Wenn die Mutter plötzlich Pflege braucht

Bitburg-Prüm · Was es bedeutet, im Alltag auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, darüber machen sich viele Menschen erst Gedanken, wenn sie selbst mit dieser Situation konfrontiert werden. Für die Mitarbeiter der vier sogenannten Pflegestützpunkte in Bitburg, Prüm, Arzfeld und Speicher gehören diese Gedanken zum Alltag. Sie vermitteln den Betroffenen und deren Angehörigen sämtliche Möglichkeiten der Unterstützung.

Eine junge Familie im Eifelkreis. Eine Erkrankung führt dazu, dass die Mutter von heute auf morgen im Rollstuhl sitzt. Auf dem Haus ist eine Hypothek, im Haus sind Treppen. Beides wird zum Problem. Schlagartig verwandelt sich die Routine des Alltags zur Herausforderung.

Keiner hat damit gerechnet, doch plötzlich ist die junge Familie mit einer Situation konfrontiert, für die es in der Lebensplanung bislang keinen Platz gab. Es tauchen Fragen auf, mit denen man sich vorher nie auseinandergesetzt hat: Wer hilft bei der Pflege? Wer unterstützt die Familie im Haushalt? Wie sieht es mit der medizinischen Versorgung aus? Was muss in der Wohnung verändert werden? Und wer soll das alles bezahlen?

Martina Weber kennt diesen Fall. Sie kennt die Fragen und glücklicherweise die Antworten. Sie ist eine von insgesamt acht Mitarbeitern der vier sogenannten "Pflegestützpunkte". Einer dieser Stützpunkte ist in Bitburg, ein anderer in Prüm und die beiden übrigen in Arzfeld und Speicher. "Es sind oft einschneidende Erlebnisse, in denen die Angehörigen kopflos dastehen", erklärt Martina Weber. "Und unsere Aufgabe besteht darin, ein Netzwerk um die Betroffenen herum aufzubauen, damit diese am Leben wieder teilnehmen können."
Zu diesem Netzwerk gehören neben Krankenkassen, Pflegediensten, medizinischen und therapeutischen Diensten auch Haushaltshilfen, Betreuungsangebote oder aber Fahrdienste, die allesamt über die Pflegestützpunkte vermittelt werden können. Darüber hinaus helfen die ausgebildeten Fachkräfte bei Anträgen zur Pflegeeinstufung, der Beantragung finanzieller Hilfen seitens des Kreises, beim Erstellen einer Patientenverfügung oder aber bei rechtlichen Fragen.

"Das Angebot ist kostenlos und trägerneutral", erklärt Albert Pick vom Arzfelder Stützpunkt. Er und seine Kollegen betreuen kreisweit jährlich rund 1000 Pflegefälle. In den meisten Fällen werden die Betroffenen zu Hause besucht. Dabei handelt es sich überwiegend um Menschen, die altersbedingt auf Hilfe angewiesen sind, nicht selten aber auch um Menschen, die aufgrund einer Behinderung, eines Unfalls oder aber einer Erkrankung zum Pflegefall werden.
Ziel sei es dabei vor allem, dafür zu sorgen, dass der Pflegebedürftige solange wie möglich zu Hause versorgt werden könne, sagt Siegfried Kalkes vom Stützpunkt in Bitburg. Wichtig sei auch, dass der Klient immer Herr des Verfahrens bleibt, fügt Kalkes hinzu. Das betont auch Jutta Zerwer, die ebenfalls in Bitburg tätig ist: "Wir bieten den Menschen nur Maßnahmen an, aber wir stülpen ihnen nichts drüber."
Extra

Der Pflegestützpunkt ist ein kostenloses Betreuungsangebot, das im Zuge der gesetzlichen Pflegereform in Rheinland-Pfalz eingerichtet wurde. Es wird gemeinschaftlich finanziert von den Kranken- und Pflegekassen des Landes, dem rheinland-pfälzischen Sozialministerium sowie den Landkreisen und kreisfreien Städten. Landesweit gibt es 136 dieser Stützpunkte, davon vier im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Pflegestützpunkt Bitburg, zuständig für Bitburg und Bitburg-Land: Erdorfer Straße 17 (Limbourgs Garten), Telefon: 06561/94937-88 und -89, E-Mail: info@psp-bitburg.de , Ansprechpartner: Siegfried Kalkes und Jutta Zerwer. Pflegestützpunkt Prüm, zuständig für Prüm und VG Prüm: Kalvarienbergstraße 1 (Konvikt, Haus der Kultur), Telefon: 06551/9659-177, -178 und -179, Ansprechpartner: Martina Weber und Yordanka Jungen. Pflegestützpunkt Speicher, zuständig für die Verbandsgemeinden Speicher, Irrel und Kyllburg: Schulstraße 2, Telefon: 06562/9648-50 und -51, E-Mail: speicher@psp-bitburg- pruem.de, Ansprechpartner: Marie Luise Glücks, Lisa Stolte-Hohmann und Rainer Katzenbächer. Pflegestützpunkt Arzfeld, zuständig für die Verbandsgemeinden Arzfeld und Neuerburg: Luxemburger Straße 5, Telefon: 06550/92997-98 und -97, Ansprechpartner: Martina Weber und Alfred Pick. uhe

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