Wenn die Busfahrt zum Luxus wird

Weil der Kreis laut Schulgesetz Beförderungskosten der Schüler nur bis zur nächstgelegenen Realschule plus übernimmt, müssen sich die Eltern in bestimmten Fällen an den Kosten beteiligen. Im Fall der Realschule Neuerburg sind das bis zu knapp 100 Euro monatlich.

 Wird teurer: die Schülerkarte zur Realschule Neuerburg. TV-Foto: Archiv/Uwe Hentschel

Wird teurer: die Schülerkarte zur Realschule Neuerburg. TV-Foto: Archiv/Uwe Hentschel

Neuerburg. Eltern, deren Kinder ab diesem Schuljahr die Realschule plus in Neuerburg besuchen, müssen teilweise tief in die Tasche greifen. Vor allem dann, wenn sie in Irrel wohnen. 97,80 Euro Eigenanteil muss für jedes Kind bezahlt werden, das ab Schuljahresbeginn 2009/2010 mit dem Schüler-Mobil-Ticket von Irrel nach Neuerburg fährt. Höher kann der Eigenanteil auch nicht sein. Denn diese 97,80 Euro entsprechen den Gesamtkosten des Tickets.

Gymnasien sind von der Regelung nicht betroffen



Grund für diesen Selbstkostenanteil in hundertprozentiger Höhe sind Bestimmungen des Schulgesetzes, wonach der Kreis lediglich dazu verpflichtet ist, die Fahrkosten zur nächstgelegenen Realschule plus zu übernehmen. Und weil aus der bisherigen Regionalen Schule Irrel mit Beginn des neuen Schuljahrs eine Realschule plus wurde, trifft diese neue Regelung Neuerburger Schüler, die aus Irrel kommen, besonders hart.

Insgesamt 17 Schüler der Neuerburger Realschule sind von dieser Regelung betroffen, und je nach Entfernung ist der Eigenanteil unterschiedlich hoch: 34,90 Euro monatlich sind es für die betroffenen Schüler aus Holsthum, Peffingen, Prümzurlay und Schankweiler, 48,90 Euro für die Kinder aus Bollendorf und Echternacherbrück, 63 Euro beträgt der Eigenanteil für Gilzem und die bereits erwähnten 97,80 Euro für Irrel. Diese Regelung gilt allerdings nur für jene Kinder, die ab diesem Sommer die Realschule plus in Neuerburg besuchen. Wer also bereits im vergangenen Jahr Schüler der Neuerburger Einrichtung war, ist davon nicht betroffen.

Den Eltern sei das im Vorfeld bekannt gewesen, sagt Ute Zehren, Leiterin der Neuerburger Realschule, und einige hätten sich darüber auch sehr geärgert, ihr Kind aber dennoch in Neuerburg angemeldet. Einer der Gründe sei sicherlich das Angebot, das sich in einigen Punkten von Irrel unterscheide. So biete Neuerburg beispielsweise auch Latein an, was in Irrel bislang nicht der Fall sei, erklärt Zehren. Zudem gebe es Fälle, in denen sich die Kinder und Eltern für Neuerburg entschieden hätten, weil bereits der Bruder oder die Schwester dort sind. Nichtsdestotrotz habe sich die neue Regelung bemerkbar gemacht.

"Uns sind viele Schüler aus der Grundschule Bollendorf verloren gegangen", sagt sie. Was für einige Eltern nicht nachvollziehbar ist, ist die unterschiedliche Vorgehensweise bei Gymnasien und Realschulen. Denn für den Besuch von Gymnasien gibt es eine Entfernungsregelung in dieser Form nämlich bislang nicht.

Meinung

Nur ein schwacher Trost

Klar hat es wenig Sinn, dass der Kreis Schülern eine Fahrkarte für eine kilometerweit entfernte Schule bezahlt, obwohl eine Schule des gleichen Typs viel näher liegt. Mal ganz davon abgesehen, dass dies auch für den Schüler kein Vergnügen sein sollte, täglich derart weite Wege auf sich zu nehmen, ist es auch für den Kreis sinnfrei, mehr Geld auszugeben als nötig. Das sollte allerdings nur so lange gelten, wie das Angebot der beiden Schulen identisch ist. Das ist im Fall der Realschulen plus in Neuerburg und Irrel aber nicht so - Latein beispielsweise wird nur in der Enztal-Stadt angeboten, und auch in anderen Punkten unterscheiden sich die Lehrpläne. Eltern und Schüler sollten jedoch auf jeden Fall die Möglichkeit haben, das für sie optimale Bildungsangebot zu wählen - ohne dass finanzielle Erwägungen eine Rolle spielen. Dies ist aufgrund der Regelungen im Schulgesetz zurzeit im Kreis allerdings leider nicht der Fall. Dass dies vielleicht nur zwei Jahre lang so ist, wenn denn die Realschule plus in Irrel in eine Integrierte Gesamtschule umgewandelt wird, ist da nur ein schwacher Trost. n.ebner@volksfreund.deEXTRA Der Mehrkostenanteil für Eltern könnte sich wieder ändern, weil Irrel für das Schuljahr 2011/2012 die Umwandlung in eine Integrierte Gesamtschule (IGS) anstrebt. Denn Irrel hätte dann keine Realschule plus mehr. Damit könnten Kinder, die näher an Irrel als an Neuerburg wohnen, möglicherweise wieder die Realschule in Neuerburg besuchen, ohne dass dafür ein finanzieller Eigenanteil anfiele. Ob es in Irrel zu einer IGS kommen wird, ist derzeit allerdings noch offen. Denn ein erster Antrag für das Schuljahr 2010/2011 wurde vom Land abgelehnt. (uhe)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort