Wenn das Wetter mit uns Achterbahn fährt

Bitburg · Was für ein Hin und Her: Erst Starkregen, dann Hitze ohne Ende – dieser Sommer macht, was er will. Aber was bedeutet das für Feld und Wiesen, für Hobby-Gärtner, Ärzte – und Freibad-Fanatiker? Der TV hat nachgefragt.

"Konstante 25 Grad über die kommenden paar Wochen, die wären toll", sagt Bernhard Weber. Der Vorsitzende des Kleingartenvereins Bitburg hätte nämlich gerne noch so viel wie möglich von seinem Fleckchen Land, das in den vergangenen Wochen nicht so leicht zu pflegen war - aber dazu kommen wir noch. Auch sonst ist das ein allzu verständlicher Wunsch bei diesem Sommer-Hin-und-Her, das der Eifel erst Starkregen und manchen Ortschaften noch weitaus mehr als nur vollgelaufene Keller bescherte (der TV berichtete). Zwar kam das Wetter dann jüngst mit einer Hitzewelle um die Ecke - jedoch nur, um quasi über Nacht wieder zur alten Unbeständigkeit zurückzufinden.
Voraussagen treffen, wie das weitergeht? Machen wir an dieser Stelle lieber mal nicht - aber wir wollen die Frage beantworten, was das alles eigentlich mit der Welt um uns herum anstellt - und mit uns selbst. Und haben dafür Experten gefragt, die es wissen müssen.

"Die letzten Tage waren ein Segen", sagt Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau - wenn auch nicht für die Tiere, die es nicht so heiß mögen, das aber auch mal aushalten. Aber für den Ackerbau: "Alle sind glücklich, dass wir jetzt ein paar trockene Tage und die entsprechenden Temperaturen dazu hatten", sagt Michael Horper. Denn: Viele Bauern hätten zuvor weder Heu noch Silage machen können, die Böden seien teilweise so nass gewesen, dass jeder Traktor einfach steckengeblieben sei.
Hatte der viele Regen gar keine schwerwiegenden Folgen? Für die Winzer vielleicht - "der Wein hat schon richtig Stress gehabt" -, aber auf den Eifeler Feldern sei es gerade nochmal gutgegangen: "Es war zwar höchste Zeit, aber viele Kulturen erholen sich gut", sagt Horper. "Die Natur kann viel wettmachen." Und wenn jetzt eben mal ein Gewitter komme, dann sei das auch nicht mehr das Problem.

Und was in der Natur im Großen funktioniert, gilt auch im Kleinen: Bernhard Weber vom Kleingartenverein bewertet die Saison "nicht schlechter als sonst". Klar sei die große Wassermenge der ein oder anderen Frucht zu viel geworden: "Als es Mitte Mai mit dem Starkregen anfing, hat das zum Beispiel der Himbeere nicht gut getan." Dafür wachse anderes besser: "Im Moment die Bohnen", sagt Weber.
Das größte Problem in der Starkregenzeit sei immer noch gewesen, den Garten in Ordnung zu halten: Denn bei so viel Regen schießen Gras und Unkraut in die Höhe, und trotzdem habe man nur ein paar trockene Stunden, um die liegengebliebene Arbeit aufzuholen, während man bei feucht-warmem Wetter eher mit Ungeziefer, etwa Blattläusen, kämpfe. Ein Kleingärtner stelle sich aber eben auf das ein, was komme. "Kein Jahr ist gleich."

Arbeit nachholen - das muss auch die Abteilung Asphalt: Wie Reinhold Schneider, Chef der Masterstraßenmeisterei Bitburg, sagt, seien Reparaturen und Instandsetzungen bei dem regnerischen Wetter nicht möglich gewesen. "Problematisch ist das nicht, die Arbeiten verschieben sich nun einfach etwas in den Herbst hinein."
Der Starkregen habe es dagegen notwendig gemacht, dass häufiger Gräben entschlammt werden mussten. Dann ein flotter Wechsel mit der Hitze: Die brachte nun ein anderes Thema in den Vordergrund, denn auch eine Fahrbahn kann ganz schön ins "Schwitzen" kommen - und damit habe man es fast zu tun gehabt, sagt Schneider. Der Verkehr drücke den Splitt hinunter, während der Beton sich verflüssige, die Folge: Die Oberflächen werden glatt. "Das war grenzwertig", erzählt Reinhold Schneider. "Noch ein, zwei Tage länger so hohe Temperaturen, und wir hätten Splitt nachstreuen müssen."

Die Hitze: Sie stellt auch mit dem menschlichen Körper so einiges an - weshalb die Ärzte im Krankenhaus in diesem Sommer aber weniger mit den typischen Sommerkrankheiten zu tun hatten, sagt Dr. Thomas Koch, Chefarzt der Allgemeinen Inneren Medizin, Gastroenterologie und Stoffwechselerkrankungen am Marienhaus-Klinikum in Bitburg: "Die eher kühlen Temperaturen im Sommer machten sich bisher dahingehend bemerkbar, dass Hitzschlag, Austrocknung, Insektenstiche oder Durchfallerkrankungen durch in der Hitze verdorbene Speisen etwas seltener sind." Der rasche Wetterwechsel der vergangenen Tage mache jedoch vielen Menschen mit Kreislaufproblemen sehr zu schaffen.
Dafür hat er aber Tipps parat: Wenn es sehr heiß ist, gilt eine einfache Regel: "auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten und größere körperliche Anstrengungen im Freien meiden, wenn, dann mit Kopfbedeckung, Sonnenschutz und leichter Kleidung."

Und dann könnte man auch noch einen Kopfsprung ins kühle Nass wagen - zum Beispiel im Freibad Kyllburg. Darüber würde sich auch Norbert Breuer von der Verbandsgemeinde-Verwaltung freuen, denn die Saison laufe bislang "äußerst bescheiden". Seit der Eröffnung Ende Mai waren etwa 4500 Besucher da - "in den vorangegangenen Sommern waren das immer doppelt bis dreimal so viel", sagt er. Schuld ist natürlich: das Wetter.
Womit wir wieder wieder bei dem Wunsch von Bernhard Weber wären - bitte noch ein bisschen Sommer, aber nicht zu viel.

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