Wehren vor düsteren Zeiten

Düstere Prognosen hat der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands (KFV) beim Jahrestreffen in Biersdorf aufgestellt: 60 Prozent aller Wehren ständen vor dem Aus, die Feuerwehrstruktur sei verkrustet und es ständen kaum noch fähige Führungskräfte bereit. Der kuriose Ausstieg des KFV-Geschäftsführers war nicht Thema während der Sitzung, aber danach.

Biersdorf. "Ich habe mir sehr lange Gedanken gemacht, welche der viele hoch brisanten Themen ich anpacken soll. Es ist eine meiner letzten feuerwehr-politischen Offensiven", eröffnet KFV-Vorsitzender Edmund Schlöder seinen Rundumschlag. Nach 36 Jahren im Ehrenamt wird er, vor allem aus gesundheitlichen Gründen, im April nicht zur Wiederwahl antreten.

Schlöder: "Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass jedes Dorf eine Feuerwehr braucht. Wir kommen definitiv mit 40 Prozent der existierenden Wehren aus."

Im Landkreis Altenkirchen seien die Wehren auf ein Drittel reduziert worden. Landesverbandsvorsitzender Otto Fürst sagt: "Im Westerwald stehen wir schon vor der dritten Schließung." Schlöder sagt, die Wehren seien der "einzige aktive Verein in vielen Dörfern". Die Wehren seien nicht schlecht, aber die Struktur sei zu verkrustet. Auch bei den Anschaffungen. Schlöder: "Statt wie beim DRK und THW bundesweit einheitliche Fahrzeuge zu bestellen, kriegt bei der Feuerwehr jeder ein Einzelstück."

Er watscht auch die Verwaltung ab: "Bei Nachfragen an entscheidenden Stellen wird stets die kommunale Selbstverwaltung als Zauberwort genannt." In den Wehren sei ein Werteverfall erkennbar. Führungskräfte würden nicht mehr respektiert. Schlöder: "Jeder will immer und überall mitbestimmen. Keiner will sich mehr unterordnen." Außerdem stimmten die Rahmenbedingungen (Fortbildungen, betriebliche Freistellung) nicht mehr. Die Mienen im Publikum werden immer finsterer. Schlöder: "Wir stehen vor der letzten Chance, neue Konzepte zu entwickeln. Hören Sie nicht auf einzelne Dummschwätzer, die teilweise auch hier sitzen." Seine Rede wirkt teilweise verbittert, wenn auch der Landesvorsitzende ihn in vielem unterstützt. Sein langjähriger Kamerad Klemens Mossal meint: "Enttäuscht passt eher."

Für die Nachwahl des vor kurzem entlassenen KFV-Geschäftsführers meldet sich kein Nachfolger. Über die Gründe fürs Aus des Geschäftsführers wird in der Versammlung nicht gesprochen. Zwei Arzfelder Deligierte meinen: "Nachhaken war wohl nicht gewollt." Vize-Kreisfeuerwehrinspekteur Richard Wirtz: "Die Leute wollen davon nichts mehr hören."

Joachim Streit, Bürgermeister und Vorsitzender der Feuerwehrstiftung, wiederlegt alle Gerüchte: "Die Gründe lagen einzig im Zwischenmenschlichen. Es gab keine Unregelmäßigkeiten in der Geschäftsführung." Der Geschäftsführer hatte in einer außerordentlichen Sitzung im August die Vertrauensfrage gestellt.

53 der 59 Delegierten stimmten gegen ihn. Am 24. April 2009 soll der KFV-Vorstand neu gewählt werden.

Meinung

Berechtigte Sorgen

Auch wenn es nicht alle Feuerwehrkameraden wahrhaben wollen: Edmund Schlöder hat Recht. Die Zukunft der kleinen Wehren in den Dörfern sieht düster aus, und es ist längst an der Zeit, sich über Kooperationen und Zusammenlegungen Gedanken zu machen. Zugleich ist aber auch der Kreisfeuerwehr-Verband nicht in allerbestem Zustand. Auch wenn keiner über den unrühmlichen Abgang des ehemaligen Geschäftsführers sprechen will: Es ist kein Geheimnis, dass das finanziell unerfreuliche Ergebnis des Großprojekts "Festival der Hilfe" im vergangenen Jahr die "zwischenmenschlichen" Probleme zumindest verstärkt hat. Zudem gefällt es nicht allen Feuerwehrleuten im Kreis, wenn sie - wie jüngst beim Konzert der Bundeswehr-Big-Band in Bitburg - die Arbeit machen und Funktionäre dafür gelobt werden. l.ross@volksfreund.deExtra Der Kreisfeuerwehrverband (KFV) des Eifelkreises hat 9760 Euro in der Kasse. Für 2008 wird mit einem Überschuss von 2885 Euro gerechnet. 2007 war das Jahresergebnis negativ. Das Defizit betrug 2172 Euro, trotz eines Erlöses von 5120 Euro aus der großen Benefiz-Veranstaltung. Die größten Posten in den Bilanzen machen die Beiträge (2008 - 17628 Euro, 2007 - 15720 Euro) und die Spenden (2008 - 12545 Euro, 2007 - 41604 Euro) aus. Die Kassenprüfer bescheinigte exakte Buchführungen. Zum KFV Eifelkreis gehören 3800 Mitglieder sowie 151 der 224 Wehren. (vog)

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