Wege aus der Sinn-Krise

BRÜHLBORN. Der immer noch ohne Sinn und Zweck vor sich her dümpelnden Brücke bei Brühlborn soll nach all den Jahren fehl geschlagener Planung nun doch noch eine Aufgabe verpasst werden. Im Zuge des Umbaus der unfallträchtigen B 410-Kreuzung könnte eine Rechtsabbiegespur über das Bauwerk hinweg in Richtung Köln wenigstens für mehr Verkehrssicherheit sorgen.

Die Brücke hat viele Namen, aber (immer noch) keinen Sinn. Einige Leute nennen sie nach dem früheren rheinland-pfälzischen Wirtschaftsminister "Holkenbrink-Brücke", andere bezeichnen sie als "So-da-Brücke", weil sie einfach nur so da steht; manche sagen einfach nur Nutzlos-Brücke, weil sie nie ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt wurde. Bei der Replik auf die Entstehung dieses und anderer Bauwerke, die dem gleichen Projekt zugeordnet waren, stockt dem Betrachter angesichts von Staatsverschuldung und kommunaler Finanz-Katastrophen heutzutage der Atem: In der Aufbruchzeit der 70er Jahre sollte die Europastraße 42 die Eifel mit den Zentren der Großregion verbinden. Die Politiker versprachen sich davon nicht nur kürzere und schnellere Wege, sondern besonders Chancen auf Arbeitsplätze, ansiedlungswillige Betriebsmanager und Wohlstand für alle. Zur Farce geriet das E 42-Projekt, als die Idee der Autobahn 60 alle bis dahin existierenden Pläne null und nichtig machte. Von den bereits in die Landschaft gerammten Brückenbauwerken nahm man kurzerhand Abstand und ließ die Bagger ein paar Kilometer weiter südwestlich neue Schneisen ziehen. "Das Material ist gealtert"

Wie ein Ungetüm aus grauer Betonmasse setzt seitdem die So-da-Brücke eine Klammer der Nutzlosigkeit über die Fahrbahn bei Brühlborn. Nur wenige Kilometer weiter, am Fuße der Schönecker Schweiz, nutzen Jugendliche ein in etwa baugleiches Gebilde inzwischen gerne, um darunter Feten zu feiern. Zwischen Stubbi und Wodka-Dope, Apfelkorn und Heavy Metal lässt es sich dort auch in regnerischen Nächten vorzüglich feiern. Wie schon in den 90er Jahren steht der Holkenbrink-Gedächtnisbogen bei Sedan, wie Brühlborn gemeinhin auch genannt wird, erneut vor dem Versuch einer Sinngebung. Schon damals sollte die Konstruktion, die in der Entstehung mindestens 500 000 Mark kostete, irgendwie zur Entschärfung der B 410-Kreuzung genutzt werden. Aus heutiger Sicht lumpige 100 000 Mark sollen Mitte der Neunziger veranschlagt gewesen sein. Auch im dritten Jahrtausend sind die Behörden beseelt von dem Gedanken, der So-da-Brücke die unerträgliche Leichtigkeit des Seins zu nehmen. Inzwischen wurden allerdings Fakten geschaffen, denn in diesen Tagen wird die Brühlborner Brücke vor den ungläubigen Blicken der darunter weg huschenden Autofahrer saniert. "Sie wird neu abgedichtet, das Material ist gealtert", sagt Harald Enders, Chef des Landesbetriebs Straßen und Verkehr (LSV) Gerolstein und ergänzt: "Normalerweise ist ein Fahrbahnbelag nach 20 Jahren erledigt." Auch, wenn er nicht genutzt sei. Doch Enders gibt Entwarnung, eine Provinz-Posse bleibt der Eifel erspart. Denn: "Die Brücke soll endlich einer Verwendung zugeführt werden, indem eine Rechtsabbiegespur Richtung Köln für eine deutliche Entschärfung sorgen kann." Häufig genug seien dort Unfälle passiert, weiß der LSV-Chef. In der Tat. Während also die Frischzellenkur für die So-da-Brücke mit rund 240 000 Euro zu Buche schlagen wird, muss für die Rechtsabbiegespur mit Rampe zur Brücke hin noch einmal eine Million Euro einkalkuliert werden. Vorgesehen ist zudem auf umgekehrtem Weg die Verlängerung der Einfahrtspur nach Prüm, die bis hinauf zum Gewerbegebiet Dausfeld verlängert werden soll. Wenn also nun alles nach Plan läuft, könnten die Tage - besser gesagt: die Jahre - der So-da-Brücke endlich gezählt sein…

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