Weniger Bewerberinnen an Hebammenschulen

Mainz/Speyer/Koblenz · Hohe Versicherungsbeiträge sind ein Grund für das sinkende Interesse an dem Beruf.

Mainz/Speyer/Koblenz Die Hebammenausbildung in Rheinland-Pfalz ist auf drei Standorte konzentriert: die Uniklinik in Mainz, die Diakonissen in Speyer/Mannheim und das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein in Koblenz. Insgesamt gibt es dort pro Jahrgang rund 45 Ausbildungsplätze. Die Zahl der Bewerberinnen sei stark zurückgegangen, heißt es bei allen drei Pressestellen auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds. Trotzdem kommen laut Pressesprecherin Dr. Katja Jewski von den Diakonissen Speyer/Mannheim durchschnittlich jährlich immer noch 300 Bewerberinnen auf die 17 Ausbildungsplätze.
Aber: "An unserer Schule war die Bewerberinnenzahl vor einigen Jahren deutlich höher." Koblenz meldet einen Rückgang an Bewerberzahlen um 40 Prozent. Die anderen Schulen sprechen von weniger Bewerbern in den vergangenenen zehn Jahren. Männliche Bewerber als Geburtshelfer gibt es laut den Schulen gar nicht. Dr. Jewski aus Speyer beklagt allgemein: "Es gibt einen Hebammenmangel."
Kerstin Macher, Unternehmenssprecherin des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein, pflichtet ihr bei: "Gerade in ländlichen Regionen fehlt es an Hebammen und Entbindungspflegern." Marion Hahn, Pflegevorstand der Universitätsmedizin Mainz, beantwortet die Frage nach dem Hebammenmangel folgendermaßen: In Ballungsgebieten sehe die Klinik keinen Hebammenmangel. Allerdings komme es auch dort vor, dass freie Stellen in Kreißsälen nicht zeitnah besetzt werden oder Frauen keine Hebammen für die Wochenbettnachbetreuung finden.
Mögliche Gründe für den Mangel an Hebammen machen alle drei Kliniken in hohen Versicherungsbeiträgen für Freiberuflerinnen aus. Der Hebammenverband geht von 570 Euro aus, die allein für die Berufshaftpflichtversicherung für Hebammen anfallen.
Auch die hohe Arbeitsverdichtung mindere die Attraktivität des Berufs, sagt Marion Hahn aus Mainz. Hinzu komme, dass die Zahl der Entbindungsstationen in Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen zurückgegangen sei, sagt Pressesprecherin Dr. Jewski aus Speyer. "Daraus folgt eine hohe Arbeitsbelastung in anderen Geburtskliniken."
Kerstin Macher aus Koblenz beschreibt mögliche Auswege aus der prekären Situation: "Bundesweit versucht man bestehendem Hebammenmangel durch die Eröffnung von Hebammenschulen entgegenzuwirken." Der deutsche Hebammenverband unterstütze diese Entwicklung nicht, sondern empfehle die Kooperation mit bestehenden Einrichtungen.

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