Wehrpflicht "legitimes Kind der Demokratie"

LISSENDORF. Bei einer militärischen Großveranstaltung legten am Mittwoch auf dem Sportplatz in Lissendorf 556 Rekruten ihr Feierliches Gelöbnis ab. Ausrichter des Zeremoniells war die Reservistenkameradschaft Lissendorf, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiert.

 In Linie angetreten: 556 Rekruten legten am Mittwochabend in Lissendorf das Feierliche Gelöbnis ab.Foto: Anton Seiberts

In Linie angetreten: 556 Rekruten legten am Mittwochabend in Lissendorf das Feierliche Gelöbnis ab.Foto: Anton Seiberts

Da naturgemäß in der Bundeswehr viele Strategen ihr Zuhause gefunden haben, überließ man in Lissendorf auch diese Feier nicht dem Zufall. Minutiös, laut Protokoll in 25 Punkte gegliedert, nahm ab 16.40 Uhr das Geschehen auf dem grünen Rasen seinen Verlauf. Diesmal war die Arena, in der ansonsten sportliche Kämpfe ausgetragen werden, ausschließlich für die Männer in den Tarnanzügen reserviert. Einige Ausnahmen gab es für die "Zivilen", die im Biwak-Zelt ihre Plätze eingenommen hatten. Zahlreiche Eltern, Ehefrauen, Verlobte, Freundinnen, Freunde, Verwandte und Bekannte der Rekruten sowie teils von weit hergekommene Gäste hatten auf den Zuschauerrängen Platz genommen. So hatten auch die Angehörigen von Jan Borgward aus Rostock die lange Anreise in die Eifel auf sich genommen um dem Gelöbnis beizuwohnen. Nachdem Major Völkel dem Kommandeur des Fernmeldebataillons 281, Engels - "Herr Oberstleutnant, ich melde, Gelöbnisaufstellung zum Feierlichen Gelöbnis angetreten" - gemeldet hatte, schritt dieser in Begleitung von Landrat Heinz Onnertz und Ortsbürgermeister Karl Weber unter den Klängen des Präsentiermarsches die Front ab. Der Kommandeur begrüßte neben Landrat Heinz Onnertz, Bürgermeister Werner Arenz und Ortsbürgermeister Karl Weber weitere Vertreter aus Politik, Verwaltung und des öffentlichen Lebens der Region. Seine Kollegen Kommandeure hieß er ebenso willkommen wie eine Abordnung der Partner und Freunde vom 52nd Fighter Wing-Geschwader aus Spangdahlem. Er wandte sich an die Hauptbetroffenen, die Rekruten vom Fernmeldeaufklärungsregiment 940 Daun, vom Fernmeldebataillon 282, Kastellaun, sowie des Fernmeldebataillons 281, Gerolstein, und die Gäste aus Lissendorf und Umgebung "in einem für unsere Welt, aber auch für unser Fernmeldebataillon nicht ganz einfachen Augenblick". In seiner Ansprache betonte der Landrat, dass es keine funktionierende Staatsform ohne Soldaten gebe und es müßig sei, über die Existenzberechtigung der Bundeswehr zu diskutieren. "Dabei scheint es mir wichtig zu unterstreichen, dass die Bundeswehr Ausdruck des Willens unserer Gesellschaft ist, ihre Freiheit und ihren äußeren Frieden zu bewahren", betonte er. "Gerade an einem Tag, der uns in großer Sorge in den nahen Osten und in diesem Zusammenhang in die ganze Welt blicken lässt", versuchte der Landrat sich in die Situation der jungen Rekruten zu versetzen. Es sei nicht einfach, das eigene Selbstverständnis und die Notwendigkeit der Existenz der Armee nach außen zu tragen. "Stehen Sie zu Ihrem derzeitigen Beruf und Ihrer Einberufung, verbiegen Sie sich nicht und fordern Toleranz und die Achtung derjenigen ein, die nicht in der Bundeswehr dienen", motivierte er die jungen Soldaten. Heinz Onnertz unterstrich, dass er gerne bei dem Zeremoniell dabei sei, denn der Landkreis Daun sei seit mehr als 30 Jahren Heimatstandort der Bundeswehr. An den Standorten Daun und Gerolstein sind rund 2400 Berufs- und Zeitsoldaten stationiert. Hinzu kommen 200 Zivilbeschäftigte, die bei der Bundeswehr Lohn und Arbeit haben. "Die Bundeswehr stellt hier ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor dar", resümierte der Kreischef. Bevor das Gelöbnis zu leisten war, traten die Abordnungen mit den Truppenfahnen vor, und Kommandeur Oberstleutnant Engels wandte sich nochmals an seine Soldaten: "Rekruten, in einer Zeit, in der die Wehrpflicht und die Aufträge der Bundeswehr oft in Frage gestellt werden, dokumentieren Sie durch Ihre Bereitschaft zu dienen und der damit verbundenen Teilnahme an der heutigen Gelöbnisfeier Ihr Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung unseres Staates." In seinen weiteren Ausführungen betonte er: "Alternativen zu unserer Wehrpflichtarmee wurden bereits in der Anfangszeit der Bundeswehr gesucht, aber nicht gefunden. Auch Anfang des 21. Jahrhunderts gilt die Wehrpflicht als legitimes Kind der Demokratie", betonte der Stabsoffizier. Kampfstiefel statt Turnschuhe

An die Soldaten gerichtet, befasste er sich auch mit dem Begriff der Tapferkeit, die bereits im Kleinen beginne: "So ist es für Sie anfangs gewöhnungsbedürftig, Kampfstiefel statt der geliebten Turnschuhe zu tragen." Die Rolle der Rekruten beschränkte sich danach in Lissendorf nur noch auf das Feierliche Gelöbnis, und sie sprachen es lautstark: "Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes tapfer zu verteidigen." Die Gelöbnisfeier wurde musikalisch umrahmt vom Heeresmusikkorps 300, Koblenz, unter der Leitung von Oberstleutnant Klinkhammer. Danach war dann auch der Zeitpunkt gekommen, um reichlich Fotos von der Truppe zu schießen, die Lieben durften aufs Grün und endlich ihren Rekruten in die Arme schließen. Für die höheren Chargen hatten die Lissendorfer Reservisten und die Gemeinde unterdessen zum ausgiebigen Steh-Empfang ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort