund für die steigenden Zahlen ist nach Ansicht von Caritas-Geschäftsführer Winfried Wülferath sicher auch, dass zu Beginn des Jahres 2005 die Anzahl der Stellen erhöht worden war. Angesichts der Erfahrungen nach Einführung des Arbeitslosengelds II sei diese Zahl noch einmal erhöht worden. An den Standorten in Bitburg und Prüm sind nun insgesamt 3,25 Stellen im Bereich Suchtberatung und ebenfalls 3,25 Stellen bei der Schuldnerberatung besetzt. Das Angebot soll auch helfen, Wartezeiten für Hilfsbedürftige zu verkürzen. Die liegt - wie im Nachbarkreis Daun - nach Aussage der Experten bei bis zu drei Monaten. "Dann kann es schon zu spät sein", sagte Wülferath. Der Bereich Suchtberatung kostete im Jahr 2004 rund 204 000 Euro, die Land, Landkreis und Bistum aufbrachten. In diesem Jahr werden vermutlich 265 000 Euro ausgegeben. Der Bereich Schuldnerberatung kostete 2004 rund 166 000 Euro. Dieses Geld wurde aufgebracht von Land, Bistum Trier und Kreissparkasse Bitburg-Prüm, die gesetzlich verpflichtet ist, diese Beratung finanziell zu unterstützen. Für 2006 betragen die Ausgaben für Schuldnerberatung vermutlich 217 000 Euro. Der Landkreis en- gagiert sich in beiden Bereichen übrigens stärker als viele andere Gebietskörperschaften.

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