Weihnachten auf der Straße

BITBURG/DAUN. Ohne Dach über dem Kopf steht eine siebenköpfige Familie aus der Verbandsgemeinde Daun da, die in die Mühlen der Bürokratie geraten ist und der von der Verbandsgemeinde Bitburg-Land auf die Schnelle keine Bleibe angeboten werden kann.

"Eine Nacht können sie ja im LKW schlafen", bekam Werner L. zu hören, als er nach einer Bleibe für sich, seine Frau und die fünf Kinder nachfragte. Bis Anfang der Woche lebte die Familie noch in in einer Wohnung in der Verbandsgemeinde Daun. Doch die musste die Familie räumen. Und damit begann ihre Odyssee. Werner L. ist Metzger und derzeit arbeitslos. Einen neuen Job sollte er im niedersächsischen Soltau bekommen. Dies teilte er auch der VG Daun mit, die nach Aussagen von L. sofort das Geld für die Miete sperrte. Was folgte, war eine Räumungsklage. Am Dienstag verließ die Familie mit einem von der VG bereit gestellten LKW ihre bisherige Heimat. Ihr Ziel war Wolsfeld, wo sie eine vorläufige Unterkunft erhalten sollte, da sie doch nicht in die ihnen zugesagte Wohnung in Soltau ziehen konnte. Doch auch das Wolsfeld-Angebot eines Bekannten zerschlug sich in letzter Minute. "Wir wussten nicht, wohin wir sollten", sagt der Familienvater. Bei der VG Bitburg-Land konnte man nicht weiterhelfen. Erst einmal musste geklärt werden, welche Verwaltung überhaupt zuständig ist. Die VG Daun beruft sich auf ein Urteil ( Verwaltungsgerichtshof Kassel, Beschluss vom 5. Februar 2003, siehe Hintergrund) , das die Zuständigkeit der Kommune zuweist, in der sich die Familie - in diesem Fall der LKW mit dem Hausrat - befindet. Gerd Becker, Büroleiter der VG-Verwaltung Daun, wollte zu dem Vorgang aus datenschutzrechtlichen Gründen nichts sagen. Eine Nacht kamen die Unterkunftslosen bei einer älteren Dame unter, die spontan ihre Hilfe angeboten hatte. Doch das war nur eine Notlösung. Die Nacht auf Donnerstag verbrachten sie in einem Hotel, das die VG Bitburg-Land zahlte. "Am Mittwochabend war mir eine Wohnung fest versprochen worden", sagt Werner L. Doch die Zusage zerschlug sich am Donnerstagmorgen. "Wir wissen nicht, wo wir die Nacht verbringen sollen", sagt er. Auch die Bitte um Hilfe bei den Kirchen blieb ohne Erfolg. "Da hat man mir gesagt, dass man keine Wohnung hat, die groß genug ist", sagt Werner L. "Keiner fühlt sich zuständig"

Rechtsanwalt Horst Büttner setzte sich ebenfalls für die Familie ein. "Die Familie ist in einen Zuständigkeitsstreit zwischen den Behörden geraten", sagt Büttner. Keiner fühle sich so recht zuständig. "Ich habe der Familie geraten, dass sie sich auf die Stufen vor die Verwaltung setzt und nicht eher geht, bis eine Lösung gefunden worden ist", sagt Büttner. Die Verbandsgemeinde Bitburg-Land ist um eine Lösung des Problems bemüht, sagt Manfred Fandel, Leiter der zuständigen Abteilung. Die VG habe auf die Schnelle auch nicht die passende Wohnung bereitstellen können. Soweit wie möglich habe man die Familie unterstützt. Bitburg-Land habe sowohl die Unterbringung in einem Hotel, als auch die Kosten für den Lastwagen übernommen sowie die Familie finanziell unterstützt. "Wo sollen wir hin?", fragt L. verzweifelt. "Ich will nur eine Wohnung, damit die Kinder ein Zuhause haben." Und eine Lösung seiner Misere ist nicht in Sicht, falls nicht noch so etwas wie ein Weihnachtswunder geschieht.

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