Weiße Kittel mit im Gepäck

PRÜM. Der Frauenarzt Dr. Gerard Dijkhuizen übergibt seine Praxis am Teichplatz ab 1. Juli an Dr. Olek Böhm, der dann auch als Belegarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im St. Josef Krankenhaus Prüm tätig sein wird. Zehn Jahre arbeitete Dijkhuizen am Prümer Krankenhaus. Im Juli eröffnet er eine Praxis auf Gran Canaria.

Einpacken und umziehen, das ist für Gerard Dijkhuizen nichts Neues. Zehn Jahre lang war er als Frauenarzt und Belegarzt im St. Josef Krankenhaus Prüm tätig. Der gebürtige Amsterdamer ist schon viel in der Welt herumgekommen: Praktiziert hat er in Amerika, England, Südafrika und natürlich in den Niederlanden. In der Eifel blieb er verhältnismäßig lange. Im deutschen Ärzteblatt habe er damals eine Anzeige gesehen. Er kam nach Prüm, ließ sich das Belegarztsystem am Krankenhaus erklären und blieb. Er sei sehr positiv in der Eifel aufgenommen worden. Dass er Ausländer ist, sei nie ein Problem gewesen, sagt er. Doch jetzt will der 60-Jährige es noch mal wissen. "Vier Monate Schnee im Jahr sind mir einfach zu viel", sagt der Niederländer verschmitzt. Am 30. Juni ist für ihn Schluss mit dem schlechten Klima, dann zieht er um nach Playa des Ingles auf Gran Canaria. Eine Praxis hat er auch schon gefunden, mit humanen Öffnungszeiten von 10 bis 13 Uhr. 50 Prozent Touristinnen und 50 Prozent Spanierinnen zählen zu dem Patientenstamm, den Dijkhuizen übernimmt. Kein Problem für den Kosmopoliten, der fließend Spanisch spricht. Mit dem Belegschaftsdienst im Krankenhaus ist dann endgültig Schluss. Tag und Nacht einsatzbereit zu sein, dafür habe er jetzt keine Lust mehr, gesteht der Arzt, der in den vergangenen zehn Jahren etwa 2000 kleine Eifeler zur Welt gebracht hat. Seine Patientinnen wollen oft nicht von anderen Ärzten entbunden werden, "also kommt man doch", sagt er, "Ich fühle für die Leute etwas, da kann ich nicht Nein sagen." Für den Ruhestand sei er sich noch zu jung, ans Aufhören denke er noch nicht. Freizeit habe er in Prüm nie gehabt. Tennis spielen, lesen, einfach das Leben genießen, ein bisschen mehr Zeit für sich selbst erhofft sich Dijkhuizen von seinem neuen Domizil. Auch für seine Gesundheit sei ein Klimawechsel erforderlich. Seine Praxis übernimmt Olek Böhm, ein Arzt aus Kasachstan, der seit zehn Jahren in Deutschland wohnt. Seit drei Monaten arbeitet er schon mit Dijkhuizen zusammen, bevor er ab 1. Juli die Praxis alleine weiterführt. In Prüm habe ihm gefallen, dass er in eigener Verantwortung arbeiten konnte, sagt Dijkhuizen. Auch die Zusammenarbeit mit den Hebammen und dem Krankenhauspersonal sei "immer schön gewesen". Er bedauert nur, dass es so wenig Kontakte unter den Frauenärzten gegeben habe. Man habe sich nie ausgetauscht. Auch die Eifler werden Dijkhuizen vermissen. Vom Krankenhauspersonal liebevoll "Dijki" genannt, war der Niederländer vor allem für seine unkonventionelle, humorvolle Art bekannt. Eifeler Platt kam ihm nie über die Lippen, sein niederländischer Akzent und sein bis vor kurzem langes Haupthaar waren sein Markenzeichen. Ebenso seine kurzärmeligen weißen Kittel, die er bis heute trägt und immer wieder in den Niederlanden nachgekauft hat, weil es sie in Deutschland nicht gibt. Viel getan hat sich in der Zeit, in der Dijkhuizen in Prüm praktiziert hat. Das Krankenhaus hat einen neuen Kreißsaal mit Geburtswanne bekommen und kürzlich zwei moderne Ultraschallgeräte. Während sich der neue Arzt in seine Praxis einarbeitet, muss Dijkhuizen noch einiges vor seinem Umzug regeln. "Außerdem brauche ich noch eine Arzthelferin die Spanisch und Deutsch spricht", verrät er. Anfang Juli ist es soweit. "Ich packe nur zwei Koffer, sonst nehme ich nichts mit", sagt der Niederländer resolut. Und mit Sicherheit befinden sich in einem der Koffer weiße Kittel mit halben Arm, die es auf Gran Canaria wahrscheinlich auch nicht gibt.

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