Wenn die Tourist-Info im Graben liegt…

So richtig glücklich sind die wenigsten mit der Entscheidung des Verbandsgemeinderats Bitburg-Land, der den Umzug der Tourist-Info vom Standort "Im Graben" in die Bitburger Marken-Erlebniswelt gestoppt hat. Auch Tourismus-Fachleute fürchten, dass eine einmalige Chance verspielt wird.

 Etwas versteckt abseits der Fußgängerzone, wenig Parkplätze, keine Laufkundschaft: Der derzeitige Standort der Bitburger Tourist-Info „Im Graben“ ist nicht optimal. TV-Foto: Dagmar Schommer

Etwas versteckt abseits der Fußgängerzone, wenig Parkplätze, keine Laufkundschaft: Der derzeitige Standort der Bitburger Tourist-Info „Im Graben“ ist nicht optimal. TV-Foto: Dagmar Schommer

Bitburg. "Die Bitburger Marken-Erlebniswelt wird ein Besucher-Magnet. Das wäre eine einmalige Chance, die Markenwelt-Besucher auf Sehenswertes sowie Urlaubs- und Freizeitmöglichkeiten in Bitburg und Umland aufmerksam zu machen", sagt Professor Andreas Kagermeier vom Fachbereich Freizeit und Tourismus der Universität Trier. Deutlicher wird Dietmar Tures, Geschäftsführer der Truide GmbH, Bitburg, die mit der Tourist-Info seit Jahren zusammenarbeitet: "Wenn man so eine historische Chance an sich vorbeiziehen lässt, muss man sich schon fragen, ob in Deutschland von der Politik nicht bald alle Lichter ausgeknipst werden."

Immerhin erwartet die Bitburger Marken-Erlebniswelt rund 100 000 Besucher jährlich. "Wenn die Politik eine standortabhängige Infrastruktur wie eine Tourist-Info im Abseits stehen lässt, baucht man sich auch nicht zu wundern, wenn vorliegende Potenziale nicht ausgeschöpft werden", sagt Tures und ergänzt: "Auf dem Bitburger Tourismusforum werden jedes Jahr Lobreden von Politikern gehalten, wie wichtig Tourismus für die Region ist. Wenn aber strategisch wichtige Entscheidungen getroffen werden sollen, dann kneift man."

Auch Jürgen Backes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land, hätte sich von dem Umzug "wichtige tourismuspolitische Impulse" versprochen, weshalb er entgegen der Mehrheit der CDU-Fraktion dafür gestimmt hat (der TV berichtete). "Durchgesetzt haben sich diejenigen, die die Risiken für den Haushalt im Blick haben.

Leiter der Tourist-Info hofft auf neue Beratung

Die Entscheidung ist das Ergebnis eines demokratischen Willensbildungsprozesses, den es zu akzeptieren gilt", sagt Backes. Anders sieht das die FWG-Fraktion, die als einzige Fraktion geschlossen für den Umzug war. "Die FWG versteht die Ablehnung des Standort-Wechsels nicht. Der Tourismus hätte eine mutige Entscheidung gebraucht", sagt FWG-Fraktionschef Willi Fink. "Als Tourist-Info sollte man auf die Besucher zugehen und sich nicht im Graben verstecken", findet auch FWG-Mann Johannes Junk, Ortsbürgermeister in Meckel. Die SPD, die geschlossen gegen den Umzug gestimmt hat, ist mit dem Ergebnis ebenfalls nicht zufrieden. "Es wäre vernünftig, erneut darüber zu sprechen. Wir sind für den neuen Standort, hatten aber Bedenken wegen der unklaren Rechtslage", erklärt SPD-Ratsmitglied Monika Fink, die sich vorstellen könnte, dass das Thema noch mal verhandelt wird, wenn das Oberverwaltungsgericht Koblenz die Rechtslage der Tourismus-Finanzierung in Kyllburg geklärt hat. Frank Schaal, Leiter der Tourist-Info, sagt: "Mir wäre jede Initiative recht, die das Thema noch mal anstößt." Auch ein Anschluss der Tourist-Infos Irrel und Kyllburg könnte er sich am neuen Standort vorstellen und betont: "Ich finde solche Kooperationen sehr sinnvoll. Aber der Vorstoß dazu muss aus den entsprechenden Verbandsgemeinden kommen."

Meinung

Von Dagmar Schommer

Noch ist nicht alles verloren

Mit der Entscheidung des Verbandsgemeinderats Bitburg-Land kann keiner wirklich zufrieden sein. Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Südeifel und belebt nicht nur die Hotels und Pensionen, sondern darüber hinaus auch Handwerk und Handel. Die Aussicht, an einem strategisch günstigen Ort wie dem Foyer von Stadthalle und Bitburger Marken-Erlebniswelt um zusätzliche Gäste werben zu können, sollte deshalb nicht endgültig aufgegeben werden. Sonst wäre tatsächlich eine Chance vertan, die in dieser Form nicht wieder kommt. Spätestens wenn die Rechtslage der Tourismus-Finanzierung mit dem Koblenzer Urteil zur Kyllburger Tourist-Info geklärt ist, sollte Bitburg-Land erneut beraten. Noch sind Hopfen und Malz nicht verloren. d.schommer@volksfreund.de

EXTRA

Tourismus zieht: Tourismus ist ein - vielleicht unauffälliger, aber wichtiger - Wirtschafts-Faktor im Bitburger Land. Mehr als 30 Millionen Euro Jahresumsatz verbucht diese Branche im Bitburger Land. 133 000 Gäste buchen rund 350 000 Übernachtungen im Jahr. Hinzu kommen die nicht zählbaren Tages-Touristen und Camper (rund 20 000 im Jahr). Die Tourist-Info für das Feriengebiet Bitburger Land betreut rund 100 Betriebe - vom großen Vier-Sterne-Haus bis zur kleinen Pension oder den Anbietern von "Ferien auf dem Bauernhof". (scho)

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