Weit weg in einer fremden Welt

PRÜM. (red) Von ihrem zweiwöchigen Besuch im rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda erzählen Prümer Gymnasiasten und Lehrer heute um 17 Uhr im Musiksaal. Im folgenden Bericht schildert der Schüler Dominik Niesen aus der 11. Jahrgangsstufe seine Eindrücke von einem Besuch in Ruanda.

"Ruanda, rund 7000 km entfernt, im Herzen Afrikas, wenige Breitengrade südlich des Äquators: Die ersten Eindrücke nach dem Auschecken in Kigali waren schwüle Hitze, fremde Gerüche und ungewohnte, unsichere Blicke der Menschen. Am zweiten Tag fuhren wir zu unserer Partnerschule in Butare. Nach einem Gottesdienst aßen wir mit dem Bischof und der Schulleitung zu Mittag. Es war beeindruckend, etwa 200 Schüler in Uniform zu sehen, die extra wegen uns drei Tage ihres Ferienbeginns geopfert hatten. In kleinen Gruppen oder einzeln wurden wir von jeweils einer ,Schülertraube' umzingelt, die uns viele Fragen über unser Leben in Deutschland stellten. Verständnisprobleme wurden mit dem Gebrauch von Händen und Füßen gelöst. Der Besuch eines Straßenkinderprojekts wartete am vierten Tag auf uns. Einige Kinder berichteten von ihrem Schicksal, vom Verlust der Eltern, der Geschwister oder finanzieller Not. Die Kinder strahlten trotzdem eine große Lebensfreude aus. Vier Stunden Busfahrt später, unter dem schützenden Blätterdach des Regenwalds, wiesen uns zwei Führer in dessen Geheimnisse ein. Am folgenden Tag erfolgte die Rückreise nach Kigali. Von dort aus besuchten wir Madame Carr und ihr Waisenheim. Erstaunt waren wir alle von der für ihr Alter (94!) sehr rüstigen, unglaublich lebensfrohen und engagierten Frau, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, nach dem Genozid verwaisten Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen. Am siebten Tag machten wir eine weitere prägende Erfahrung: das Behindertenzentrum in Gahanga. Dreißig Kinder öffneten uns die Türen zu ihrem sehr bescheidenen Heim. Sehr bedrückt kehrten wir nach einer Führung durch das Haus zu den Kindern zurück, die anfangs zurückhaltend waren. Aber nachdem wir unsere Geschenke ausgepackt hatten, zeigten sie sich überglücklich. Auf der Rückfahrt zum Hotel dankte uns der Sozialarbeiter des Heims erneut für unsere Bereitschaft, die Kinder zu besuchen und mit ihnen zu spielen. Am letzten Reisetag nutzten wir den Morgen vor dem Abflug für den Besuch der Genozid-Gedenkstätte in Gisozi, wo uns einige sehr bedrückende Momente erwarteten. Nach dem Besuch von einigen Massengräbern führte uns der Guide ins Hauptgebäude, in dem ein Rundgang die Geschichte Ruandas und des Völkermords veranschaulichte. Danach traten wir voller bleibender Eindrücke unsere Rückreise nach Deutschland an. Wir hoffen, den Grundstein für eine noch engere Beziehung zu Ruanda und eine erweiterte Schulpartnerschaft gelegt zu haben. Herzlich bedanken wir uns bei allen Sponsoren und Spendern: dem Busunternehmen Tücks, der Apotheke am Teichplatz, Eddis Sportshop und dem Sportshop am Teichplatz, dem Salon Anita, Familie Klaus Dichter, Familie Niesen und dem Theaterverein und den Möhnen aus Ormont."

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